Codex Vyssegradensis

Codex Vyssegradensis – Tempus Libri – XIV A 13 – Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (Prag, Tschechische Republik)

Wohl Böhmen (Tschechische Republik) — 1085

Geschaffen von einer Gruppe hochbegabter Regensburger Buchmaler: Ein meisterhaft illuminiertes und reich mit Gold geschmücktes Evangeliar zur Krönung von Herzog Vratislaus II. zum ersten König von Böhmen im Jahr 1085

  1. Eine Gruppe von Künstlern aus der Region um Regensburg wurde extra geholt

  2. Über 60 Miniaturen, aufwendige Initialen und prachtvolle Rahmen schmücken die biblischen Texte

  3. Der Codex ist ein prächtiges Zeugnis für die Machtkämpfe des 12. Jahrhunderts zwischen Papst und Kaiser

Codex Vyssegradensis

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€€€€
(über 10.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Codex Vyssegradensis

Im Jahr 1085 wurde Vratislav II. zum ersten König von Böhmen gekrönt – ein Ereignis, das mit der Entstehung dieser unglaublichen romanischen Handschrift verbunden ist. Der Codex Vyssegradensis ist die größte von vier Handschriften, die von einer vermutlich in Regensburg ausgebildeten Gruppe von Künstlern geschaffen und nach Prag gebracht wurden, um der Gründung eines neuen Königreichs zu huldigen, das dem Heiligen Römischen Kaiser Heinrich IV. in seinem ständigen Machtkampf mit dem Papsttum als Druckmittel diente. Mehr als 60 Miniaturen schmücken die biblischen Texte und machen das Manuskript zusammen mit kunstvollen Initialen und prachtvollen Rahmen zu einem wahren Meisterwerk der romanischen Kunst. Die Bilder zeichnen sich durch kräftige Umrisse aus, die mit roten, rosafarbenen, grünen, blauen, purpurnen und braunen Pigmenten gefüllt sind und vor mit Blattgold veredelten Hintergründen erscheinen. Bemerkenswert ist insbesondere die Wurzel Jesse. Es handelt sich um die älteste erhaltene Darstellung dieser Ikonografie und kann als Ausdruck der rechtmäßigen Königswürde des königlichen Auftraggebers verstanden werden.

Codex Vyssegradensis

Der Codex von Vyšehrad, auf Lateinisch auch Codex Vyssegradensis, ist eine der wichtigsten und wertvollsten Handschriften, die in der modernen Tschechischen Republik aufbewahrt werden. Es handelt sich um das Krönungsevangelistar Königs Vratislavs, einen prächtigen Folianten, der für die Krönung von Vratislav II. (ca. 1032-92) zum ersten König von Böhmen im Jahr 1085 angefertigt wurde. Es ist die größte und prächtigste illuminierte Handschrift aus einer Gruppe von vieren, die zwischen 1080 und 1085 von einem Künstlerteam in Prag geschaffen wurde. Nach dem künstlerischen Stil zu urteilen, stammte diese Gruppe wahrscheinlich aus Regensburg und wurde für diese prächtigen Codices nach Prag eingeladen.

Ein romanisches Meisterwerk

Die außergewöhnliche romanische Buchmalerei macht sie zu einer der schönsten illuminierten Handschriften aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zeigt Einflüsse der ottonischen Kunst, insbesondere der Regensburger Schule. Es wird angenommen, dass die Künstler Ausländer waren, die eingeladen wurden, an einem königlichen Meisterwerk mitzuarbeiten. Mehr als 60 Miniaturen schmücken die biblischen Texte, dazu kommen kunstvolle Initialen und prächtige Rahmen. Die vierseitige Genealogie Christi ist sowohl äußerst kunstvoll als auch ungewöhnlich in ihrer Darstellung des Stammbaums von Jesse: Anstelle der Vorfahren Christi sitzen sieben Tauben mit Heiligenschein in den Zweigen, ein Motiv aus der byzantinischen Kunst. Blattgold wurde in der gesamten Handschrift großzügig verwendet und kontrastiert wunderbar mit der ungewöhnlichen, fast pastellfarbenen Farbpalette mit ungewöhnlichen Schattierungen. Schließlich ist der prachtvolle Text in einer innovativen Mischung aus römischen Großbuchstaben und Unziale geschrieben.

Bayerische Illumination für einen böhmischen König

Der Codex Vyssegradensis zählt mit seiner äußerst reichen Ikonographie zu den kostbarsten Bilderhandschriften der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Europa. Wahrscheinlich wurde er auf Veranlassung böhmischer Diplomaten zu Ehren eines Jahrestages der Krönung des Herzogs Vratislavs II. zum ersten König von Böhmen angefertigt, die 1085 stattfand. Der Codex stammt wohl aus dem Kreis des Skriptoriums des Klosters St. Emmeram in Regensburg, einer der produktivsten Quellen für illuminierte Handschriften in dieser Zeit, die aufgrund ihrer Nähe zu Prag sehr einflussreich war. Schließlich ist er bemerkenswert, weil er die früheste bekannte Darstellung des Baumes von Jesse enthält, was als Affirmation des rechtmäßigen Königtums durch den königlichen Auftraggeber zu verstehen sein könnte.

Geschaffen von einem anonymen Meister

Obwohl er das Werk mehrerer Künstler ist, war der Codex Vyssegradensis ein Projekt, das offensichtlich von einem Künstler beaufsichtigt wurde, der als Meister des Codex Vyssegradensis bekannt ist. Das Kunstwerk zeichnet sich durch dicke Umrisse aus, die mit Pigmenten in Rot, Rosa, Grün, Blau, Violett und Braun ausgefüllt sind und vor Hintergründen mit Blattgold präsentiert werden. Die Majuskelschrift präsentiert sich mit einem für die damalige Zeit ungewöhnlichen Abstand zwischen den Wörtern, und der erste Buchstabe jedes Satzes ist durch seine Größe hervorgehoben sowie mit Blattgold und einer roten Umrandung verziert.

Teil eines politischen Streits

Die Gründung des Königreichs Böhmen wäre ohne die Hilfe Kaisers Heinrichs IV. (1050-1106) nicht möglich gewesen. Dieser befand sich in einer Auseinandersetzung mit dem Papst um das Recht, Bischöfe zu ernennen, die im Investiturstreit gipfeln sollte. Als Teil seines Kampfes gegen die päpstliche Macht in seinen Reichen bestand der Kaiser auf der Beibehaltung der slawischen Liturgie in Böhmen, anstatt den römischen Ritus anzunehmen, um so die Unterstützung von Vratislav zu gewinnen.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Vyšehrad Codex
Codex of Vyšehrad
Coronation Gospels of King Vratislaus
Lectionary Ms. Codex Vyšehradensis
Coronation Codex
Umfang / Format
216 Seiten / 41,5 × 34,0 cm
Herkunft
Tschechien
Datum
1085
Stil
Sprache
Schrift
Capitalis Quadrata Römische Unzialis
Buchschmuck
64 ganzseitige Miniaturen der Evangelisten und den Evangelien, der Genealogie Christi, mit Szenen aus dem Alten Testament und dem Leben Christi; Zahlreiche große Schmuckinitialen aus vegetabilen Ornamenten
Inhalt
Lektionar, das auch die Lesung zur Königskrönung beinhaltet
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Kirche von Wyschehrad
Bibliothek des erzbischöflichen Priesterseminars von Prag

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Codex Vyssegradensis – Tempus Libri – XIV A 13 – Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (Prag, Tschechische Republik)
Tempus Libri – Prag, 2014
Limitierung: 199 Exemplare

Codex Vyssegradensis – Sumptibus Pragopress – XIV A 13 – Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (Prag, Tschechische Republik)
Sumptibus Pragopress – Prag, 1970
Detailbild

Codex Vyssegradensis

Baum des Jesse

Diese Miniatur, die genau auf das Jahr 1086 datiert ist, ist die älteste bekannte Darstellung des Jesse-Baums und auch ikonografisch eine der herausragendsten. Es wird behauptet, dass sie dazu diente, das Anrecht von Vratislav II. auf die Herrschaft als erster König von Böhmen zu bestätigen. Anstelle verschiedener Figuren aus dem Stammbaum Christi, wie sonst üblich, trägt der Baum sieben Tauben mit Heiligenschein, die die sieben Gaben des Heiligen Geistes darstellen. Der Prophet Jesaja nähert sich Jesse, zu dessen Füßen der Baum wächst, und hält eine Banderole mit der Aufschrift: "Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht".

Codex Vyssegradensis – Tempus Libri – XIV A 13 – Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (Prag, Tschechische Republik)
Einzelseite

Codex Vyssegradensis

Die drei Marias am Grab

Nachdem Jesus bestattet worden war, kehrten drei Frauen mit Namen Maria drei Tage später zurück, um das Grab zu besuchen. Sie fanden es allerdings leer vor, der Stein war von einem Engel, der darauf Platz genommen hatte, zurückgewälzt worden, und die Soldaten, die es bewachen sollten, waren in einen tiefen Schlaf gefallen. Der Engel teilt ihnen mit, dass Christus auferstanden ist, und weist sie an, seinen Jüngern die gute Nachricht zu überbringen und ihn dann in Galiläa zu suchen.

Der Engel ist in einem prächtigen, mit bunten Edelsteinen besetzten Gewand dargestellt und hält einen Stab mit Kreuz in der Hand, während er die drei Marias begrüßt, die ihrerseits Räucher- und Salbengefäße in den Händen halten. Das Grab Christi ist ein kunstvoller Sarkophag mit einem verschlungenen Blumenmuster und ist bis auf das weggeworfene Grabtuch leer. Die Soldaten, die das Grab bewachen, sind klein und kindlich und drücken ihre Ohnmacht gegenüber dem Engel aus.

Codex Vyssegradensis – Tempus Libri – XIV A 13 – Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (Prag, Tschechische Republik)
Faksimile-Editionen

#1 Codex Vyssegradensis

Tempus Libri – Prag, 2014
Codex Vyssegradensis – Tempus Libri – XIV A 13 – Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (Prag, Tschechische Republik)
Codex Vyssegradensis – Tempus Libri – XIV A 13 – Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (Prag, Tschechische Republik) Copyright Bildmaterial: Ziereis Faksimiles

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Tempus Libri – Prag, 2014
Limitierung: 199 Exemplare
Einband: Mit floral besticktem Stoff bezogener Buchdeckel; Rückdeckel und Buchrücken aus weißem Leder, das auf der Rückseite den thronenden Christus in einer Mandorla zeigt.
Kommentar: 1 Band von Michal Dragoun und Tomáš Žilinčár
Sprache: Tschechisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€€€€
(über 10.000€)

#2 Codex Vysehradensis

Sumptibus Pragopress – Prag, 1970

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Sumptibus Pragopress – Prag, 1970
Einband: Mit floral besticktem Stoff bezogener Einband; Buchrücken aus weißem Leder
Kommentar: 1 Band von František Kavka, Jiří Mašín, Jaroslav Pešina und Josef Krása
Sprachen: Tschechisch, Englisch, Franzözisch, Deutsch, Russisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar!
Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
Das könnte Sie auch interessieren:
Codex Albensis – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex 211 – Universitätsbibliothek (Graz, Österreich)
Codex Albensis
Ungarn – Erste Hälfte des 12. Jahrhunderts

Geschaffen zu Ehren König Stephans, des ersten christlichen Königs von Ungarn: Eine einzigartige Quelle ungarischer Geschichte und mitteleuropäischer Musik

Erfahren Sie mehr
Münchner Serbischer Psalter – Reichert Verlag – Codex Monacensis Slavicus 4 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Münchner Serbischer Psalter
Serbien – Spätes 14. Jahrhundert

Einst als Beutestück während der Osmanenkriege nach Bayern gelangt: Das bedeutendste Beispiel der serbischen Buchmalerei des Mittelalters mit 148 beeindruckenden Miniaturen vor leuchtendem Goldgrund

Erfahren Sie mehr
Bamberger Psalter – Quaternio Verlag Luzern – Msc.Bibl.48 – Staatsbibliothek (Bamberg, Deutschland)
Bamberger Psalter
Wohl Regensburg (Deutschland) – Ca. 1220–1230

Einbandminiaturen unter lichtdurchlässigen Hornplatten: Der Übergang von der Romanik zur Gotik mit goldleuchtenden Miniaturen aus dem Bamberger Domschatz

Erfahren Sie mehr
Codex Aureus von St. Emmeram – Hugo Schmidt Verlag – Clm 14000 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Codex Aureus von St. Emmeram
Kloster Saint-Médard in Soissons (Frankreich) und Kloster von St. Emmeram, Regensburg (Deutschland) – Um 870 und 975–1000

Entstanden in der Palastschule Karls des Kahlen und der Grundstein des berühmten Skriptoriums von Regensburg: Einzigartig komplexe Verzierungen und prachtvolle Miniaturen in einem goldenen Prachtcodex des frühen Mittelalters

Erfahren Sie mehr
Lemberger Evangeliar – Bernardinum Wydawnictwo – Rps 8101 III – Biblioteka Narodowa (Warschau, Polen)
Lemberger Evangeliar
Abteien von Mlidsch und Skevra, Lviv (Lemberg) (Ukraine) – 1198–1199

Ein rares Zeugnis der frühen Buchmalerei im armenischen Königreich Kilikien: Ein reich illuminiertes Evangeliar aus dem Kloster Skevra mit goldleuchtenden Evangelistenporträts und und einer turbulenten Geschichte

Erfahren Sie mehr
Matutinalbuch aus Scheyern – Reichert Verlag – Codex Latinus Monacensis 17401 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Matutinalbuch aus Scheyern
Scheyern (Deutschland) – 1215–1225

Trägt die Spuren seiner Geschichte: Das reich illuminierte Gebetbuch für den nächtlichen Gottesdienst in der Abtei Scheyern mit Wachsresten und praktischen Eintragungen als Zeugnis seines täglichen Gebrauchs über Jahrhunderte

Erfahren Sie mehr
Lesenswerte Blog-Artikel
Filterauswahl
Verlag