Kölner Gebetbuch des Johann von Landen

Kölner Gebetbuch des Johann von Landen – Urs Graf Verlag – Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (Köln, Deutschland)

Köln (Deutschland) — 1506–1507

Beten, wie einem der Schnabel gewachsen ist: Ein Kleinod des frühen Kölner Buchdrucks mit 30 fein kolorierten Holzschnitten als Illustration der gesamten Heilsgeschichte – auf Kölsch

  1. Das am Rhein gelegene Köln war ein wichtiges frühes Zentrum des Buchdrucks während der deutschen Renaissance

  2. Johann von Landen (ca. 1462-1521) schrieb sich 1481 an der Universität Köln ein, bevor er sich als Drucker niederließ

  3. Während die überwiegende Mehrheit der in Köln gedruckten Texte lateinisch war, wurde ein Drittel von Landens Werken in deutscher Sprache gedruckt

Kölner Gebetbuch des Johann von Landen

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Beschreibung
Kölner Gebetbuch des Johann von Landen

Dieses kleine Gebetbuch stellt ein Juwel des frühen Kölner Buchdrucks dar und ist in kölscher Mundart verfasst. Der aus 31 Blättern bestehende Codex enthält eine Reihe von Gebeten, die von farbigen Holzschnitten auf den gegenüberliegenden Seiten begleitet werden und einen vollständigen Zyklus der gesamten Heilsgeschichte vom Sündenfall bis zum Jüngsten Gericht in Wort und Bild präsentieren. Text und Bilder wurden sorgfältig aufeinander abgestimmt, um dem Leser eine tiefere Betrachtung zu ermöglichen. Obwohl sie nicht datiert ist, haben Forscher festgestellt, dass die verwendete Schrift mit Sicherheit Johann von Landen zugeschrieben werden kann, der sich 1481 an der Universität Köln immatrikulierte. Im Jahr 1503 beteiligte er sich am erfolglosen Protest der Kölner Drucker gegen die Zensur des Erzbischofs. Es wird angenommen, dass er dieses Gebetbuch um 1506-07 gedruckt hat. 68 Drucke von Landens sind bis heute erhalten geblieben, vor allem religiöse Literatur für ein Laienpublikum, aber auch Reiseberichte, Schulbücher, Gesetzestexte, ein Buch über Astronomie und ein kaiserliches Dekret. Ein Drittel seiner Texte wurde in deutscher Sprache gedruckt, was für die in Köln produzierten Bücher außergewöhnlich war: Von ihnen wurden nur 4 % in der Volkssprache gedruckt.

Kölner Gebetbuch des Johann von Landen

Das sogenannte Kölner Gebetbuch ist ein besonderer Schatz unter den bis heute erhaltenen vorreformatorischen deutschen Gebetbüchern. Es misst nur 50 x 84 mm, war offensichtlich für den persönlichen Gebrauch bestimmt und enthält 31 Gebete, die in der damaligen Sprache Kölsch geschrieben wurden. Der Codex unterscheidet sich von früheren deutschen Gebetbüchern durch seinen Bilderzyklus: Er ist so gestaltet, dass jedem Gebetstext ein entsprechender ganzseitiger Holzschnitt gegenübersteht, so dass er auch für die religiöse Erbauung von Lese- und Schreibunkundigen nutzbar war. Insgesamt gibt es 30 farbige Holzschnitte von einem unbekannten Künstler, die die einfachen Texte illustrieren. Wie bei vielen Inkunabeln gibt es auch bei diesem Codex keine Informationen darüber, wann, wo und von wem er gedruckt wurde. Forscher konnten jedoch feststellen, dass die verwendete Schrift aus der Druckerei des Johann von Landen (1462–1522) stammt, der 1497 Bürger von Köln wurde, und haben den Druck auf 1506–07 datieren können.

Ein Spiegelbild des Zeitgeistes

Der Schwarze Tod tötete in der Mitte des 14. Jahrhunderts nicht nur Millionen von mittelalterlichen Europäern, sondern erschütterte auch die Grundlagen ihres Glaubens. Als die Menschen ihre Seelen überprüften, breitete sich eine neue Religiosität in Europa aus, die sich in der Übernahme konservativer, meist schwarzer Kleidung durch den Adel und die Kaufmannsschicht widerspiegelte, fast so, als ob sie die Toten noch über Generationen hinweg betrauerten. Das vorreformatorische Deutschland war eine äußerst fromme Zeit und ein äußerst frommer Ort, der durch das vermehrte persönliche religiöse Engagement der Laien gekennzeichnet war. Diese Suche nach dem Glauben wurde von zeitgenössischen Autoren gefördert und von den Buchdruckern unterstützt, die natürlich von diesem Trend profitierten. Infolgedessen gibt es zahlreiche gedruckte geistliche Texte verschiedener Art aus der Zeit vor 1517, als Martin Luther (1483–1546) seine berühmten Fünfundneunzig Thesen schrieb. Die überwiegende Mehrheit davon war in lateinischer Sprache verfasst, und eine erstaunlich geringe Zahl privater Gebetbücher wurde in deutscher Sprache gedruckt, was diesen kölschen Text umso wertvoller macht.

Täuschend einfache Bildsprache

Für das moderne Auge sehen die Holzschnitte, die diesen Codex illustrieren, simpel und naiv aus, aber in Wirklichkeit bedienen sie sich eines reichhaltigen Systems von Bildern und Symbolen, die für ein mittelalterliches Publikum selbstverständlich waren. So hat zum Beispiel jede Geste der dargestellten Figuren eine Bedeutung, die über die Handlung in der Szene hinausgeht und auf den breiteren Kontext der Heilsgeschichte verweist. Selten waren Bild und Text so harmonisch gestaltet und ergänzten sich gegenseitig. Leider gehört diese Bildsprache nicht mehr zum Wortschatz des modernen Menschen, außer allenfalls bei Gelehrten, Theologen und besonders frommen Mitmenschen.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Cologne Prayerbook of Johann von Landen
Umfang / Format
64 Seiten / 8,4 × 6,0 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1506–1507
Sprache
Buchschmuck
30 kolorierte Holzschnitte
Inhalt
persönliche Gebete im Kölner Dialekt
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Kölner Gebetbuch des Johann von Landen – Urs Graf Verlag – Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (Köln, Deutschland)
Urs Graf – Zürich, 1988
Limitierung: 99 Exemplare
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Kölner Gebetbuch des Johann von Landen

Die Verhaftung von Jesus

Nach dem letzten Abendmahl führte Jesus seine Jünger in den Garten Gethsemane, wo der Verräter Judas Jesus küsste, um ihn vor einer Gruppe bewaffneter Männer zu identifizieren, die ihm auflauern wollten, um ihn zu verhaften. Diese Szene verbindet den Kuss des Judas mit der Verhaftung Jesu, indem sie beide Szenen gleichzeitig darstellt: Die bewaffneten Männer sind bereits erschienen und haben Hand an Jesus gelegt, während er noch von Judas umarmt wird. Simon Petrus steht links mit gezogenem Schwert, hat aber noch keinen der bewaffneten und wie zeitgenössische Fußsoldaten gekleideten Angreifer verwundet.

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Kölner Gebetbuch des Johann von Landen

Das letzte Abendmahl

Der Künstler dieses Holzschnitts hat es geschafft, auf kleinem Raum alle dreizehn Figuren dieser archetypischen Szene unterzubringen, indem er alles auf die wichtigsten Elemente reduzierte: die Bänke, einen Tisch und einen Teller mit einem Fisch – ein frühchristliches Symbol für Christus selbst. Während die meisten westlichen mittelalterlichen Darstellungen Lammfleisch zeigen, folgt dieser Holzschnitt dem byzantinischen Modell mit Fisch als Hauptmahlzeit, was vielleicht den Zustrom griechischer Gelehrter widerspiegelt, die zu dieser Zeit aus Konstantinopel flohen.

Jesus mit seinem Kreuz sitzt natürlich in der Mitte, und Johannes, "der Jünger, den Jesus liebte" (Joh 13, 23), ist schlafend dargestellt, den Kopf auf den Tisch gestützt oder an Jesu Brust gelehnt. Der andere Apostel, der identifizierbar ist, ist Judas, denn er ist die einzige Figur auf dem Holzschnitt, die keinen Heiligenschein trägt. Dies dürfte darauf hindeuten, dass zu diesem Zeitpunkt der Satan bereits in ihn eingedrungen ist.

Kölner Gebetbuch des Johann von Landen – Urs Graf Verlag – Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (Köln, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Das Kölner Gebetbuch des Johann von Landen aus dem Jahre 1506/07

Urs Graf – Zürich, 1988

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Urs Graf – Zürich, 1988
Limitierung: 99 Exemplare
Einband: Ledereinband mit 4 echten Bünden, spezielles Büttenpapier
Kommentar: 1 Band von Wolfgang Schmitz und Joachim Gaus
Transkription und Übersetzung von Johannes Rathofer
Language: German Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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