Bilder-Pentateuch des Moses da Castellazzo (Choumach-Codex)
Eine auĂergewöhnliche RaritĂ€t: Da das Bilderverbot des Dekalogs im Judentum sehr viel strenger ausgelegt wurde als im Christentum, sollte es eine jĂŒdische Bilderbibel eigentlich gar nicht geben. Deshalb brauchte es im Venedig fĂŒr Moses dal Castellazzo (1467â1527) auch eine Ausnahmeentscheidung des dortigen âRats der Zehnâ, bevor der in ganz Italien fĂŒr seine Kunstfertigkeit berĂŒhmte Portraitmaler und Graveur die wesentlichen Aussagen des Pentateuch ab 1521 mit seinen ergreifenden kolorierten Federzeichnungen ausdrĂŒcken durfte. Sie sind ĂŒberraschend schlicht, nĂŒchtern und so sehr auf das Wesentliche reduziert, dass sie fast schon modern anmuten. Doch möglicherweise wollte der geniale KĂŒnstler gerade durch seinen Blick fĂŒr das Wesentliche in seinen Bildern einen Beitrag zu einem neuen VerstĂ€ndnis des alttestamentlichen Bilderverbotes leisten. Randnotizen im venezianischen Dialekt des 16. Jahrhunderts deuten dann auch darauf hin, dass der Besitzer dieses besonderen Werkes ein christlicher Bibliophiler war.
Bilder-Pentateuch des Moses da Castellazzo (Choumach-Codex): Eine ehemals verschollene Bilderbibel
Der Bilderpentateuch von Moses dal Castellazzo ist eine jĂŒdische Bilderbibel, in der die ErzĂ€hlungen der ersten fĂŒnf BĂŒcher Mose (= Pentateuch) bildlich dargestellt werden. Dabei handelt es sich nicht um eine illustrierte Bibel, in der der fortlaufende Bibeltext durch Bilder veranschaulicht wird, sondern er besteht vielmehr aus einer Reihe von Bildern, denen erklĂ€rende Legenden und ĂŒberschriftartige Teile von Bibelversen beigegeben sind. Die einzigen bisher bekannten jĂŒdischen Parallelen zu dieser Illustrationsmethode bilden die sephardischen Pessach-Haggadot.
Beim Warschauer Codex handelt es sich um eine einzigartige Kopie einer heute verlorenen Holzschnittfolge dieses Bilderpentateuchs von Moses dal Castellazzo. Irgendein Liebhaber, vermutlich kein Jude, sondern ein christlicher Humanist, hatte ihn in der Mitte des 16. Jh.s angefertigt. Die Bilder dieser kulturhistorisch hervorragenden Handschrift sind einfache Federzeichnungen, die nur teilweise in roten, braunen und grĂŒnen Farbtönen koloriert sind. Am Beginn dieser Bilderfolge steht die Erschaffung der Welt, darauf folgen die ErzĂ€hlungen der fĂŒnf BĂŒcher Mose, und am Ende steht schlieĂlich der Tod des Mose.
Der Bilderpentateuch des Moses dal Castellazzo vereint verschiedene Bildtraditionen zu einem einheitlichen Ganzen und hat nicht nur bei den Zeitgenossen groĂes Interesse geweckt, sondern lĂ€sst auch heute noch wegen seiner OriginalitĂ€t aufhorchen und gilt als wĂŒrdiges Denkmal einer ausklingenden Epoche.
Ein biblisches Bilderbuch
Beim Bilderpentateuch stehen nicht der Text, sondern die Bilder im Vordergrund, deren Bedeutung in wenigen Zeilen erklÀrt wird. Zudem sind die einzelnen biblischen ErzÀhlungen nicht jeweils in einer einzigen Darstellung zusammengefasst, sondern zumeist durch eine Reihe von aufeinanderfolgenden Szenen mit denselben agierenden Personen in der Art einer Bilderchronik wiedergegeben. In hebrÀischer Tradition sind die Bilder von rechts nach links zu lesen.
Auf der Vorderseite jedes Blattes befinden sich zumeist je zwei voneinander getrennte Federzeichnungen, die in einen Rahmen gesetzt sind. Die RĂŒckseiten der BlĂ€tter sind dagegen leer. Am oberen Rand stehen bei fast jedem Bild ein bis zwei Zeilen hebrĂ€ischer Text. Es sind Teile von Bibelversen, die sich auf das unmittelbar darunter befindliche Bild beziehen.
Auf dem viel breiteren unteren Rand der Seiten findet sich eine meist mehrzeilige Legende in italienischer Sprache, die das jeweilige Bild darĂŒber erklĂ€rt oder auch ergĂ€nzt. Sie nimmt in vielen FĂ€llen, aber keineswegs immer, auf die auf dem Bild dargestellten Besonderheiten aus der rabbinischen Tradition Bezug. Die Sprache ist ein venezianischer Dialekt des 16. Jh.s, und auch die Buchstabenform weist in die Mitte des 16. Jh.s.
Moses dal Castellazzo
Moses dal Castellazzo war in jĂŒdischen Kreisen als Maler allgemein bekannt und genoss groĂes Ansehen. Durch ein Schreiben, das er im Jahre 1521 an den âRat der Zehnâ von Venedig richtete, ist uns bekannt, dass er Holzschnitte herstellte. In diesem Schreiben ersuchte er um die GewĂ€hrung des Privilegs, zehn Jahre fĂŒr sich allein das Recht zu haben, eine Holzschnittfolge zu den fĂŒnf BĂŒchern Mose zu drucken und zu verkaufen. Diesem Gesuch wurde denn auch stattgegeben.
Die Drucktechnik fĂŒr den Holzschnitt war schon ein halbes Jahrhundert in Gebrauch, bevor Johannes Gutenberg 1452â1455 die lateinische Bibel druckte. Dieses Druckverfahren wandte Moses dal Castellazzo an, um die ersten fĂŒnf BĂŒcher des Alten Testaments durch Bilder verstĂ€ndlich zu machen. Er schöpfte aus mannigfaltigen Quellen, indem er verschiedene Handschriften von Bilderbibeln sowie Holzschnittillustrationen in frĂŒhen venezianischen Drucken heranzog und mit zeitgenössischen Elementen, v. a. KostĂŒmen, ergĂ€nzte.
Damit gelang es Moses dal Castellazzo, die jahrhundertealte Tradition der Bilderbibel in das neue Zeitalter des Buchdrucks hinĂŒberzuretten und mit Hilfe der neuen Technik eine nicht gemalte, sondern gedruckte Bilderbibel zu schaffen. Wie groĂ das Interesse an dieser Holzschnittfolge war, zeigt nicht zuletzt die Existenz des Warschauer Codex, der eine Kopie dieses einmaligen Dokuments einer ausklingenden Epoche darstellt.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Choumach-Codex
Picture Pentateuch of Moses dal Castellazzo
Bilder-Pentateuch - Umfang / Format
- 246 Seiten / 24,1 Ă 19,5 cm
- Herkunft
- Italien
- Datum
- 16. Jahrhundert
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 123 ganzseitige, farbige Federzeichnungen
- KĂŒnstler / Schule
- Moses dal Castellazzo
#1 Codex Choumach
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Deutsch, Französisch, Hebrew, Polnisch
Erstellt von Wissenschaftlern des Institutes fĂŒr Judaistik der UniversitĂ€t in Wien unter Leitung von Kurt und Ursula Schubert und anderen international bekannten Forschern.
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