Codex Aureus von St. Emmeram
Der Codex Aureus von St. Emmeram ist ein karolingisches Evangeliar und eine der berühmtesten Handschriften des Mittelalters, die besonders für ihren spektakulären, goldenen und juwelenbesetzten Einband bekannt ist. Tatsächlich bietet der Codex einen der wenigen karolingischen Luxuseinbände, die bis in die Gegenwart hinein unversehrt überlebt haben, was ihn zu einem wertvollen Artefakt für Kunsthistoriker und Gemmologen gleichermaßen macht. Er ist ein Produkt der Palastschule Karls II. des Kahlen (823-877), des westfränkischen Königs. Doch wo sich diese befand und ob sie sich überhaupt an einem festen Ort befand, ist umstritten. Im Gegensatz zu den meisten Handschriften aus dieser Zeit lässt sich seine Fertigstellung genau auf das Jahr 870 datieren. Der luxuriöse Einband, das purpurne Pergament, die reichen Farben und die mit Goldtinte geschriebene Schrift weisen alle Merkmale eines kaiserlichen Auftragswerks auf und machen den Codex zu einem der schönsten Produkte der mittelalterlichen Kunst.
Codex Aureus von St. Emmeram
Dieses spektakuläre Exemplar karolingischer Buchmalerei ist eines Kaisers wahrhaft würdig, insbesondere Karls II. (823-877) des Kahlen, des Enkels des berühmten Karls des Großen (742-814). Er wurde 840 König des westlichen Frankenreichs und Italiens, während der Rest des fränkischen Reiches unter seinen Brüdern aufgeteilt wurde. Ihre brüderliche Liebe war allerdings weniger stark als ihre Ambitionen und sie schwankten oft zwischen Kooperation und Konflikt. Schließlich sicherte Karl 875 sich die Kaiserkrone, konnte das Reich jedoch nicht vollständig wiedervereinen, da die Nationen Deutschland und Frankreich aus dem Bruch hervorzugehen begannen. Nichtsdestotrotz fällt seine Herrschaft mit der Spätzeit der karolingischen Kunst zusammen, in der einige der großartigsten Werke entstanden. Der Codex Aureus von St. Emmeram besteht aus einem Evangeliar mit reich illuminierten Seiten, die von einem der spektakulärsten Einbände geschützt werden, die aus der karolingischen Epoche überlebt haben. Es ist ein großformatiges Werk mit den Maßen 42 x 33 cm und sollte sicherlich alle beeindrucken, die es sehen. Der Codex Aureus von St. Emmeram ist ein wahres Meisterwerk der mittelalterlichen Kunst und eines der schönsten Artefakte des Frühmittelalters.
Aus dem Skriptorium des Kaisers
Dieses karolingische Meisterwerk ist genau auf das Jahr 870 datierbar, es stammt aus der Hofschule Karls des Kahlen, aber wo das damals genau war, oder ob es überhaupt an einem einzigen Ort entstand, ist umstritten. Die vorherige Hofschule in Tours war 853 von einem Wikingerüberfall verwüstet worden, so dass die Basilika St. Denis bei Paris als wahrscheinlicher Kandidat gilt. Liuthard und Beringer werden als die verantwortlichen Mönche für das Werk identifiziert, das sieben ganzseitige Miniaturen enthält (plus acht weitere aus dem 10. Jahrhundert), dazu zwölf Kanontafeln, zehn historisierte Initialen und Incipitseiten. Der schön gerahmte Text ist vollständig mit Goldtinte geschrieben und in einer sauberen Unziale ausgeführt. Die Verwendung von extrem teurem violettem Pergament zeugt nicht nur von der Kostspieligkeit des Auftrags, sondern hebt die Goldschrift zusätzlich gewinnbringend hervor. Reiche, dunkle Farben dominieren die Farbpalette der Miniaturen, deren Figuren klassische Gewänder und schwungvolle Gesten elegant drapiert sind. Der schiere Reichtum der Verzierung des Manuskripts deutet darauf hin, dass es nur von einem kaiserlichen Auftraggeber stammen konnte und sicherlich ein Zeichen seiner Bildung und seines Ansehens sein sollte. Nach seiner Entstehung wurde dem Evangeliar zwischen 975 und dem Jahr 1000 noch eine kunstvoll verzierte Seite mit dem zentralen Abbild eines Abts hinzugefügt, der die Handschrift in Händen hält. Die beigefügte Bildunterschrift, die den "unwürdigen" Abt identifiziert, ist der Amtszeit von Abt Ramwold von Regensburg zuzuordnen, der ebendort im Jahr 1000 verstarb.
Verbindung zu St. Emmeram
Der Name des Manuskripts ist ein Verweis auf seinen Aufbewahrungsort für die nächsten über 900 Jahre: die Regensburger Abtei St. Emmeram, die selbst zu einem wichtigen Zentrum der Handschriftenproduktion im kommenden Jahrhundert aufstieg. Karl der Kahle vermachte das Manuskript offenbar seinem Cousin Arnulf von Kärnten (ca. 850-899), der einen Großteil des modernen Bayerns, Österreichs, Sloweniens und Ungarns regierte, bevor er seinen Onkel Karl III. (839-888), allgemein bekannt als Karl der Dicke, stürzte und 887 König des Ostfrankenreichs wurde. Einer Aufzeichnung aus dem 11. Jahrhundert zufolge stiftete Arnulf das Manuskript 893 der St. Emmeramskirche in Regensburg zu. Auf Veranlassung von Papst Formosus (ca. 816-896) marschierte Arnulf zu Beginn des folgenden Jahres in Italien ein und wurde schließlich 896 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Im Zuge der Säkularisation wurde der Codex Aureus von St. Emmeram 1811 zum Leidwesen der Regensburger in die Bayerische Staatsbibliothek in München gebracht, wo er unter der Signatur Clm 14000 aufbewahrt wird und heute einen Höhepunkt dieser prestigeträchtigen Sammlung darstellt.
Ein wahrhaft spektakulärer Einband
Kostbare Edelsteine, figürliche Reliefdarstellungen und so viel Gold: Das macht den Einband des Codex Aureus von St. Emmeram zu einem der größten Schätze, die das Mittelalter überlebt haben. Die Smaragde, Saphire, Rubine, Granate, Achate und Perlen des Einbandes werden von goldenen Akanthusblättern gehalten, die filigraner sind als die schlichten "Krallen" früherer Goldschmiede. Die Karolinger glaubten an die geistigen Kräfte von Edelsteinen und Mineralien sowie an ihre Verbindung zum Himmel. Die Maiestas Domini steht im Mittelpunkt des Repoussé-Reliefs, er sitzt auf der Welt und hält ein Buch auf seinem Knie mit der lateinischen Fassung von Joh 14, 6 - "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich." Um Christus herum befinden sich vier Reliefs, ebenfalls aus fein gearbeitetem Gold, die jeden Evangelisten im Porträt mit einer Szene aus dem jeweiligen Evangelium darstellen. Die meisten dieser luxuriösen Einbände, die in der karolingischen und ottonischen Buchkunst besonders beliebt waren, wurden in späteren Jahrhunderten gestohlen - ihr Gold wurde eingeschmolzen, ihre Edelsteine wurden entfernt und als Schmuckstücke verwendet, der Einband durch einen einfacheren aus Leder ersetzt. In vielen Fällen wurden auch nur die Edelsteine entfernt und anschließend durch falsche Edelsteine aus farbigem Glas ersetzt. Dass dieser Einband völlig unversehrt erhalten geblieben ist, ist ein Wunder der Geschichte und ein Geschenk für Kunsthistoriker und Gemmologen gleichermaßen.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Codex Aureus of St. Emmeram
Der Codex Aureus der Bayerischen Staatsbiliothek in München - Umfang / Format
- 252 Seiten / 42,0 × 33,0 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- Um 870 und 975–1000
- Epoche
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Unzialis
- Buchschmuck
- 16 Zierseiten, 12 davon mit großen Miniaturen und ausladendem ornamentalen Rahmenprogramm, die restlichen 4 sind schmuckvolle Incipit-Seiten; 12 Kanontafeln; jede Textseite ist mit einem ornamentalen Rahmen versehen; der originale Prachteinband ist erhalten
- Inhalt
- Evangelien
- Auftraggeber
- Karl der Kahle
- Künstler / Schule
- Liuthard (Schreiber)
Beringar (Schreiber)
Hofschule Karls des Kahlen - Vorbesitzer
- Karl II.
Arnolf von Kärnten
St. Emmeram-Kloster
Codex Aureus von St. Emmeram
Porträt von Karl dem Kahlen
Karl II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, thront zwischen zwei Waffenträgern und den weiblichen Personifikationen der Länder Francia und Gothia, dem heutigen Südfrankreich. Er trägt ein farbenprächtiges, mit Edelsteinen verziertes Gewand. Sein göttlicher Herrschaftsanspruch wird durch eine Hand dargestellt, die vom Himmel herabreicht, wo zwei Engel anerkennend auf Karl hinabblicken. Diese Miniatur diente als Vorlage für ein ähnliches Porträt von Kaiser Heinrich II. in seinem prächtigen Sakramentar aus dem 11. Jahrhundert.
Codex Aureus von St. Emmeram
Maiestas Domini
Diese prächtige ganzseitige Miniatur ist ein prägnantes Beispiel für das archetypische Bild Christi in seiner Herrlichkeit, eingerahmt von purpurnen und goldenen Akanthusblättern. Neben dem großzügigen Auftrag von Blattgold und Purpurfarbe wurden die teuersten Pigmente verwendet, um diese prächtige Szene zu kolorieren. Jede Figur trägt eine Toga mit einem detaillierten Faltenwurf.
Christus sitzt in einer zentralen Mandorla (einer mandelförmigen Aureole) und hält in der einen Hand das Buch des Lebens und in der anderen eine goldene Weltkugel, während er den Betrachter direkt anschaut. Die vier großen Propheten - Jeremia, Jesaja, Daniel und Ezechiel - sind in Medaillons dargestellt, die Schriftrollen halten. In den Ecken sitzen die vier Evangelisten, die an ihrem Evangelium arbeiten und auf ihre jeweiligen Symboltiere schauen, um göttliche Inspiration zu erhalten.
#1 Codex Aureus von St. Emmeram (Ausgabe in nur einem Band gebunden)
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
(über 10.000€)
#2 Codex Aureus von St. Emmeram (Ausgabe in 5 Bänd gebunden)
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