Martyrologium von Usuard

Martyrologium von Usuard – M. Moleiro Editor – Museu Diocesà (Gerona, Spanien)

Prag (Tschechische Republik) — Um 1400

Ein Meistwerk der internationalen Gotik aus der berĂŒhmten Wenzelswerkstatt in Prag: Die qualvollen Martyrien der Heiligen in sagenhaften 700 wunderschönen Miniaturenmedaillons fĂŒr König Wenzel IV.

  1. Ein Text aus dem 9. Jahrhundert, der um 1400 am Hofe König Wenzels IV. von Böhmen (1361–1419) meisterlich illuminiert wurde

  2. 700(!) Medaillonminiaturen zeigen die Martyrien verschiedener Heiligen in ihren Qual oder ihre BegrÀbnisse

  3. Die Handschrift war im Besitz wichtiger AdelshĂ€user in Österreich, Ungarn, Schweden und Italien

Martyrologium von Usuard

Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Martyrologium von Usuard

Diese Handschrift ist wohl eine der schönsten des sogenannten "Weichen Stils", obwohl jede Seite mit Szenen grausamer Gewalt gefĂŒllt ist: ĂŒber 700 Medaillonminiaturen zeigen Szenen von heiligen MĂ€rtyrern, die entweder ein gewaltsames Ende finden oder begraben werden. Trotz ihrer relativ geringen GrĂ¶ĂŸe sind diese Szenen unglaublich detailliert und weisen aufwendig gemusterte HintergrĂŒnde auf. Florale Rahmen verbinden die Medaillons und umgeben den sorgfĂ€ltig geschriebenen Text, den rot-blaue und blattgoldene Initialen schmĂŒcken. Dieses um 1400 in Prag entstandene Manuskript enthĂ€lt den Text des "Martyrologiums von Usuard" aus dem 9. Jahrhundert, den der Mönch Usuard (gest. 877) auf Geheiß Karls des Kahlen verfasste. Es handelt sich um ein spektakulĂ€res Exemplar aus der Wenzelswerkstatt am Hof König Wenzels IV. von Böhmen (1361–1419), der zu jener Zeit einer der grĂ¶ĂŸten in Europa war.

Das Martyrologium von Usuard

Etwa in der Mitte des neunten Jahrhunderts verfasste ein Benediktinermönch namens Usuard eine Handschrift, welche ĂŒber die Jahrhunderte hinweg viel reiste und die Buchkunst des Mittelalters deutlich beeinflusste. Bei jener Handschrift handelt es sich um das Martyrologium des Usuard. Dieser Codex wird von Kunsthistorikern einstimmig als das nobelste und extravaganteste illuminierte Manuskript der Gotik bezeichnet. Der Text des Werkes handelt von Heiligen, wie sie ihre Martyrien durchleiden und ist mit beeindruckenden Miniaturen geschmĂŒckt. Insgesamt enthĂ€lt das Werk 700 farbige und goldverzierte Miniaturen.

Wer war Usuard?

Der Benediktinermönch Usuard war ein Mitglied der Abtei Saint-Germain-des-PrĂ©s in Paris und lebte im neunten Jahrhundert. Usuard war ein wichtiges Ordensmitglied und wurde berĂŒhmt fĂŒr sein erstaunliches Martyrologium, welches ĂŒber die Jahrhunderte hinweg unzĂ€hlige Male rezipiert wurde. Im Prolog der Handschrift wird davon berichtet, wie der Mönch sein Werk an Karl den Kahlen ĂŒberreicht. Etwa um 1400 wurde der Codex am Hofe WenzeslausÂŽ von Böhmen um einige Heilige erweitert und erhielt seinen atemberaubenden Buchschmuck.

Höfische Buchmalerei

In der internationalen höfischen Buchkunst spielt das Martyrologium eine wichtige Rolle. Die Bilder der Handschrift sind typische Beispiele der vorzĂŒglichen böhmischen Malerei des Mittelalters und zeigen deutlich EinflĂŒsse internationaler Kunst am Übergang vom 14. Ins 15. Jahrhundert. Die Miniaturen zeigen Heilige, die sich in den Qualen ihrer Martyrien befinden oder deren Überreste begraben werden. Jedes Bild ist in lebendigen Farben gehalten und wurde ĂŒppig mit goldenen Verzierungen ausgestattet. Die Darstellungen befinden sich runden Medaillons, die von naturalistischen Pflanzenranken elegant eingerahmt und miteinander verbunden sind.

Eine weitgereiste Handschrift

Usuard nahm seinen Codex auf eine Reise nach Spanien mit, wohin er geschickt wurde, um wichtige Reliquien zu ĂŒberfĂŒhren. Sein Martyrologium blieb der Jahrhunderte lang in Katalonien und befand sich spĂ€ter im Besitz wichtiger AdelshĂ€user in Österreich, Ungarn, Schweden und Italien. Im 17. Jahrhundert gelangte das wertvolle Manuskript in das Museu DiocesĂ  in der spanischen Stadt Girona, wo es noch heute aufbewahrt wird.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Martyrology of Usuard
Martirologio de Usuardo
Martyrologium von Usuard
Martirologio di Usuardo
Martyrologe d’Usuard
MartirolĂłgio de Usuardo
Umfang / Format
252 Seiten / 46,3 × 33,0 cm
Herkunft
Tschechien
Datum
Um 1400
Stil
Sprache
Buchschmuck
705 goldschmĂŒckte Miniaturen
Inhalt
Katalog der MĂ€rtyrer und anderer Heiliger
Auftraggeber
Wenzel IV. (1361–1419), König von Böhmen und Kaiser

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Martyrologium von Usuard – M. Moleiro Editor – Museu Diocesà (Gerona, Spanien)
M. Moleiro Editor – Barcelona, 1997
Limitierung: 987 Exemplare
Detailbild

Martyrologium von Usuard

Martyrium des heiligen Ignatius von Antiochia

Der heilige Ignatius von Antiochia soll ein SchĂŒler des Apostels Johannes gewesen sein und war Bischof von Antiochia. Als solcher erlitt er auf Befehl des Kaisers Trajan im Kolosseum in Rom den MĂ€rtyrertod. Zwar wird sein Festtag heute am 17. Oktober gefeiert, im mittelalterlichen Heiligenkalender hatte er jedoch am 1. Februar seinen Gedenktag. Deshalb findet sich diese Medaillonminiatur zusammen mit anderen MĂ€rtyrern im Monat Februar. Ignatius ist bis zur Taille ausgezogen und trĂ€gt die Mitra eines Bischofs, als er vor einem roten Hintergrund von Löwen mit goldenen Ranken angegriffen wird.

Martyrologium von Usuard – M. Moleiro Editor – Museu Diocesà (Gerona, Spanien)
Einzelseite

Martyrologium von Usuard

Der heilige Pontianus von Spoleto und der heilige Germanicus von Izmir

Dieses Martyrologium hat die Form eines Kalenders, wobei jede Seite die Heiligen darstellt, die mit dem jeweiligen Datum verbunden sind. Diese werden typischerweise in Form von 2–5 Medaillon-Miniaturen prĂ€sentiert, die durch mehrfarbige Ranken verbunden sind, die entlang der RĂ€nder verlaufen. Diese Seite hier ist aber innovativer und bricht mit diesem strengen Bildprogramm.

Der Textkörper ist hier an den SeitenrĂ€ndern und oben mit einem Rahmen aus floralem Flechtwerk versehen, der untere Rand wird durch eine Bas-de-Page-Miniatur gebildet. Sie ist eine meisterhafte Darstellung eines schrecklichen Drachen mit roten Augen, der den heiligen Germain (+ 156) im Mund hĂ€lt: Der Heilige hĂ€ngt dort schlaff in seiner grĂŒnen Tunika und den blauen Beinkleidern herunter. Eine in den Blumenrahmen am linken Seitenrand eingearbeitete Miniatur zeigt einen Engel, der den gefangenen Pontianus von Spoleto (+ 169) besucht: Dieser Heilige wurde am 14. Januar 175 von den Römern gefangen genommen und enthauptet.

Martyrologium von Usuard – M. Moleiro Editor – Museu Diocesà (Gerona, Spanien)
Faksimile-Editionen

#1 Martirologio de Usuardo

M. Moleiro Editor – Barcelona, 1997

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: M. Moleiro Editor – Barcelona, 1997
Limitierung: 987 Exemplare
Einband: Granatrotes, goldgeprÀgtes Leder
Kommentar: 1 Band (410 Seiten) von Rosa Ferrer, Jaume Camprodon, Josefa Arnall, Gabriel Roura, Milada StudnickovĂĄ, Cristina GĂłmez I Morell, and JoaquĂ­n Yarza Luaces
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)
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