Stundenbuch der Maria von Burgund
Der Buchdruck war bereits erfunden, als die Buchmalerei noch einmal eine letzte Blüte erlebte und Maria von Burgund (1457–1482), die Tochter Karls des Kühnen, von ihrer Stiefmutter Margarete von York diese raffiniert illuminierte Handschrift als Geschenk erhielt. Sie ist eines der berühmtesten noch heute erhaltenen Stundenbücher, das zugleich einen Reflex auf den Reichtum und die künstlerische Raffinesse am burgundischen Hof darstellt. 20 ganzseitige Miniaturen, höchst aufwändig und sehr kreativ gestaltete Marginalien mit weiteren Medaillons, die berühmten Kalenderseiten und der Text in Gold- und Silbertinte auf schwarzem Grund sind heutzutage dem Kenner ein liebgewordener Ausdruck künstlerischer und handwerklicher Höchstleistungen der flämischen Buchmalerei in den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts.
Stundenbuch der Maria von Burgund
Das Stundenbuch der Maria von Burgund, der Tochter Karls des Kühnen, kennzeichnet den letzten Höhepunkt der Buchmalerei – zu einer Zeit, in der es bereits gedruckte Bücher gab; doch gerade in dieser Epoche entstanden wertvolle Codices, und zwar besonders in den Niederlanden und in Frankreich. Dieses Stundenbuch, das durch die Pracht seiner Miniaturen und Randleisten ein Abbild des burgundischen Hofes ist, erhielt Maria von ihrer Stiefmutter Margarete von York als Geschenk.
Kunsthistorikern und Liebhabern von Buchkunst ist dieser Codex wohl bekannt. Denn die hoch stehende Qualität des Buchschmuckes macht ihn zu einer jener Handschriften, die auf jeder Seite Anlass zu Bewunderung und Überraschung geben. Unter seinen Miniaturen flämischen Ursprungs finden sich auch einige der glänzendsten Kompositionen der führenden zeitgenössischen Künstler am burgundischen Hof.
Entzückende flämische Miniaturen für eine der berühmtesten Frauen des Mittelalters
Alle 378 Seiten (189 Folios) des Gebetbuches zeichnen sich durch die künstlerische Gestaltung aus. Auf den ersten 34 Blättern, die einen Kalender beinhalten, ist ein ganz besonderer Kunstgriff bemerkenswert: Der Text ist mit Gold- und Silbertinte auf schwarzen Grund geschrieben. Die insgesamt 20 Vollbilder der Handschrift vermitteln uns in anschaulicher Weise das Leben und Denken der burgundischen Kultur. Jede Textseite des Buches ist mit Zierleisten, Drôlerien, phantasievollen Dekorationen und reichen kalligraphischen Verzierungen versehen. Nur Künstler ersten Ranges sind zur Ausführung dieses Gesamtkunstwerkes herangezogen worden.
Die Meister des Stundenbuches
Bei der Herstellung eines künstlerisch ausgestatteten Stundenbuches war es gebräuchlich, dass mehrere Hände zusammenarbeiteten. Für die Schrift war ein Kalligraph zuständig, für die Zierrahmen ein handwerklich geübter Miniaturist, der nach vorliegenden Mustern, manchmal auch nach Schablonen arbeitete. Die Bilder blieben einem anderen Meister vorbehalten.
Wenn bei der Herstellung eines Stundenbuches mehrere Meister beteiligt sind, so besteht die Gefahr, dass die Einheitlichkeit verloren geht. Der Mann jedoch, der den Gesamtplan entworfen und die Mitarbeiter ausgewählt hat, war darauf bedacht, nur solche heranzuziehen, die einander ebenbürtig waren. Das Ergebnis ist ein Werk, das die besten Leistungen der flämischen Buchkunst aus den siebziger Jahren des 15. Jh.s in sich vereinigt.
Spiegel des prunkvollen Hofes
Unserem heutigen Empfinden nach entspricht die prunkvolle Ausstattung dieses Stundenbuches nicht immer dem Charakter eines Andachtsbuches. Die Bilder stellen wohl religiöse Szenen dar, sind aber in ihrer Anlage und in den Details vor allem Meisterwerke der Malerei, der es weniger um den Inhalt des Bildes geht als um die Virtuosität der Darstellungen.
Durch dieses Buch wird uns in eindrucksvoller Weise nicht nur die Geisteshaltung der burgundischen Kultur vermittelt, sondern es ist auch ein Dokument der höfischen Gesellschaft. Oftmals wird der Betrachter durch idyllische Landschaftshintergründe, großartige Architekturen oder durch die modische Eleganz der Kleidung vom eigentlichen Inhalt des Bildes in gefälliger Weise abgelenkt, gar nicht zu reden von den zahllosen kurzweiligen Figuren an den Rändern der Seiten.
Wenn unserer säkularisierten Zeit die profane Ausstattung eines Gebetbuches anstößig erscheint, so vergessen wir, dass es für die Menschen der damaligen Zeit noch keine radikale Trennung zwischen „geistlich“ und „weltlich“ gab, sondern nur ein einheitliches christliches Weltbild, in dem auch das Schöne und Heitere seinen Platz neben dem Heiligen hatte.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Hours of Mary of Burgundy
Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund und Kaiser Maximilian - Umfang / Format
- 378 Seiten / 22,5 × 16,3 cm
- Herkunft
- Belgien
- Datum
- 1470–1480
- Stil
- Sprache
- Schrift
- Bastarda
- Buchschmuck
- 24 Kalenderbilder, 20 ganzseitige Miniaturen, 14 Initialszierseiten, 16 Heiligenbilder
- Inhalt
- Stundengebet
- Auftraggeber
- Margarete von York (1446–1503)
- Künstler / Schule
- Meister der Maria von Burgund (fl. 1469–83)
Lieven van Lathem (1430–93)
Simon Marmion (um 1425–89)
Willelm Vrelant (fl. 1454–81) - Vorbesitzer
- Heiliger Römischer Kaiser Matthias (1557–1619)
Stundenbuch der Maria von Burgund
Dezember: Brot backen
Zwar kommen Szenen, in denen Schweine geschlachtet, zerlegt und für die Winterlagerung gepökelt werden, in der mittelalterlichen Buchmalerei häufiger vor; dennoch werden auch Backszenen nicht selten als Motiv für den Monat Dezember gewählt. Diese wundervolle Kalenderseite zeigt eine Medaillon-Miniatur mit einem fröhlichen Bäcker, der einen Teig in den glühenden Ofen einschiebt – möglicherweise direkt für die Auftraggeberin der Handschrift selbst, die Herzogin von Burgund. Der Kalenderabschnitt wiederum ist elegant mit Gold- und Silbertinte geschrieben, die sich von dem schwarz gefärbten Hintergrund leuchtend abheben.

Stundenbuch der Maria von Burgund
Maria von Burgund im Gebet
Dies ist eine der schönsten und berühmtesten Miniaturen aller Zeiten. Zunächst wird man durch die gekonnte perspektivische Darstellung eines gotischen Kircheninneren in das Bild hineingezogen. Dann merkt man, dass die Jungfrau mit Kind eigentlich eine Szene innerhalb einer Szene ist: Maria von Burgund (1457–1482) stellt sie sich vor, als sie gerade mit ihrem Schoßhund am Fensterbrett in ihrem Gebetbuch liest.
Die junge Adlige sitzt neben einer Vase mit Schwertlilien und Luxusgegenständen und stellt sich die Heilige Familie vor, wie diese von vier Engeln mit Kerzen umgeben wird. In dieser gerahmten Szene ist Maria von Burgund dann noch einmal zu sehen. Sie trägt ein wunderschönes blaues Kleid mit goldenem Brokat und kniet an der Spitze einer Gruppe von Damen. Dies ist nicht nur eine getreue Darstellung eines mittelalterlichen Innenraums, sondern auch ein Einblick in die mittelalterliche Vorstellungskraft.

#1 Das Stundenbuch der Maria von Burgund
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Deutsch, Französisch
Der wissenschaftliche Kommentar zur Faksimile-Ausgabe wurde verfasst von Franz Unterkircher, dem ehemaligen Direktor der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, der eine kodikologische Beschreibung gibt (deutsch), und Antoine De Schryver, dessen Beitrag eine kunstgeschichtliche Erörterung des Stundenbuches der Maria von Burgund darstellt (französisch). Die Forschungen De Schryvers haben zudem ergeben, dass die Zuschreibung des Gebetbuches an Karl den Kühnen als Besitzer unbeweisbar ist. Es wurde vielmehr für die Tochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund, hergestellt.
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