Chantilly Codex

Chantilly Codex – Brepols Publishers – Ms. 564 – Bibliothèque du Château (Chantilly, Frankreich)

Südfrankreich oder Italien — Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts

Unvollendet geblieben und trotzdem eines der wichtigsten Zeugnisse der ars subtilior: 112 mehrstimmige Lieder der berĂźhmtesten hĂśfischen Komponisten des 14. Jahrhunderts, zusammengestellt fĂźr einen wohlhabenden Musikliebhaber

  1. Das Manuskript enthält 70 Balladen, 17 Roundels, 12 Virelais und 13 isorhythmische Motetten

  2. Das Werk ist eine der drei Hauptquellen der ars subtilior, die für ihre äußerst komplizierte Notation bekannt ist

  3. Die prächtige, aber unvollendete Buchmalerei deutet auf einen wohlhabenden, aber noch unbekannten Mäzen hin

Chantilly Codex

Ms. 564 Bibliothèque et Archives du Château (Chantilly, Frankreich)
  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Chantilly Codex

Der Chantilly Codex ist ein Musikmanuskript, das Kompositionen von ca. 1350–1400 in dem als Ars subtilior bekannten Stil enthält, der sich durch rhythmische und notatorische Komplexität auszeichnet und im späten 14. Jahrhundert in Paris, Avignon und Nordspanien weit verbreitet war. Es enthält 112 mehrstimmige Lieder, meist in französischer Sprache, darunter viele der populärsten höfischen Tanzstücke der Zeit, wie Balladen, Roundels, Virelais und isorhythmische Motetten. Einige dieser Motetten sind rhythmisch so komplex, dass sie statt in einfachen Neumen in einer komplizierten, exakten Notenschrift verfasst sind. Der Chantilly Codex enthält Musik von Komponisten wie Johannes Symonis, Jehan Suzay, P. des Molins, Goscalch, Solage, Baude Cordier, Grimace, Guillaume de Machaut, Jehan Vaillant, F. Andrieu, Magister Franciscus, Johannes Cuvelier, Rodericus, Trebor und Jacob Senleches.

Chantilly Codex

Der sogenannte Codex von Chantilly ist eine der drei Hauptquellen der ars subtilior, die fĂźr ihre extrem komplizierte Notation und die kunstvolle Verzierung einiger Seiten berĂźhmt ist. Im Gegensatz zu den meisten Musikmanuskripten aus dieser Zeit kĂśnnen die meisten Werke Komponisten zugeschrieben werden; nur die Verfasser von lediglich 34 StĂźcken bleiben anonym. Die 112 mehrstimmigen Lieder der Handschrift bestehen aus 70 Balladen, 17 Roundels, 12 Virelais und 13 isorhythmischen Motetten. Sie stammen von 34 unterschiedlichen Autoren: Baude Cordier, Johannes Haucourt, Matheus de Sancto Johanne, Petrus Fabri, Jacob Senleches, Jehan Vaillant, Solage, Guillaume de Machaut, Grimace, Magister Franciscus, Trebor, Magister Egidius Augustinus, Guido, Johannes Susay, Johannes Olivier, Philippus de Caserte, Johannes Galiot, Jehan Simon Hasprois, Garinus, Johannes Cunelier, Goscalch, Taillandier, Hymbert de Salinis, Johannes Cesaris, Rodericus, Johannes de Meruco, F. Andrieu, Pierre des Molins, Borlet, Pykini, Gacian Reyneau, Egidius de Pusiex, Philippe Royllart, J. Alanus.

Eine italienische Kopie eines franzĂśsischen Originals

Die große Anzahl von Fehlern im französischen Text und bei der Abschrift der Partituren deutet darauf hin, dass das Manuskript von einem italienischen Schreiber, der nicht verstand, was er kopierte, nach einem französischen Original angefertigt wurde. Die Texte wurden vor der Musik niedergeschrieben, was zu einer gewissen Diskrepanz zwischen beidem führt. Die Ausschmückung der Handschrift blieb unvollendet, sodass an vielen Stellen, an denen ein Buchmaler Initialen hätte ergänzen sollen, Leerstellen zu finden sind. Warum das Werk nie fertiggestellt wurde, ist unbekannt.

Eine wertvolle Entdeckung

Eine Inschrift auf der Titelseite aus dem Jahr 1461 besagt, dass sich das Buch im Besitz der Familie von Francesco d'Altobianco Alberti befand, der 1401 aus Florenz verbannt worden war und lange Zeit in Frankreich lebte. Genau 400 Jahre später wurde es 1861 im Haus von M. Bigazzi, Sekretär der Accademia della Crusca, in Florenz von Henry de Triqueti (1803-74), einem franzÜsischen Bildhauer und Maler, wiederentdeckt. Triqueti erwarb das Manuskript und schmßckte es mit einem Frontispiz, bevor er es der Bibliothèque du Château in Chantilly schenkte, nach der es benannt ist.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Codex Chantilly
Umfang / Format
211 Seiten / 40,0 × 29,0 cm
Herkunft
Italien
Datum
Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts
Stil
Genre
Inhalt
112 MusikstĂźcke
KĂźnstler / Schule
Vorbesitzer
Henri d’Orléans, duc d’Aumale (1822–1897)

VerfĂźgbare Faksimile-Editionen:
Chantilly Codex – Brepols Publishers – Ms. 564 – Bibliothèque du Château (Chantilly, Frankreich)
Brepols Publishers – Turnhout, 2008
Faksimile-Editionen

#1 Codex Chantilly

Brepols Publishers – Turnhout, 2008

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Brepols Publishers – Turnhout, 2008
Kommentar: 1 Band von Yolanda Plumley und Anne Stone
Sprachen: FranzĂśsisch, Englisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht mĂśglicherweise nicht dem ursprĂźnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂźgbar!
Preiskategorie: €
(unter 1.000€)
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