Bilderbibel von Manchester
Die Bilderbibel von Manchester ist eine ungewöhnliche gotische Bilderbibel aus dem Nordfrankreich der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie enthält 48 ganzseitige Miniaturen, von denen jede einzelne lediglich eine Szene aus den ersten beiden Büchern des Alten Testaments mit teuren Pigmenten auf glänzend poliertem Blattgold darstellt. Es ist eine echte Bilderbibel, da sie ausschließlich aus ganzseitigen Miniaturen mit kurzen französischer Untertiteln besteht, die möglicherweise erst nachträglich von einem späteren Besitzer hinzugefügt wurden. Obwohl die Herkunft des Manuskripts nach wie vor unklar ist, deuten seine Qualität und Form auf ein wohlhabendes Mitglied der Aristokratie als Auftraggeber hin. Sie war entweder für den persönlichen Gebrauch oder als Ausdruck von Reichtum, Frömmigkeit und Raffinesse gedacht.
Die Bilderbibel von Manchester
So genannte Bilderbibeln sind Manuskripte, die ihre Inhalte weit mehr mit Bildern als über den Text transportieren, und gehören zu den seltensten und zugleich gefragtesten Codices des Mittelalters. Dies hier ist ein kleines, aber sehr schönes Beispiel für ein solches Werk, das aus 48 ganzseitigen Miniaturen mit Blattgold-Hintergrund im byzantinischen Stil mit Bildunterschriften in französischer Sprache besteht. Auf diese Weise werden wichtige Ereignisse aus den Büchern Genesis und Exodus erzählt. Die Bilderbibel von Manchester wurde in der Zeit zwischen 1200 und 1250 hergestellt und gilt als schönes Exemplar der gotischen Buchmalerei der sogenannten Channel School in Nordfrankreich. Heute befindet sie sich in der John Rylands Library der Universität Manchester und trägt dort die Signatur „French MS 5“. Doch weshalb ist sie so ein ungewöhnliches und wertvolles Manuskript der frühen Gotik Frankreichs?
Eine teurer Auftrag
Obwohl die genaue Herkunft des Manuskripts nach wie vor ein Rätsel ist, weisen seine Qualität, die Tatsache, dass jeweils nur eine Seite des Pergaments verwendet wurde, und die wertvollen Materialien – teure Farben und Blattgold – darauf hin, dass es sich hier um den Auftrag eines wohlhabenden Adligen gehandelt haben muss. Format und Inhalt dieses Manuskripts schließen einen Kleriker als Auftraggeber jedenfalls aus: Seine handliche Größe weist darauf hin, dass es für den persönlichen Gebrauch bestimmt war. Sein ungewöhnliches Format von ausschließlich ganzseitigen Miniaturen zeigt dagegen, dass es sich um ein Luxusobjekt handelt, das Reichtum, Frömmigkeit und gebildete Raffinesse zum Ausdruck bringen will. Im 17. Jahrhundert wurde es neu eingebunden, als möglicherweise ein Teil des Manuskripts vom Hauptteil getrennt wurde.
Ein Manuskript, in dem Bilder die Hauptsache sind
Die ganzseitigen Miniaturen sind mit französischen Untertiteln versehen, die jedoch kein Bestandtteil der ursprünglichen Fassung gewesen sein dürften. Viele andere Bilderbibeln haben Textblöcke, die deutlich angeordnet und gleichmäßig ausgefüllt sind, aber die Texte in diesem Manuskript sind eindeutig nachträglich nach der Erstellung der Bilder hinzugefügt worden. Während die meisten die Ereignisse in der Miniatur zusammenfassen, erklären andere, was außerhalb der Szene passiert. Einige dieser Bildunterschriften wurden möglicherweise erst fünfzig Jahre später von einer italienischen Hand hinzugefügt, die überdies die Miniaturen manchmal falsch etikettierte; all dies könnte auf einen Eigentümerwechsel hindeuten. Außerdem verweist die Auswahl der einzelnen Szenen nicht auf eine einzige Quelle – manches sind biblische Ereignisse, während andere nur in verschiedenen Kommentaren und Glossaren zu finden sind. Manche Szenen werden dabei auf eine Weise dargestellt, die erheblich von der Art und Weise abweicht, wie sie in der Bibel erzählt werden. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Bilderbibel von Manchester ist die Tatsache, dass jede Miniatur auf eine einzelne Szene fokussiert bleibt und die Darstellung von Ereignissen damit viel ausdauernder ist als bei anderen Bilderbibeln: Denn normalerweise werden vier Szenen pro Seite wiedergegeben. Die Bilder zeigen Ereignisse aus der Bibel von der Schöpfung der Welt bis zur Hochzeit von Mose und Zippora. Letzteres ist eine ungewöhnliche Szene für den Abschluss eines Manuskripts, was darauf schließen lässt, dass das Manuskript heute entweder als Fragment vorliegt oder nie fertiggestellt wurde. Es sollte daher wohl entweder einen vollständigen Zyklus des Alten Testaments oder einen Zyklus enthalten, der Szenen aus dem Neuen Testament und möglicherweise auch noch das Leben von Heiligen hinzukombinierte.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Picture Bible of Manchester
Picture Bible of the John Rylands Library
Bibbia di Manchester
Bible Historiée - Umfang / Format
- 96 Seiten / 18,6 × 14,9 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- Ca. 1250
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Gotische Textualis semiquadrata Bastarda
- Buchschmuck
- 48 ganzseitige Miniaturen auf leuchtendem Goldgrund
- Inhalt
- Szenen aus dem 1. und 2. Buch Mose (Genesis und Exodus) mit kurzen moralisierenden Beschreibungen
- Künstler / Schule
- Sog. Channel Style
- Vorbesitzer
- Ludwig Rosenthal
Jacques Rosenthal
James Ludovic Lindsay
Enriqueta Augustina Rylands
Bilderbibel von Manchester
Der Turm von Babel
Im oberen Teil der Miniatur, die diese berühmte Geschichte aus dem Alten Testament darstellt, sehen wir einige Beispiele der mittelalterlichen Maurerkunst. Die Figur auf der linken Seite bedient einen Flaschenzug, mit dem sie neue Steine nach oben schafft. In der Mitte arbeiten drei Personen am eigentlichen Bau, eine mit einer mittelalterlichen Wasserwaage, eine andere reicht Steine heran und eine dritte klopft sie mit dem Stiel ihrer Axt ein. Auf der rechten Seite ruft ein Mann in Grau herunter, welche Steinstücke als nächstes benötigt werden.

Bilderbibel von Manchester
Fünfter Schöpfungstag
Diese Miniatur im Stil der französischen Gotik zeigt Gott vor einem zeit- und raumlosen Hintergrund aus brüniertem Blattgold im byzantinischen Stil. "Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen." (Gen. 1, 20)
Anstatt starr und aufrecht wie in früheren Miniaturen stellt der Künstler Gott in einer natürlicheren Pose dar, wobei der eine Fuß länger ist als der andere. In der linken Hand hält Gott einen Codex– wahrscheinlich das Buch Genesis. Währenddessen schwimmen Fische vorbei (einer hat gerade sogar einen Aal gefangen). Gott segnet einen blauen Vogel, der auf einem Ast neben ihm gelandet ist. Der streckt seinen Flügel aus und berührt so fast den Nimbus Gottes, als wolle der Maler zeigen, wie eng Gott mit seiner Schöpfung in Kontakt treten will.

#1 Bibbia di Manchester John Rylands Ms. 5
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