Aratea von Boulogne-sur-Mer

Boulogne-sur-Mer Aratea – PIAF – Ms 188 – Bibliothèque municipale des Annonciades (Boulogne-sur-Mer, Frankreich)

Benediktinerabtei von St. Bertin (Frankreich) — 10. Jahrhundert

Der antike Sternenhimmel in einer reich geschmückten karolingischen Prachthandschrift: Die wunderbaren Sternbilder des Aratos von Soloi in 42 opulenten Miniaturen aus leuchtenden Farben und strahlendem Gold

  1. Diese Aratea-Handschrift entstand möglicherweise als Kopie der berühmten Leidener Aratea unter Abt Odbert (986–1008)

  2. Sie enthält Germanicus' lateinische Übersetzung der Phainomena des Aratos von Soloi (ca. 315–240 v. Chr.)

  3. Der Text ist mit zwei wunderschönen Diagrammen und 40 prächtigen Miniaturen von Sternbildern und Personifikationen illuminiert

Aratea von Boulogne-sur-Mer

Ms 188 Bibliothèque municipale des Annonciades (Boulogne-sur-Mer, Frankreich)
Neuerscheinung
Verlagspreis (neu)
2.780  
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Aratea von Boulogne-sur-Mer

Die Aratea von Boulogne-sur-Mer ist mit ihren kunstvollen, goldgeschmückten astronomischen Illuminationen ein wahres Kleinod der karolingischen Buchkunst. Die schmuckvolle Handschrift entstand im 10. Jahrhundert in der nordfranzösischen Benediktinerabtei Saint-Bertin auf Grundlage der berühmten Leidener Aratea und enthält ein Kalendarium, ein umfassendes komputistisches Traktat sowie eine spezielle Version der lateinischen Germanicus-Übersetzung des breit rezipierten astrologischen Traktats Phainomena von Aratos von Soloi (ca. 315–240 v. Chr.). Dieser antike Klassiker wird begleitet von zwei faszinierenden ganzseitigen Diagrammen der Himmelsphäre und der Planeten und 40 leuchtenden Miniaturen von Sternbildern und Personifikationen, die mit kostbaren goldenen Details geschmückt sind. Sie sind der spätantiken ursprünglichen Ikonografie erstaunlich nah und inspirierten weitere Abschriften.

Aratea von Boulogne-sur-Mer

Die Aratea aus der Bibliothèque municipale in Boulogne-sur-Mer ist ohne Frage eine der schönsten astrologischen Handschriften aus karolingischer Zeit. Sie scheint auf die etwas bekanntere Leidener Aratea zurückzugehen und war selbst Grundlage für eine weitere Aratea-Handschrift, die heute in der Burgerbibliothek in Bern verwahrt wird und die ebenfalls in der Benediktinerabtei Saint-Bertin im Norden Frankreichs entstand, einem mittelalterlichen Zentrum der Buchkunst. Dort wurde die Boulogne-sur-Mer Aratea irgendwann nach 905 n. Chr. geschaffen, wobei Charakteristika der Schrift und der Stil der Illuminationen auf die Zeit unter Abt Odbert (986–1008) verweisen.

Ein antiker Klassiker im lateinischen Mittelalter

Der griechische Stoiker Aratos von Soloi verknüpfte in seiner Phainomena, die er um 370 v. Chr. verfasste, komplexe astronomische Mathematik mit anschaulichen mythologischen Geschichten. Das erklärt wohl auch die Beliebtheit, die sich das Werk in der Antike und das gesamte Mittelalter hindurch erfreute, nachdem es während der karolingischen Renaissance wiederentdeckt wurde. Dementsprechend wurde der antike griechische Text mehrfach übersetzt und adaptiert, so etwa von Germanicus im 1. Jahrhundert n. Chr. und Avienus in der Mitte des 4. Jh. n. Chr. Die Aratea von Boulogne-sur-Mer enthält eine spezielle Version der Germanicus-Übersetzung, in die einzelne Passagen von Avienus integriert wurden. Das astrologische Traktat folgt in der Handschrift auf ein Kalendarium und einen umfassenden komputistischen Text, der der Berechnung des Osterdatums dient.

Griechische Sternbilder in prächtigen Farben und Gold

Die lateinische Übersetzung wird von wunderbaren Miniaturen in leuchtenden Farben begleitet, die hauptsächlich Sternbilder zeigen und der spätantiken ursprünglichen Ikonografie sehr nah sind. Der betreffende Part des astrologischen Traktats wurde zweispaltig ausgeführt, wobei die linke Spalte jeweils von zwei rot gerahmten Sternbild-Miniaturen eingenommen wird, deren Ästhetik von ihrem monochromen, strahlend-blauen Hintergrund bestimmt wird. Der Text in der rechten Spalte wurde in ordentlicher Capitalis Rustica mit rot-grünen Initialen ausgeführt. Zwei ganzseitige Diagramme bilden den Rahmen für diesen schmuckvollen Hauptteil des Manuskripts und zeigen die berühmte Planisphäre sowie ein Planetendiagramm. Der letzte Teil des Traktats wurde mit den Personifikationen von Sol, Sonne, und Luna, Mond, illuminiert. Dabei ziehen sich zugleich subtile und prachtvolle Goldapplikationen durch sämtliche Miniaturen und machen den Codex zu einem kostbaren Kleinod der karolingischen Kunst.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Boulogne-sur-Mer Aratea
Umfang / Format
66 Seiten / 36,0 × 28,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
10. Jahrhundert
Sprache
Schrift
Karolingische Minuskel, Unzialis, Capitalis Rustica
Buchschmuck
42 Miniaturen und Diagramme
Inhalt
Kalendarium, komputistisches Traktat, Aratea des Germanicus

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Boulogne-sur-Mer Aratea – PIAF – Ms 188 – Bibliothèque municipale des Annonciades (Boulogne-sur-Mer, Frankreich)
PIAF – Madrid, 2023
Limitierung: 400 Exemplare
Detailbild

Aratea von Boulogne-sur-Mer

Auriga – Fuhrmann

Das Sternbild Auriga, dt. Fuhrmann, wird hier in einem prächtigen Gewand mit goldenen Borten dargestellt. Entsprechend der Beschreibung des Textes hält er in seiner rechten Hand einen goldenen Stab. Anstatt jedoch die linke Hand zum Lenken des Wagens auszustrecken, hält er darin zwei grüne Miniatur-Ziegenböcke, die von einem weiteren Ziegenbock auf seiner Schulter ergänzt werden. Diese ikonografische Tradition geht auf frühere antike Darstellungen zurück, die das Sternbild als Hirten mit einer Ziege über der Schulter zeigen. Auf diesen Ursprung geht auch der Name des Hauptsterns des Sternbildes zurück: Capella, was "Zicklein" bedeutet.

Boulogne-sur-Mer Aratea – PIAF – Ms 188 – Bibliothèque municipale des Annonciades (Boulogne-sur-Mer, Frankreich)
Einzelseite

Aratea von Boulogne-sur-Mer

Planetendiagramm

Auf die wunderbaren Sternbild-Miniaturen folgt dieses kunstvolle ganzseitige Diagramm, das die Planeten in Form von Personifikationen in unterschiedlich großen Medaillons auf ihren Umlaufbahnen zeigt. Entsprechend dem geozentrischen Weltbild der Zeit wird die Erde (Terra) im Zentrum dargestellt: Ihre Personifikation liegt vor einem graublauen Hintergrund lässig auf steinigem Boden. Während sich Luna mit zwei rosafarbenen Rindern um die Erde bewegt, umkreisen Venus und Merkur Sol, die in rotem Umhang auf zwei Pferden reitet. Weiter außen sind Mars mit rotem Mantel und Hut, Jupiter auf einem Adler und Saturn in blauer Toga zu sehen.

Den Rahmen dieser Darstellung bildet ein breiter, orangefarbener Ring, der abwechselnd die Sternzeichen und die Personifikationen der einzelnen Monate aufnimmt. Letztere erscheinen wie auch die Planeten vor einem leuchtenden Goldgrund, der die Illumination besonders prächtig macht.

Boulogne-sur-Mer Aratea – PIAF – Ms 188 – Bibliothèque municipale des Annonciades (Boulogne-sur-Mer, Frankreich)
Faksimile-Editionen

#1 Boulogne-sur-Mer Aratea

PIAF – Madrid, 2023

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: PIAF – Madrid, 2023
Limitierung: 400 Exemplare
Einband: Brauner Ledereinband
Kommentar: 1 Band (in Vorbereitung, erstes Halbjahr 2024)
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Neuerscheinung
Verlagspreis (neu)
2.780  
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