Ein goldenes Bilderbuch von William de Brailles mit in der Gotik einzigartiger Elfenbeinschnitzerei
Oxforder Bibelbilder
Oxford (Vereinigtes Königreich) — Ca. 1250

Oxforder Bibelbilder
Oxford (Vereinigtes Königreich) — Ca. 1250
Dieses reine Bilderbuch gemalt von William de Brailles ist durchgängig und reich mit Blattgold verziert
Szenen aus dem Leben Jesu Christi werden in ausdrucksstarken Bildern mit großer narrativer Kraft dargestellt
Die fein geschnittene Elfenbeinschnitzerei auf dem Vorderdeckel ist einzigartig in der gotischen Buchkunst

Oxforder Bibelbilder
Der Fall der aufständischen Engel
Der Krieg im Himmel, ein beliebtes Thema in englischen Handschriften, führt zum Sieg des Erzengels Michael und der himmlischen Heerschar über den Drachen und die aufständischen Engel, die alle aus dem Himmel verstoßen werden. Die Engel werden gezeigt, wie sie mit dem Gesicht zuerst aus dem Himmel in den Höllenschlund stürzen, der zinnenbewehrte Zähne hat wie eine Burg. Während sie fallen, verlieren sie ihre hellen Farben, ihre Haut verdunkelt sich, und ihre menschlichen Gesichter entarten zu übertrieben-bestialischen Fratzen - sie sind jetzt Dämonen.
Oxforder Bibelbilder
- Oxford Bible Pictures
Kurzbeschreibung
Bei dieser Bilderhandschrift aus dem 13. Jahrhundert ist zwar der Erschaffer bekannt, jedoch nicht der Auftraggeber. 31 goldene Miniaturen und ein Schmuckeinband aus Elfenbein geben uns noch heute ein Zeugnis von der damaligen Kunstfertigkeit.
Oxforder Bibelbilder
Die unzähligen berühmten und prachtvollen Meisterwerke der mittelalterlichen Buchkunst stammen oft von Schreibern, deren Namen uns heute leider nicht bekannt sind. Eine Ausnahme stellt der Zyklus der Oxforder Bibelbilder dar, eine Sammlung der kostbarsten Miniaturen der Gotik, komponiert vom weltbekannten Meister William de Brailles aus Oxford. Dieses Werk gilt als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. Auf 31 Blättern befinden sich Miniaturen, die Szenen aus dem Leben Jesu Christi in einer ausdrucksstarken Bildsprache zeigen, welche durch den Einsatz von raffiniert bearbeitetem Gold in ihrer erzählerischen Kraft verstärkt wird.
William de Brailles sorgt für Aufsehen
Im 13. Jahrhundert steigt die Nachfrage im Bereich privater Andachtsbücher. Dieser feststellbare Trend lässt darauf schließen, dass die Oxforder Bibelbilder, welche in diesem Zeitraum entstanden sind, von einem privaten Stifter aus dem weltlichen Adel in Auftrag gegeben wurden. Bei dem anonym geblieben Auftraggeber muss es sich um eine unermessliche reiche Person gehandelt haben, denn dem Meister William de Brailles wurden bei der Gestaltung seines Kunstwerkes keine finanziellen Grenzen gesetzt. So stattete er seinen Bilderzyklus üppig mit poliertem Blattgold aus, welches in seinen unterschiedlichen Verarbeitungen noch heute in hervorragendem Zustand erhalten ist. Diese Besonderheit macht den Codex zum wertvollsten Werk de Brailles.
Ein Werk mit aufregender Geschichte
Es kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, in wessen Besitz sich die Oxforder Bibelbilder nach ihrer Entstehung befand und in welchem Umfang sie genau existierte. Im 19. Jahrhundert erwarb ein Pariser Antiquar 31 Seiten, von denen er sieben an die Collection Wildenstein verkaufte, welche diese wiederum an das Musée Marmottan in Paris übergab. Die restlichen 24 Seiten behielt der Antiquar und ließ sie in einen roten Samteinband fassen. In den vorderen Buchdeckel wurde eine beidseitig geschnitzte Elfenbeinplatte eingelassen, die einmalig in der Geschichte gotischer Buchkunst ist. Zu guter Letzt erwirbt der Amerikaner Henry Walters das Kunstwerk für sein Kunstmuseum in Baltimore, wo es sich noch heute befindet.
Neue künstlerische Höhepunkte
William de Brailles ist nicht grundlos einer der renommiertesten Schreiber und Buchmaler der Gotik. Er schafft es mit seinen Bibelbildern, genau dem Nerv der Zeit entsprechend, einfallsreiche und originelle Miniaturen zu gestalten, die teils sogar satirische Elemente enthalten. Die Bilder strotzen vor Lebendigkeit und Plastizität. De Braille versah die Gewänder in seinen Malereien mit schwarzen und weißen Konturlinien, er baute seine Szenen realitätsgetreu auf und hielt sie auf einem aufregenden Goldgrund fest, womit er den Bildern eine traumähnliche Note verlieh. Der goldene Hintergrund wurde zudem in verschiedenen Arbeitsschritten ausgestaltet, was einzigartig für Buchmalereien der Gotik ist. Die Goldflächen wurden mit speziellen Werkzeugen mit feinen Mustern aus Rauten, Punkten oder schuppenartigen Halbkreisen geprägt und tragen so zur herausstechenden Erzählkraft der Bilder bei.
Die geheimnisvolle Elfenbeinplatte
Ein weiteres Element, das zur Berühmtheit der Bibelbilder beigetragen hat, ist die filigran geschnitzte Elfenbeinplatte im vorderen Einband des Buches, welche am Ende des 14. Jahrhunderts in Deutschland angefertigt wurde. Die fragile Tafel ist beidseitig beschnitzt und zeigt in erstaunlicher Plastizität vorne die Geburt, auf der Rückseite die Kreuzigung Jesu Christi. An einigen Stellen ist sie so dünn gearbeitet, dass sie sogar Lichtstrahlen durchlässt. Weder die genaue Funktion noch der Erschaffer dieses ganz eigenen Kunstwerkes konnte je genau bestimmt werden. Dieses Geheimnis verstärkt den Reiz, den die Oxforder Bibelbilder für ihre Betrachter noch heute innehaben.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Oxford Bible Pictures
- Umfang / Format
- 62 Seiten / 13,5 x 10,0 cm
- Herkunft
- Oxford (Vereinigtes Königreich)
- Datum
- Ca. 1250
- Epoche
- Stil
- Genre
- Sprache
- Buchschmuck
- Jedes der 31 Folios ist reichlich mit Gold verziert
- Künstler / Schule
- William de Brailes
- Vorbesitzer
- Henry Walters

Oxforder Bibelbilder
Die Tiere betreten die Arche Noach
Diese Darstellung der Arche Noach fasst die berühmte Geschichte wunderbar zusammen. Die drei Schiffdecks, die im Buch Genesis beschrieben sind, zeigen Tiere auf dem ersten Deck, Vögel auf dem zweiten und Noachs Familie auf dem dritten. Die Flut steigt bereits an und die letzten Tiere werden gerade noch von einem Engel an Bord geführt.
Der prächtige goldene Hintergrund dieser Miniatur hat ein Schachbrettmuster für den Himmel und ein Wellenmuster für das Wasser, das um das Schiff schon aufsteigt. Der Bug und das Heck sind mit Tierköpfen verziert, ähnlich wie bei einem Wikinger-Langschiff. Typisch für das Manuskript ragt das Schiff über den linken Rand hinaus und die Tiere betreten es über einen Steg vom rechten Rand aus. Dieses innovative und praktische Mittel der Erzählung wird im gesamten Codex verwendet.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Oxforder Bibelbilder“
Oxforder Bibelbilder
- Verlag
- Faksimile Verlag – Luzern, 2004
- Limitierung
- 980 Exemplare
- Einband
- Das Faksimile wird von einem Einband geschützt, der eine Nachbildung des heutigen Einbands einschließlich der beidseitig geschnitzten Elfenbeintafel und der zwei Schließen ist. Die Faksimile-Edition wird in einer handgefertigten Schmuckkassette aus Leder geliefert, in die ein Fenster aus Acrylglas eingelassen ist, um die Elfenbeinreplikate der Oxforder Bibelbilder angemessen zu präsentieren.
- Kommentar
-
1 Band (263 Seiten) von William Noel
Sprachen: Englisch, Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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