Perikopenbuch von St. Peter

Perikopenbuch von St. Peter – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Clm 15903 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)

Kloster von St. Peter, Salzburg (Österreich) — Um 1150

Die wunderschöne Evangelienhandschrift mit dem umfangreichsten Bildprogramm des Hochmittelalers: Das Leben und Wirken Christi in 55 meisterlichen Miniaturen in einem goldgeschmückten Meisterwerk der Romanik

  1. Diese außergewöhnliche romanische Handschrift wurde in der berühmten Salzburger Abtei St. Peter geschaffen

  2. Ihre 55 farbigen Miniaturen vor goldenem Hintergrund sind sowohl quantitativ als auch qualitativ unübertroffen

  3. Sie verbinden meisterlich byzantinische Stilprinzipien mit westlicher Ästhetik

Perikopenbuch von St. Peter

Clm 15903 Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
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Beschreibung
Perikopenbuch von St. Peter

Sagenhafte 55 prachtvoll kolorierte Miniaturen mit glänzendem Goldgrund sowie 81 goldene Rankeninitialen schmücken das Perikopenbuch von St. Peter und ist damit die am reichsten illuminierte, erhaltene Evangelienhandschrift auf dem Hochmittelalter. Die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandene Handschrift entfaltet auf 106 Seiten ein wunderbares Bildprogramm zum Leben und Wirken Christi, das seinesgleichen sucht. Dabei werden die Lesungen zu den Hochfesten wie Weihnachten, Ostern oder den Marien- und Heiligenfesten oft von opulenten ganzseitigen Miniaturen in prachtvollen Rahmungen angemessen eingeleitet. Die kunstvollen Bilder sind geprägt von einer Verbindung byzantinischer Stilprinzipien mit westlichen Ikonogafien, worin sich eine nahe Verwandtschaft zu älteren Werken aus dem Skriptorium von St. Peter in Salzburg erweist, wo die Handschrift wahrscheinlich auch geschaffen wurde. Die beteiligten Schreiber und Buchmaler waren fraglos Meister ihres Fachs und brachten einen Höhepunkt der romanischen Buchkunst hervor.

Perikopenbuch von St. Peter

55 farbige Miniaturen auf Goldgrund – und damit das reichste Bildprogramm einer hochmittelalterlichen Evangelienhandschrift – sowie 81 zum Großteil figürliche Goldinitialen mit bunten Blüten und Ranken, das ist der buchkünstlerische Steckbrief des um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Perikopenbuchs von St. Peter, das unter der Signatur Clm 15903 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird. Auf den 106 Folios des Perikopenbuchs von St. Peter breitet sich vor dem Betrachter ein Bild- und Dekorationsprogramm aus, das sowohl quantitativ als auch qualitativ seinesgleichen sucht. Von den Miniaturen, die den Lesungen zum Weihnachts- und Osterkreis, zu den Heilungs- und den Erweckungswundern Christi, den Marien- und Heiligenfesten sowie dem Fest der Kreuzauffindung und -verehrung vorangestellt sind, ist weit mehr als die Hälfte ganzseitig. Breite Rechteckrahmen mit ornamentierten Füllungen zwischen goldenen und silbernen Leisten fassen die biblischen Szenen wie Tafelbilder ein. Wertvolles Blattgold bildet die Hintergrundfolie für die großfigurigen Szenen, die in kräftigen, gebrochenen Deckfarben ausgeführt sind. Vereinzelte Architekturelemente und Landschaftsangaben dienen lediglich der Verortung des Geschehens. Würdevolle Figuren dominieren den symmetrischen Bildaufbau. Durch eine lebhafte Gebärdensprache und Blicke aus großen Augen treten sie zueinander in Beziehung und vermitteln so den Inhalt des Bildes und zugleich dessen emotionalen Ausdruck. In der Verbindung byzantinischer Stilprinzipien mit Bildthemen aus westlichen Vorlagen und der Praxis, den Körper der Figuren mit Hilfe von Farbschattierungen plastisch zu modellieren erweist sich die nahe Verwandtschaft unserer Handschrift zu älteren Werken aus dem Skriptorium von St. Peter.

Eine Welt in Initialen

Diese tritt im Perikopenbuch von St. Peter in besonderer Weise auch im fantasievollen Initialschmuck zutage. Am Beginn jeder Perikope steht eine Initiale – als Einzelbuchstabe, vielfach auch als Teil einer Initialgruppe oder als Ligatur aus den beiden Anfangsbuchstaben der Einleitungsformel und des eigentlichen Perikopentextes ausgeführt. Die goldenen Buchstabenkörper werden von spiralartigen Ranken umspielt, deren Nebenschößlinge in bunten Knospen und Blüten enden. In zahllosen Variationen werden einzelne Buchstabenteile durch Lebewesen – großteils Tiere – ersetzt, was der Handschrift eine heitere Note verleiht.

Eu-Angelion – Die frohe Botschaft in Wort und Bild

Perikopenbücher (=Evangelistare) enthalten jene Abschnitte (Perikopen) aus den Evangelien, die als Lesungen für die einzelnen Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres ausgewählt wurden. Von den 71 Perikopen dieser Handschrift werden nicht weniger als 55 von Miniaturen eingeleitet. Ihre Funktion beschränkt sich nicht darauf, das im Text Referierte zu illustrieren, also mit visuellen Mitteln ein zweites Mal zu wiederholen. Vielmehr wird der Erzählhorizont mithilfe ikonographischer Mittel zusätzlich erweitert und interpretiert. Als Beispiel hierfür mag die Miniatur „Jesus unter den Schriftgelehrten“ dienen, in der der 12jährige Knabe als erwachsener, bärtiger Mann dargestellt wird. Mit diesem Kunstgriff wird das Kontinuum der Zeit überwunden und auf die spätere Rolle Christi als Messias vorausgewiesen. Solch überraschende Bildlösungen ziehen sich durch die ganze Handschrift. Sie stehen im Dienste des inhaltlichen Gesamtkonzeptes, in dem Christus als Gesalbter, als Heilsbringer – als Messias – präsentiert wird.

Ein romanisches Meisterwerk aus dem früheren Besitz von St. Erentrud in Salzburg

Seinen in der wissenschaftlichen Literatur bekannten Namen „Perikopenbuch von St. Erentrud“ verdankt der Codex dem Benediktinerinnenkloster auf dem Salzburger Nonnberg. Eine Notiz aus dem späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert auf fol. 104v der Handschrift belegt, dass der Codex spätestens ab diesem Zeitpunkt zum Klosterbestand gehörte. Und doch ist St. Erentrud weder der Entstehungs- noch der Bestimmungsort des Perikopenbuchs. Unbestritten ist die Salzburger Provenienz der Handschrift. Dafür sprechen zum einen inhaltliche Gründe, wie die mehrfache Hervorhebung des heiligen Rupert, der nicht nur das Bistum Salzburg gegründet und als erster Bischof geleitet hatte, sondern auch als Gründer der Benediktinerstifte St. Peter und St. Erentrud verehrt wird. Zum anderen ist es die enge künstlerische Verwandtschaft mit zweifelsfrei in Salzburg entstandenen Codices, die die Herkunft des Perikopenbuchs aus einem heimischen Skriptorium nahelegt. Unter den drei in der Mitte des 12. Jahrhunderts in Salzburg aktiven Schreibstuben (dem Domskriptorium, dem Skriptorium der Petersfrauen und jenem von St. Peter) kommt aus stilistischen, ikonographischen und inhaltlichen Gründen nur eines für die Entstehung des Perikopenbuches in Frage – das Skriptorium von St. Peter.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Perikopenbuch aus St. Erentrud in Salzburg
St. Peter Pericopes from St. Erentrud
Evangelia in missa legi solita, praecedente capitulari evangeliorum
Art
Handschrift auf Pergament
Umfang / Format
212 Seiten / 31,0 × 22,0 cm
Herkunft
Österreich
Datum
Um 1150
Epoche
Hochmittelalter
Stil
Romanisch
Byzantinisch
Genre
Liturgische Handschriften
Bibeln / Evangeliare
Sprache
Latein
Schrift
Minuskelschrift
Buchschmuck
55 Miniaturen (davon 33 ganzseitig), 6 Seiten mit einem Verzeichnis der 71 Perikopen, 1 Initialzierseite und 81 figürliche und Rankeninitialen, ausgeführt in Deckfarbenmalerei und Silber auf Goldgrund
Vorbesitzer
Benediktinerkloster auf dem Salzburger Nonnberg

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Perikopenbuch von St. Peter – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Clm 15903 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2015/2016
Limitierung: 480 Exemplare
Detailbild

Perikopenbuch von St. Peter

Beschneidung Jesu

Wie im Lukas-Evangelium erzählt wird, wurde Jesus acht Tage nach seiner Geburt gemäß dem jüdischen Gesetz beschnitten. Die Figuren in dieser Szene zeigen den wiederentdeckten Naturalismus der romanischen Kunst, obwohl das Skalpell des Rabbiners erschreckend groß ist. Dieses kleine, schimmernde Meisterwerk ist eine der wenigen eigenständigen Darstellungen der Beschneidung aus der Zeit vor der Renaissance und offensichtlich zudem von der byzantinischen Kunst beeinflusst, wie der glänzende Goldgrund und die stark gestikulierenden Figuren zeigen.

Perikopenbuch von St. Peter – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Clm 15903 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Einzelseite

Perikopenbuch von St. Peter

Die Taufe Jesu

Diese Miniatur zeigt starke byzantinische Einflüsse und ist ein großartiges Beispiel für das wohl am umfangreichsten illuminierte Evangelistar des Mittelalters. Diese und andere Miniaturen in diesem Manuskript sind eindeutig byzantinischen Originalen vergangener Jahrzehnte nachempfunden, was auf eine gewisse Kenntnis der byzantinischen Kunst hinweist, die möglicherweise während des Zweiten Kreuzzuges erworben wurde.

Christus ist fast vollständig untergetaucht dargestellt. Johannes der Täufer hat seine Hand auf dem Kopf Jesu in dem Moment, in dem der Heilige Geist in Form einer Taube auf ihn herabsteigt. Ein Engel mit Flügeln, die über das Bild hinaus in den Rahmen ragen, sieht aus, als wäre er gerade vom Himmel herabgeflogen, um Jesus ein Handtuch zu reichen. Der polierte Blattgoldhintergrund verleiht dem Bild ein zeitloses und raumloses Gepräge.

Perikopenbuch von St. Peter – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Clm 15903 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Das Perikopenbuch von St. Peter

Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2015/2016

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2015/2016
Limitierung: 480 Exemplare
Einband: Kopie des aus dem 16. Jahrhundert stammenden heutigen Einbandes der Originalhandschrift: Lederdecke mit exakt vom Original abgenommener Prägung, Handheftung auf vier echte, erhabene Bünde, handumstochenes Kapital, zwei Metallschließen
Kommentar: 1 Band von Martina Pippal
Sprachen: Englisch, Deutsch

Der Kommentar zur Faksimile-Ausgabe wird von Martina Pippal, der zur Zeit profundesten Kennerin der romanischen Buchkunst in Österreich verfasst. Darin widmet sich die Autorin neben einer eingehenden kunsthistorischen Analyse vor allem der Beziehung zwischen Text und Bild sowie dem historischen und geistesgeschichtlichen Umfeld, in dem die Handschrift entstanden ist.
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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(3.000€ - 7.000€)
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