Marien-Homilien
Die Marien-Homilien sind eine illuminierte Handschrift, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Konstantinopel entstand und aus sechs Homilien besteht. Es handelt sich dabei um Kommentare zu einer der Jungfrau Maria gewidmeten Schriftlesung von Jakobus von Kokkinobaphos. Der luxuriöse Codex enthält 82 farbenprächtige und mit Goldgrund versehene Miniaturen des Meisters von Kokkinobaphos und ist ein herausragendes Zeugnis der kulturellen Schätze des byzantinischen Reiches. Die islamischen Einflüsse in dem Kunstwerk zeigen sich in kunstvollen Teppichen sowie in der Architektur des wunderschönen Frontispiz. Gleichzeitig sind Einflüsse aus der westlichen romanischen Tradition in der verstärkten Menschlichkeit und Emotionalität der Figuren zu erkennen, die im Gegensatz zu den traditionell statischen und ikonenhaften Formen der byzantinischen Kunst stehen. Ursprünglich war das Manuskript für die Frau des Fürsten Andronikos Komnenos, Irene die Sevastokratorìssa, bestimmt, der Jakobus als persönlicher Seelsorger diente.
Die Marien-Homilien
Das Byzantinische Reich war eines der langlebigsten Kaiserreiche der Weltgeschichte. Einige der bedeutendsten Werke der Kunst und Literatur entstammen der byzantinischen Kultur. Die begehrten handschriftlichen, illustrierten Codices der byzantinischen Meister beeinflussten die Buchkunst über die Jahrhunderte hinweg. Unter den unzähligen Berühmtheiten der byzantinischen Schule befand sich der Kokkinobaphos-Meister. Seine Marien-Homilien, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sind, bilden die wohl schönste Handschrift des Jakobos. Das liturgische Werk ist mit 82 teils ganzseitigen Miniaturen auf schimmerndem Goldgrund illustriert.
Was ist eine Homilie?
In der katholischen Kirche bezeichnet der Begriff „Homilie“ die Predigt im Gottesdienst, in der die vorgetragenen biblischen Lesungen ausgelegt werden. Die Homilie ist ein fester Bestandteil der kirchlichen Messen an Sonn- und Festtagen. Innerhalb einer heiligen Messe ist die Homilie kirchlichen Amtsträgern vorbehalten, außerhalb der Messfeier kann sie auch von Laien gehalten werden. Eine Sammlung solcher Homilien wird als Homiliar bezeichnet. Jakobos Kokkinobaphos fertigte zahlreiche wertvolle Homiliare zu unterschiedlichen biblischen Lesungen an, sein Marien-Homiliar stellt dabei wahrscheinlich seine größte Meisterleistung dar.
Kostbarste byzantinische Miniaturen
Das Marien-Homiliar umfasst 386 Seiten mit einer golden glänzenden Handschrift und 82 hochwertigen Miniaturen. Das Werk wurde in einem reichen Atelier in Konstantinopel von dem anonymen Kokkinobaphos-Meister angefertigt. Die teils ganzseitigen Miniaturen, die die in der Handschrift geschilderten biblischen Ereignisse illustrieren, sind in hochwertigen Farben gehalten. Jede Miniatur wurde auf einen großzügigen goldenen Hintergrund gesetzt. Neben den ganzseitigen Bildern enthält das Werk auch zahlreiche, mit Tier- und Pflanzenmotiven dekorierte Initialen. Die vor Gold schimmernden und funkelnden Bilder wirken auf den Betrachter fast surreal. Sie sind ein traumhaftes Beispiel für die unschätzbar wertvolle Buchkunst des längst vergangenen Reiches Byzanz.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Marian Homilies
Marienhomiliar des Mönchs Jakobos von Kokkinobaphos
Marienhomiliar des Jakobos von Kokkinobaphos - Umfang / Format
- 386 Seiten / 32,5 × 22,5 cm
- Herkunft
- Türkei
- Datum
- Erste Hälfte des 12. Jahrhunderts
- Epoche
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 82 zum Teil ganzseitige Miniaturen auf Goldgrund, eine historisierte Initiale mit der Darstellung der Madonna mit Kind, zahlreiche kleinere Zierinitialen
- Inhalt
- Der Text enthält Homilien (Gebete) und beschreibt das Leben Marias, ihre Begegnung mit Josef, die Verkündigung und so weiter
- Künstler / Schule
- Autor: Mönch Jakobus von Kokkinobaphos
Maler: Kokkinobaphos-Meister - Vorbesitzer
- Irene die Sevastokratorìssa (get. um 1150), Frau von Prinz Andronikos Komnenos (um 1108–42)
Marien-Homilien
Mariä Geburt
Jesus wurde auf wundersame Weise von einer Frau geboren, deren eigene Geburt selbst schon ein Wunder war, weil ihre Eltern lange Zeit kinderlos geblieben waren und ihre Hoffnung eigentlich bereits aufgegeben hatten. Szenen von Marias Geburt konzentrieren sich daher auf Darstellungen von häuslicher Glückseligkeit und die Verherrlichung der Mutterschaft, oft mit einem Bild von Maria als Baby, wie sie im Bett liegt. Obwohl dies eindeutig eine byzantinische Miniatur ist, zeigt sich der Einfluss der romanischen Kunst aus dem Westen in der gelösteren und realistischeren Körperhaltung der Figuren.
Marien-Homilien
Der Sündenfall
Diese prächtige byzantinische Handschrift, die das Leben der Jungfrau Maria nachzeichnet, reicht ganz bis in die Anfänge, bis in den Garten Eden zurück. Diese meisterhafte Miniatur verfügt über einen glänzenden Goldgrund, der diesen prähistorischen Ereignissen ein zeitloses und raumloses Gepräge verleiht. Die Quelle der Erbsünde der Menschheit wird hier in einem einzigen, dynamischen Bild dargestellt.
Die Ereignisse des Sündenfalls werden auf ungewöhnliche Weise angeordnet und gehen nicht von links nach rechts oder von oben nach unten. Stattdessen sind sie um das wichtigste Ereignis in der Mitte der Seite angeordnet: die Täuschung von Eva durch die Schlange. Die Ereignisse drehen sich buchstäblich von dort weg, wie sich Adam und Eva ihrer Nacktheit bewusst werden und sich schämen. Ihre Scham wird deutlich durch die Blätter, mit denen sie ihre Genitalien bedecken. Anschließend werden sie aus Eden vertrieben.
#1 Das Marienhomiliar des Jakobos von Kokkinobaphos (Vorzugsausgabe)
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Deutsch, Französisch
(3.000€ - 7.000€)
#2 Marien-Homilien
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Deutsch, Französisch
(3.000€ - 7.000€)
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