Im Auftrag des Kardinals Giovanni d’Aragona: Goldgeschmückte Sonnenfinsternisse, die 4-Elemente-Lehre des Aristoteles und Hinweise zum Krieg zwischen Neapel und Florenz in Christianus Prolianus “Astronomia”
Christianus Prolianus Astronomia
Neapel (Italien) — 1478

Christianus Prolianus Astronomia
Neapel (Italien) — 1478
Fundierte astronomische Abhandlung von Christianus Prolianus, dem Hofastronom König Ferdinands II. von Neapel
Enthält nicht nur Geometrie oder die Beschreibung von Sonnenfinsternissen mit goldenen Himmelskörpern, sondern auch zahlreiche Hinweise auf die schwierige Beziehung zwischen Neapel und Florenz
Im Auftrag gegeben von Giovanni d’Aragona (1456–1485), einem italienischen Kardinal und Politiker, der den Frieden zwischen beiden Städten verhandelte

Christianus Prolianus Astronomia
Incipit-Seite mit C-Initiale
Abgesehen von der prächtigen C-Initiale aus Blattgold, die das Werk ziert, wurden auch die Textkolumnen von einem meisterhaften Schreiber gestaltet und in wunderbaren, dekorativen Rahmen mit Goldrand, verschlungenen Ranken und einer Farbpalette aus Rot, Blau und Grün angelegt. Der Text des Incipits selbst ist mit goldener, roter und blauer Tinte geschrieben. Im rechten Rand sind blaue Kraniche und grüne Papageien paarweise dargestellt, ebenso wie ein blasser Putto, der durch die Ranken zu klettern scheint.
Christianus Prolianus Astronomia
- Astrologiae Compendium di Cristiano Proliano
Kurzbeschreibung
Die wunderschöne Christianus Prolianus Astronomia, fertiggestellt im Jahre 1478, ist eine in fünf Teile gegliederte astrologische Handschrift. Sie beschreibt zunächst die vier Elemente, wie sie von Aristoteles eingeführt wurden: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Im Folgenden geht sie detailliert auf das Sonnensystem ein, beschreibt verschiedene Elemente der astronomischen Geometrie und enthält Tabellen zu den Bewegungen der Himmelskörper. Die Handschrift ist mit schimmernden goldenen Sonnen, feinen Rankenborten, Wappen und dekorativen Initialen geschmückt. Darüber hinaus handelt es sich aber auch um ein Zeugnis der italienischen Politik des späten 15. Jahrhunderts: Der Autor, Christianus Prolianus, war Astronom am Hof König Ferdinands II. in Neapel, das damals zur Krone von Aragon gehörte. Neapel und Florenz hatten erst kürzlich Frieden geschlossen und dieses Werk enthält zahlreiche Hinweise auf die beiden verfeindeten Kontrahenten. Der Mäzen des Manuskripts, Kardinal Giovanni d'Aragona, spielte eine Schlüsselrolle in den Friedensgesprächen zwischen den beiden Städten.
Christianus Prolianus Astronomia
Ein prächtiges astronomisches Manuskript mit goldschimmernden Planeten und prachtvollen Zierrahmen voller Symbolik: die Astronomia von Christianus Prolianus ist ein wunderbares Werk des neapolitanischen Quattrocento. Obwohl die Identität ihres ursprünglichen Mäzens und Besitzers umstritten ist, war dieser wohl Teil der aragonesischen Königsfamilie in Neapel. Verschiedene Diagramme versuchen, die Bewegungen der Planeten und Himmelserscheinungen wie Sonnen- und Mondfinsternisse zu erklären. Der lehrreiche Text wird in wunderschönen Bianchi Girari-Rahmen präsentiert – einem typischen Merkmal italienischer humanistischer Manuskripte des 15. Jahrhunderts. Prächtige weiße Zweige liegen hier verschlungen auf rot-blau-grünem Grund. Trotz seiner umstrittenen Provenienz gehört das Werk zu den schönsten astronomischen Codices, die je geschaffen wurden.
Goldene Himmelssphären
Das wohl auffälligste Merkmal des Manuskripts sind die schimmernden goldenen Kreise, die die Sonne und die Planeten repräsentieren. Nur Erde und Mond werden als (mittlerweile angelaufene) silberne Kreise dargestellt. Die prächtigen Miniaturen stammen wahrscheinlich aus der Werkstatt des Gioacchino di Gigantibus de Rottenburg (ca. 1453–1485), einem deutschen Buchmaler, der in Neapel tätig war. Der Text hingegen wurde wahrscheinlich von dem Tutor der Kinder des Hofsekretärs Cristiano Proliano verfasst, über den nur wenig bekannt ist, außer dass er in Balvano in Basilicata geboren wurde. So handelte es sich womöglich um ein Lehrmittel. Die dreizehn Kapitel sind in fünf Teile gegliedert, beginnend mit Aristoteles Vier-Elemente-Lehre. Darauf folgen das Sonnensystem sowie astronomische Geographie und sogar einen Versuch, Finsternisse in einem geozentrischen Modell zu erklären. Schließlich gibt es Tabellen über die Bewegungen der Himmelskörper und Notizen über Eklipsen ab 1478, die sich alle speziell auf den "Meridian von Neapel" beziehen.
Ein Einblick in die zeitgenössische italienische Politik
Nachdem es seit dem späten 13. Jahrhundert von verschiedenen französischen Dynastien regiert wurde, eroberte König Alfonso V. von Aragon (1396–1458) das Königreich Neapel 1442 und gründete als Alfonso I. von Neapel eine neue Dynastie. Alfonso war jedoch nicht nur ein Kriegsherr, sondern auch ein großer Kunstmäzen, sodass er in Neapel einen humanistischen Hof mit besonderem Schwerpunkt auf klassischer Literatur errichtete. Dank päpstlicher Zustimmung konnte er seine Erbfolge durch seinen unehelichen Sohn Ferdinand in Neapel sichern, während sein Bruder Johannes ihm in Spanien als Johannes II. von Aragon folgte. Das gekrönte Wappen auf der ersten Seite scheint das Ferdinands I. von Neapel (1423–94) zu sein, aber bei näherer Betrachtung ist es tatsächlich nur ein Spiegelbild davon. Zahlreiche Darstellungen von Sittichen, die mit Neapel assoziiert werden, und Schmetterlingen, die mit Florenz verbunden werden, sind zusätzliche Hinweise auf die Herkunft der Handschrift. Die beiden Städte befanden sich in den 1470er Jahren im Krieg. Der Sohn des Königs, Giovanni d'Aragona (1456–1485), spielte eine Schlüsselrolle in den Friedensgesprächen und wurde im selben Jahr, in dem das Manuskript entstand, zum Kardinal ernannt. Daher ist das Wappen das von Giovanni und hatte ursprünglich wahrscheinlich einen Kardinalshut. Da Giovanni vor seinem Vater starb, der wiederum die Bibliothek seines Sohnes erbte, wurde die rote Mütze vermutlich mit der goldenen Krone **übermalt **, als der Codex in den königlichen Besitz überging.
Eine jahrhundertelange Reise
Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert gelangte das Manuskript zunächst nach England, bevor es über verschiedene Bibliotheken nach Frankreich gelangte. Es befand sich zudem im Besitz des Herrscherhauses des Herzogs von La Vallière und wurde später von Bernard Quaritch (1819–1899), einem in Deutschland geborenen britischen Bibliophilen, der als "Napoleon der Buchhändler" bekannt ist, erworben. Dieser verkaufte das Manuskript dann für etwa 20 Pfund an William Morris (1834–96), einen Mitarbeiter der britischen Arts and Crafts-Bewegung, der ein professionelles Interesse an der Ästhetik der Buchmalerei hatte. Morris beklagte später den Verkauf der Handschrift, die er auf einen Wert von £300-400 schätzte, aber von James Ludovic Lindsay (1847–1913), 26. Earl of Crawford, für nur £42 erstanden worden war. Die Astronomia wurde schließlich 1908 der John Rylands Library vermacht, nachdem sie 1901 zum letzten Mal von Enriqueta Rylands (1843–1908), der Witwe des Gründers der Bibliothek, erworben worden war.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Astrologiae Compendium di Cristiano Proliano
- Umfang / Format
- 144 Seiten / 21,2 × 14,0 cm
- Herkunft
- Neapel (Italien)
- Datum
- 1478
- Stil
- Genre
- Sprache
- Buchschmuck
- Illustriert mit Diagrammen und Zierleisten, einschließlich Einzelheiten über Vögel, andere Tiere und Fauna
- Inhalt
- Studien zum Sonnensystems und zur Sonnen- und Mondfinsternis
- Künstler / Schule
- Wahrscheinlich Gioacchino de Gigantibus
- Vorbesitzer
- Antonello Petrucci auch bekannt als Antonello d'Aversa war ein Baron und Sekretär von König Ferdinand I. von Neapel.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Christianus Prolianus Astronomia“
Astrologiae Compendium di Cristiano Proliano
- Verlag
- Imago – Castel Guelfo, 2019
- Limitierung
- 300 Exemplare
- Einband
- Dunkelblauer Ledereiband mit Blindprägung
- Kommentar
-
1 Band
Sprache: Italienisch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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