Als Beutestück nach Bayern gelangt: Das wichtigste Beispiel der mittelalterlichen serbischen Buchmalerei mit 148 beeindruckenden Miniaturen
Münchner Serbischer Psalter
Serbien — Spätes 14. Jahrhundert

Münchner Serbischer Psalter
Serbien — Spätes 14. Jahrhundert
Das wichtigste Exemplar der mittelalterlichen serbischen Buchmalerei entstand Ende des 14. Jahrhunderts
148 meist ganzseitige Miniaturen auf einem prächtigen goldenen Hintergrund übersetzen das Alte und Neue Testament in die Sprache der Bilder
Die Handschrift kam als Beutestück während der Turbulenzen der Türkischen Kriege des 17. Jahrhunderts nach Bayern

Münchner Serbischer Psalter
Taufe Jesu
Während eine Gruppe von Engeln erwartungsvoll zuschaut, wird Jesus fast komplett ausgezogen gezeigt, als Johannes der Täufer die Hand ausstreckt, um seinen Kopf unter Wasser zu tauchen: „In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden!“ (Mk 1,9-11)
Münchner Serbischer Psalter
- Serbischer Psalter
- Munich Serbian Psalter
- Psautier Serbe de Munich
Kurzbeschreibung
Der beeindruckende Serbische Psalter, der heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird, ist das bedeutendste Zeugnis der serbischen Buchmalerei des Mittelalters. Die serbische Bilderhandschrift entstand im späten 14. Jahrhundert auf dem Balkan und präsentiert einen umfangreichen Bilderschmuck: insgesamt 148 meist ganzseitige Miniaturen auf prachtvollem Goldgrund illustrieren das Alte und das Neue Testament sowie die Psalmentexte. Als solch bedeutender Schatz der slawischen Buchmalerei war der Codex heiß begehrt und kann auf eine wechselvolle Provenienz zurückblicken.
Münchner Serbischer Psalter
Der beeindruckende Serbische Psalter, der heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird, ist das bedeutendste Zeugnis der serbischen Buchmalerei des Mittelalters. Die serbische Bilderhandschrift entstand im späten 14. Jahrhundert auf dem Balkan und hat einen äußerst umfangreichen Bilderschmuck: insgesamt 148 meist ganzseitige Miniaturen auf prachtvollem Goldgrund illustrieren das Alte und das Neue Testament sowie die Psalmentexte. Als solch bedeutender Schatz der slawischen Buchmalerei war der Codex heiß begehrt und kann auf eine wechselvolle Provenienz zurückblicken.
Ein fürstlicher Auftrag
Vermutlich handelt es sich bei der beeindruckenden Serbischen Handschrift, bekannt als Münchner Serbischer Psalter, um den Auftrag des serbischen Fürsten Lazar Hrebeljanović oder seines Sohnes Stefan Lazarević. Hrebeljanović (um 1329–1389) gilt als bedeutendster serbischer Feudalherr, vor allem berühmt durch seine Kämpfe gegen die Osmanen. Der Fürst von Serbien fiel in der Schlacht auf dem Amselfeld und wurde für seine Verdienste um sein Vaterland in der serbisch-orthodoxen Kirche heilig gesprochen. Stefan Lazarević (1377–1427) als sein Sohn und Nachfolger ist berühmt als Förderer der Kunst und Literatur, an seinem Hof wurde unter anderem die serbische Literatur begründet.
Slawische Kunst auf prachtvollem Goldgrund
Als fürstlicher Auftrag präsentiert sich der Serbische Psalter in überbordender Pracht. Auf 229 Seiten im Format von 28 x 19,7 cm umfasst der Bilderschmuck 148 Miniaturen. In blauen und roten Rahmen auf kostbarem Goldgrund illustrieren diese meist ganzseitigen Darstellungen – im slawischen Stil mit deutlichen byzantinischen Einflüssen - den Text der Handschrift: das Alte und Neue Testament, die Psalmen und Lobgesänge in serbischer Sprache. Das Themenspektrum reicht dabei von der Erzählung vom Barmherzigen Samariter über die Geburt Christi bis hin zur Genesis-Erzählung von Adam und Eva. Damit ist der Münchner Psalter die umfangreichste Bilderhandschrift der serbischen Orthodoxie.
Der Weg von Serbien nach Bayern
Im 15. Jahrhundert befand sich der Serbische Psalter im Besitz der serbischen Fürstenfamilie Branković und gelangte spätestens im 17. Jahrhundert ins Kloster Pribina Glava in der Fruška Gora (Sirmien). Als Beute in den Wirren der Türkenkriege gelangte die Handschrift nach Bayern und in den Besitz von Wolfgang Heinrich von Gemell zu Flischbach, der den Codex 1689 dem Kloster Gotteszell in Niederbayern schenkte. Von dort fand er 1782 seinen Weg nach St. Emmeram in Regensburg und schließlich 1810 im Zuge der Säkularisation nach München. Als Codex Monacensis Slavicus 4 ist der Serbische Psalter heute eines der Schmuckstücke der Bayerischen Staatsbibliothek.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Serbischer Psalter
Munich Serbian Psalter
Psautier Serbe de Munich - Umfang / Format
- 229 Seiten / 28,0 × 19,7 cm
- Herkunft
- Serbien
- Datum
- Spätes 14. Jahrhundert
- Stil
- Genre
- Schrift
- Unzialschrift
- Buchschmuck
- 148 oft ganzseitige Miniaturen auf Goldgrund, mit roten und blauen Rahmen versehen
- Inhalt
- Psalmen und Lobgesänge
- Auftraggeber
- Prinz Lazar Hrebeljanović von Serbien (ca. 1329 – 15. Juni 1389) oder sein Sohn Stefan Lazarević (ca. 1377 – 19. Juli 1427)
- Vorbesitzer
- Kloster Pribina Glava in der Fruška Gora
Wolfgang Heinrich von Gemell zu Flischbach
Kloster Gotteszell im Bayerischen Wald
1782 ins Kloster Sankt Emmeram in Regensburg

Münchner Serbischer Psalter
Psalm 55 / David in Gat
Auf der Flucht vor der mörderischen Eifersucht von König Saul floh David zuerst nach Nob, bevor er nach Gat, in die Philisterstadt Goliats, kam. Er wird dort wegen Zweifeln an seiner Loyalität inhaftiert. Die Überschrift dieser Miniatur lautet: „Die Heiden ergriffen David, legten ihm Handschellen an und sperrten ihn in die Stadt Gath.“
Der byzantinische Einfluss auf dieses Manuskript ist am polierten Blattgoldhintergrund, den standardisierten Gesichtern und ausdrucksstarken Gesten in dieser Miniatur sofort ersichtlich. David ist mit einem Heiligenschein dargestellt und trägt ein langes rot-goldenes Gewand mit gefesselten Händen. Hier wird er von Soldaten mit Schuppen- oder Lamellenrüstung ergriffen. Ein zweites Mal entdeckt ihn der Betrachter dann inhaftiert in einem Turm über den Mauern, wo er den Kopf auf die Hand gestützt sinnierend hinausschaut.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Münchner Serbischer Psalter“
Münchner Serbischer Psalter
- Verlag
- Reichert Verlag – Wiesbaden, 1983
- Einband
- Leinen
- Kommentar
-
1 Band (306 Seiten) von Hans Belting, Suzy Dufrenne, Svetozaz Radojcic, Rainer Stichel und Ihor Sevenko
Sprache: Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. Die Blätter sind nicht originalgetreu randbeschnitten.
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