Darmstädter Heilsspiegel
Der Darmstädter Heilsspiegel ist eines der schönsten und faszinierendsten Exemplare des Speculum humanae salvationis - einem echten Bestseller der spätmittelalterlichen Erbauungsliteratur. Die gereimten lateinischen Verse und 136 intensiv kolorierten Miniaturen führen der Leserschaft den schicksalhaften Heilsplan des christlichen Gottes vor Augen, der sich der Auffassung nach aus den biblischen Geschichten und weiteren historischen Ereignissen ergibt, die einander gegenübergestellt werden. Im Darmstädter Heilsspiegel erscheint die Kombination aus Bild und Text in einem ungewöhnlichen Layout, das die spirituelle Kontemplation besonders auf die 68 eindringlichen Bildseiten lenkt. Diese dienten ab Ende des 14. Jahrhunderts der Erbauung der franziskanischen Nonnen im Kloster St. Clara auf dem Clarenberg in Hörde, denen die Handschrift von einem Dortmunder Priester aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geschenkt wurde.
Darmstädter Heilsspiegel
Der Speculum humanae salvationis (dt. Spiegel des menschlichen Heils) war eines der verbreitetsten Erbauungsbücher des ausgehenden Mittelalters. Er diente besonders Laien dazu, die christliche Heilsgeschichte nachzuvollziehen und Zusammenhänge zwischen dem Alten und Neuen Testament zu verstehen.
Als typologisches Werk zeigte der Heilsspiegel sogenannte Präfigurationen auf: Jeder neutestamentlichen Geschichte (‚Antitypus‘) wurden drei ‚Typen‘ des Alten Testaments und teilweise der griechischen und römischen Mythologie gegenübergestellt, deren vielfältige Analogien bezeugen sollten, dass die Ankunft des Messias Jesus Christus vorherbestimmt war und sich bereits in den eigentlich jüdischen Schriften der Bibel andeutete. Daraus wurde auf den allumfassenden Heilsplan Gottes geschlossen.
Innovatives Layout für tiefe Kontemplation
In den zahllosen Handschriften und Drucken des beliebten Werks wird der Text üblicherweise von Bildern begleitet, die die Typen und Antitypen einander visuell gegenüberstellen. Dabei werden Text und Bild meist gemeinsam auf den Seiten präsentiert. Im Darmstädter Heilsspiegel fanden die Buchkünstler*innen eine andere Lösung: Auf jede reine Bild-Doppelseite folgen zwei Textseiten, so dass sich Text und Bild jeweils getrennt hingegeben werden kann. Dabei sollten die Miniaturen offenbar zuerst betrachtet werden und die spirituelle Meditation anregen, bevor sich mittels des Textes inhaltlich weiter vertieft werden konnte.
136 typologische Miniaturen
Die insgesamt 68 gegenüberliegenden Bildseiten sind dabei viergeteilt und zeigen links oben in der Regel den neutestamentlichen 'Typus' und darunter sowie auf der rechten Seite drei Miniaturen alttestamentlicher, ‚antitypischer‘ Szenen in roten Rahmungen. Dabei sind die Szenen oft auch kompositorisch aufeinander bezogen. Die zahlreichen Figuren erscheinen meist vor einem pergamentfarbenen Hintergrund, der die Handlungen umso farbenfroher erscheinen lässt. Sorgfältige Inschriften in schmalen Schriftrollen lassen keinen Zweifel daran, wer dargestellt ist.
Kalligrafische Verse
Während die Illuminationen wahrscheinlich von zwei unterschiedlichen Händen geschaffen wurden, war für den Text wohl nur eine geübte Hand verantwortlich. Diese brachte die lateinischen Verse einspaltig und in der formalsten und kunstvollsten Schriftart der Zeit auf das Pergament: der Textualis formata. Jede Doppelseite wird zudem von einer großen roten oder blauen Initiale eingeleitet, jeder gereimte Zweizeiler mit einer kleinen Lombarde, ebenfalls alternierend rot und blau.
Für das Seelenheil franziskanischer Nonnen
Wer dieses prachtvolle Heilsspiegel-Exemplar in Auftrag gab, ist bis heute ungeklärt. Allerdings muss es sich bereits kurz nach seiner Entstehung um 1360 im Besitz des Dortmunder Priesters Thidemann, genannt Cleppinck, befunden haben. Dieser vermachte es Ende des 14. Jahrhunderts dem Klarissenkloster Clarenberg in Hörde ganz in der Nähe des historischen Dortmunds zum Seelenheil der Nonnen, wie der Besitz- und Schenkungsvermerk am Ende der Handschrift angibt. Das Kloster wurde 1591 in ein adeliges Damenstift umgewandelt und wohlmöglich in diesem Zuge in einen neuen Schweinsledereinband gekleidet. Irgendwann vor dem Ende des 18. Jahrhunderts fand der Codex seinen Weg in Hände außerhalb des Klosters und landete schließlich im Besitz des Barons von Hüpsch (1730–1805), wo es 1793 und 1803 nachweisbar ist. Wann die Handschrift nach Dortmund kam, ist hingegen ungeklärt. Dort wird sie heute unter der Signatur Hs 2505 bewahrt.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Weg zum Seelenheil
Speculum humanae salvationis
Darmstadt Mirror of Human Salvation - Umfang / Format
- 142 Seiten / 35,0 × 20,0 cm
- Herkunft
- Deutschland
- Datum
- Um 1360
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Textualis formata
- Buchschmuck
- 68 Bildseiten mit insgesamt 136 gerahmten Miniaturen, 3 große Fleuronnée-Initialen und Dutzende rote und blauen Lombarden
- Inhalt
- Erbauungsbuch zur christlichen Heilsgeschichte, das die Geschichten des Neuen Testaments mit Fokus auf den Leben von Jesus und Maria in typologischer Manier aus den Erzählungen des Alten Testaments sowie der griechischen und römischen, antiken Mythologie
- Vorbesitzer
- Thidemann, genannt Cleppinck
Klarissenkloster Clarenberg in Hörde
Johann Wilhelm Carl Adolf von Hüpsch, genannt Baron von Hüpsch (1730–1805)
Darmstädter Heilsspiegel
Jona und der Wal
Diese Miniatur zeigt, wie der der alttestamentliche Prophet Jona während eines grausigen Sturms auf eigene Anweisung von einem Schiff geworfen wird, da er Schuld an dem lebensgefährlichen Unwetter hat. Sein Opfer für seine Mitmenschen wird von Gott mit seiner Rettung durch den großen, grünen Walfisch belohnt. Dieser verschlingt ihn zwar, doch wird Jona drei Tage und drei Nächte in seinem Bauch überleben, bis das Meerestier ihn an Land ausspuckt. Diese Geschichte wird im Heilsspiegel als Vorausdeutung der Auferstehung Christi gedeutet, die erst geschieht, nachdem er ebenfalls „drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde“ (Mt. 12,40) war.

Darmstädter Heilsspiegel
Der Traum des Mundschenken des Pharaos als Vorausdeutung der Geburt Jesu
Die untere Miniatur dieser Seite zeigt den alttestamentlichen Mundschenken des Pharaos unter einer Weinrebe liegen. Ein sogenannter Stock dient dabei als Fußfessel, die signalisiert: er ist ein Gefangener. Der Weinstock erscheint ihm dort im Traum. Dabei hält er den Becher des Pharaos und presst den Traubensaft mit bloßer Hand hinein – ein Verweis auf die Eucharistie.
Darüber stillt Maria den neugeborenen Jesus, den sie liebevoll im Arm hält. Der Traum des Mundschenken dient im Heilsspiegel als Typus für die Geburt des christlichen Erlösers, da Christus in der christlichen Lehre auch als Weinstock gedeutet wird, der mit seinem Blutopfer die Befreiung der Menschheit erwirkt.

#1 Der Weg zum Seelenheil (Vorzugsausgabe)
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
#2 Speculum Humanis Salvationis (Normalausgabe)
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Italienisch
#3 Heilsspiegel. Speculum humanae salvationis.
Details zur Faksimile-Edition:
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