Chirurgia

Chirurgia – Editions Medicina Rara – Codex Sloane 1977 – British Library (London, Vereinigtes Königreich)

Frankreich — Letztes Viertel des 13. – erstes Viertel des 14. Jahrhunderts

Zwei Hauptwerke der frĂŒhen salernischen Medizin in einer wunderbar illuminierten Handschrift der französischen Gotik: Rogerius und MatthĂ€us Platearius medizinische Abhandlungen mit Rezepturen von Galen und Hippokrates

  1. Rogerius (vor 1140 - ca. 1195), auch bekannt als Roggerio dei Frugardi, war ein gebĂŒrtiger Sohn der Stadt Salerno

  2. Die im 9. Jahrhundert gegrĂŒndete Schola Medica Salernitana blieb bis zur Renaissance Europas wichtigste Forschungs- und AusbildungsstĂ€tte der Medizin

  3. Diese französische Übersetzung aus dem frĂŒhen 14. Jahrhundert enthĂ€lt auch AuszĂŒge aus Galen und Hippokrates sowie MatthĂ€us Platearius

Chirurgia

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Beschreibung
Chirurgia

Diese französische Handschrift aus dem frĂŒhen 14. Jahrhundert enthĂ€lt den wohl wichtigsten chirurgischen Text des Mittelalters, der sich durch seinen klaren und prĂ€gnanten Charakter auszeichnet und auf die medizinischen Lehren der Antike zurĂŒckgreift, ohne durch lange Zitate belastet zu sein. Geschrieben um 1180 von einem Chirurgen namens Rogerius (vor 1140 - ca. 1195), wird die Chirurgia durch einen weiteren Text aus dem 12. Jahrhundert ergĂ€nzt, nĂ€mlich das Buch der einfachen Arzneimittel von MatthĂ€us Platearius. Beide MĂ€nner waren SchĂŒler der berĂŒhmten Medizinschule von Salerno, der Ă€ltesten und bedeutendsten Einrichtung dieser Art in der lateinischen Christenheit.

Chirurgia

Salerno war das Ă€lteste Zentrum der westlichen Medizin im mittelalterlichen Europa – Ärzte mögen von dem gesunden Klima der Region besonders angezogen worden zu sein. Salernos Lage im Mittelmeerraum ermöglichte den Zugang zu byzantinischen und arabischen medizinischen Abhandlungen, von denen die meisten auf altgriechischen Texten basierten, die im Westen verloren gegangen oder nur unvollstĂ€ndig erhalten geblieben waren. So verbesserte die arabische Welt weiterhin die Medizin aus der Antike und Übersetzungen dieser neuen medizinischen Erkenntnisse wurden meist von Salerno aus auf das ĂŒbrige Europa verbreitet. Die vorliegende Abhandlung stammt jedoch nicht von einem arabischen oder byzantinischen Gelehrten, sondern von einem der einheimischen Söhne Salernos, einem Chirurgen namens Rogerius (vor 1140 - ca. 1195), auch bekannt als Roggerio dei Frugardi. Die Chirurgia oder Practica Chirurgiae ist ein klares, prĂ€gnantes und (wie der Name schon sagt) praktisches chirurgisches Handbuch, das um 1180 geschrieben wurde. Hier liegt eine französische Übersetzung in einer Handschrift aus dem frĂŒhen 14. Jahrhundert vor, der das Buch der einfachen Medizin aus dem 12. Jahrhundert von Matthaeus Platearius beigefĂŒgt ist, seinerseits ebenfalls ein SchĂŒler aus Salerno. Dieses Manuskript stellt auf großartige Weise eine der populĂ€rsten und wichtigsten medizinischen Abhandlungen des Mittelalters dar.

Die Medizinschule von Salerno

Im 9. Jahrhundert gegrĂŒndet und im 10. Jahrhundert zur BerĂŒhmtheit gelangt, blieb die Schola Medica Salernitana mindestens bis zur Entstehung der berĂŒhmten UniversitĂ€ten von Bologna, Padua sowie des nahe gelegenen Neapel die bedeutendste medizinische Hochschule in Europa. Auch nach ihrem Bedeutungsverlust ĂŒberdauerte die Schule bis ins 19. Jahrhundert! Sie hatte damit fast tausend Jahre bestand, bevor sie im Zuge der zeitgenössischen Bildungsreformen in Italien geschlossen wurde. Medizinstudenten erhielten eine achtjĂ€hrige Ausbildung, die mit drei Jahren Logik, Philosophie, Theologie und Jura begann, um ihnen eine solide Grundlage fĂŒr das anschließende fĂŒnfjĂ€hrige, strenge Medizinstudium zu geben. Abgesehen davon, dass Salerno als Zentrum fĂŒr die Übersetzung von Texten griechischer und arabischer Gelehrter diente, wurden dort auch Originalwerke wie das vorliegende Exemplar geschaffen. In der Regel bestehen sie aus einer Synthese Ă€lterer Werke, die mit den Korrekturen und Erkenntnissen des Autors ergĂ€nzt wurden. Die vorliegende Handschrift zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie sich dieser Tendenz entgegenstellt: **Rogerius belastete sich nicht durch lange Passagen etablierter medizinischer AutoritĂ€ten aus der Antike. Die reine ZweckmĂ€ĂŸigkeit dieses Werkes, das im Mittelalter zweifellos das beliebteste seiner Art, zeugt von der Art praktischen Wissens, wie es in Salerno gelehrt wurde.

Eine medizinische Handschrift der französischen Gotik

Diese Handschrift enthĂ€lt französische Übersetzungen des chirurgischen Textes von Rogerius, Ce cyrurgie est li cyrurgie Mestre rogier de salerne, und des pharmakologischen Textes von Matthaeus Platearius, Le livre de toutes herbes appele ""Circa instans"" und stammt aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts, mindestens 150 Jahre nach der Entstehung der Originale. ZusĂ€tzlich runden AuszĂŒge aus Galen und Hippokrates in Französisch und Latein, Ordonements des vraies sciences que galien et hypocras noterent de fisique, die beiden Haupttexte ab. Das Manuskript fĂ€llt auf Grund seiner detaillierten Illustrationen von chirurgischen Eingriffen auf, denen Szenen aus dem Leben Christi gegenĂŒbergestellt werden. 21 ganzseitige Miniaturen, 16 davon in drei Registern, werden in einer Farbpalette prĂ€sentiert, die von satten Blau- und Rot-Tönen dominiert wird, mit zusĂ€tzlichen Verzierungen in Blattgold. Der Text selbst, geschrieben in einer prĂ€chtigen französischen gotischen Schrift, weist manchmal mit roter Tinte geschriebene Überschriften auf und ist mit aufwendigen Initialen in Rot und Blau sowie dekorativen BordĂŒren mit Tieren und Laub geschmĂŒckt. Das kĂŒnstlerische Niveau, mit dem dieses populĂ€rmedizinische Kompendium geschaffen wurde, zeugt von der wichtigen Stellung, die ihm in der mittelalterlichen europĂ€ischen Medizin zukam.

Kodikologie

Alternativ-Titel
La Chirurgie
Umfang / Format
288 Seiten / 23,5 × 16,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Letztes Viertel des 13. – erstes Viertel des 14. Jahrhunderts
Stil
Schrift
Gotisch
Buchschmuck
21 ganzseitige Miniaturen
Inhalt
Französische Übersetzung der Chirurgia von Roger Frugardi von Salerno (ff. 1r-46r); Medizinische Rezepturen (ff. 46r-47v); Französische Übersetzung der Circa instans von Mattheus Platearius (ff. 48r-135v); Galen and Hippokrates zugeschriebene Rezepturen a

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Chirurgia – Editions Medicina Rara – Codex Sloane 1977 – British Library (London, Vereinigtes Königreich)
Editions Medicina Rara – Stuttgart, 1980
Limitierung: 2300 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 La Chirurgie

Editions Medicina Rara – Stuttgart, 1980

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Editions Medicina Rara – Stuttgart, 1980
Limitierung: 2300 Exemplare
Kommentar: 1 Band
Sprache: Deutsch
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