Bildstreifen für das Alte und ganzseitige Miniaturen für das Neue Testament: Ein bildgewaltiges Meisterwerk, geschaffen von den größten Künstlern der italienischen Früh-Renaissance
Bible moralisée aus Neapel
Neapel (Italien) — 1340–1350

Bible moralisée aus Neapel
Neapel (Italien) — 1340–1350
In Auftrag gegeben von Robert von Anjou (1275–1343), genannt der Weise, König von Neapel
Um 1350 In Neapel entstanden, geschmückt mit 204 goldenen Miniaturen, welche die italienischen Renaissance einleiten
Zwei völlig unterschiedliche Stile: Bildstreifen für das Alte Testament und ganzseitige Miniaturen für das Neue Testament

Bible moralisée
Der heilige Joachim mit einem Hirten
Dies ist einer der Hirten, mit denen sich der heilige Joachim, der Vater der Jungfrau Maria, in der Wüste aufhielt, wo er fastete und Buße tat, nachdem sein Opfer abgelehnt worden war. Die französischen Illuminatoren sahen in dem Hirten einen Zeitgenossen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts: Er trägt einen Hut mit spitzer Krempe und einen gekürzten Bart, seine lila-graue Tunika hat eine Kapuze und geht bis auf die Knie, wobei rote Beinkleider und braune wadenlange Stiefel sichtbar werden. Ein Widder schnüffelt neugierig an seinem Stock, mit dem er die Herde treibt.
Bible moralisée aus Neapel
Kurzbeschreibung
Die Bible moralisée aus Neapel entstand zwischen 1340 und 1350 und wurde von Robert von Anjou in Auftrag gegeben. Das Werk diente vielen weiteren Büchern dieses Typus als Vorbild. Es enthält 204 kunstvolle Illustrationen, die ausgewählte Geschichten des Neuen und Alten Testaments bildhaft darstellen. Die Darstellungen der Szenen des Neuen Testaments sind besonders eindrucksvoll und kostbar.
Die Bible moralisée aus Neapel
Mit dem Begriff „bible moralisée“ bezeichnet man einen Typus sehr prächtig illuminierter Handschriften der gotischen Buchmalerei. In diesen Werken wurden Illustrationen der Bibel jeweils typologisch „moralisierende“, das heißt interpretierende, Bilder gegenübergestellt. Dieser Buchtyp entstand um 1220/30 am französischen Hof. Eine erstaunlich kunstvolle bible moralisée entstand zwischen 1340 und 1350 in Neapel. Der Codex enthält 204 aufwendig gestaltete Miniaturen, die reichlich mit Gold verziert wurden.
Ein Markenzeichen französischer Souveräne
Die bible moralisée wurde von Robert dem Weisen, König von Neapel aus dem Hause Anjou, in Auftrag gegeben. Mit diesem Buchtypus, der seine Wurzeln in Frankreich hat, wollte der Souverän an seine eigene französische Herkunft erinnern. Zahlreiche französische Herrscher ließen Bibeln nach diesem Vorbild für sich anfertigen. Gestaltet wurde die illuminierte Handschrift von einem hochtalentierten Meister, welcher mit dem berühmten italienischen Maler und Bildhauer Giotto di Bondone zusammenarbeitete.
Neue stilistische Impulse
Der Text der bible moralisée enthält, ebenso wie andere Codices dieses Typus, ausgewählte Bibelstellen aus dem Alten und Neuen Testament. Allerdings nahm der Buchmaler bei der Gestaltung des Werkes Änderungen zu vorhergehenden Exemplaren vor. Bei den ersten 128 Miniaturen handelt es sich um ganzseitige Bilder, die in zwei Szenen unterteilt sind. Die obere Darstellung zeigt jeweils eine Bibelszene, während die untere Szene diese Bibelstelle interpretiert. Jede dieser künstlerisch hochwertigen Miniaturen ist von farbigen und mit Pflanzenranken gemusterten Bordüren umrahmt. Auf diesen Bilderzyklus folgen 76 erstaunliche Gemälde, die Szenen aus dem Neuen Testament zeigen. Jedes dieser Bilder ist mit einem kostbaren goldenen Grund hinterlegt und erinnert im Stil stark an die Malerei großer Meister der italienischen Renaissance. Die Bedeutung dieses zweiten Bilderzyklus wurde von Kunsthistorikern ganz besonders hervorgehoben. Insgesamt handelt es sich bei der bible moralisée aus Neapel um ein Meisterwerk mittelalterlicher Buchkunst.
Kodikologie
- Umfang / Format
- 384 Seiten / 31,0 × 21,0 cm
- Herkunft
- Neapel (Italien)
- Datum
- 1340–1350
- Stil
- Genre
- Sprache
- Buchschmuck
- 204 goldverzierte Miniaturen
- Auftraggeber
- Robert von Anjou (der Weise), König von Neapel (1278 –1343)

Bible moralisée von Neapel
Pilatus bei der Händewaschung
„Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen.“ (Mt 27, 24). So beginnt das letzte und so brutale Kapitel der Passion Jesu. Diese Miniatur kombiniert die obige Szene der Händewaschung mit der Übernahme des Kreuzes durch Jesus unten.
Die Anordnung der Miniatur macht ihre Dramatik aus: Während Pilatus oben symbolisch seine Hände von aller Verantwortung freiwäscht, nimmt Christus unten mit seinen Händen das Kreuz an und wird von den Soldaten mit ihren silbernen Helmen und roten Schilden aus dem 14. Jahrhundert nach Golgotha geführt. Ihr Anführer hält ein Seil um den Hals des Messias, während ein anderer Soldat verhindert, dass die weinende Maria in die Nähe ihres Sohnes gelangen kann. Der hat aber noch einen Blick für sie und dreht sich nach ihr um.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Bible moralisée aus Neapel“
Biblia de Nápoles
- Verlag
- M. Moleiro Editor – Barcelona, 2009
- Limitierung
- 987 Exemplare
- Einband
- Braunes Leder mit goldener Verzierung
- Kommentar
-
1 Band von Marianne Besseyre und Yves Christe
Sprache: Spanisch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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