Great Domesday Book

Great Domesday Book – Alecto Historical Editions – E 31/2/1 and E 31/2/2 – National Archives (London, Vereinigtes Königreich)

Winchester (Großbritannien) — 1086–1087

Nicht das "Jüngste Gericht", sondern die Schaffung einer Besteuerungsgrundlage: Die umfangreichen Aufzeichnungen für Wilhelm den Eroberer über seine Untertanen und deren Grundstücke

  1. König Wilhelm der Eroberer (ca. 1028–1087) wollte sich 1085 einen Überblick über sein neu erworbenes Königreich verschaffen

  2. Die Männer des Königs durchkämmten England von oben bis unten, um die Steuerlast der Städte und Dörfer des Landes zu bestimmen

  3. Der Name, der üblicherweise für die Handschrift verwendet wird, erschien erstmals 1221 und ist eine Anspielung auf das Jüngste Gericht

Great Domesday Book

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  1. Beschreibung
  2. Einzelseite
  3. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Great Domesday Book

Zwanzig Jahre nach seinem Sieg über das Königreich England in der Schlacht von Hastings im Jahr 1066 ordnete Wilhelm der Eroberer eine Volkszählung seines neuen Reiches an, die in Umfang und Detailtreue erst im späten 19. Jahrhundert übertroffen werden sollte. Der gewaltige Wälzer diente den Königen Englands dazu, die ihnen geschuldeten Steuern zu ermitteln. Der Name "Domesday" ist eine Anspielung auf die Apokalypse, was darauf hinweist, dass der Inhalt des Buches so endgültig ist wie das Jüngste Gericht. Die Volkszählung und das daraus resultierende Manuskript wurden 1086 fertiggestellt und halfen den Normannen, das reichste und am besten organisierte Königreich des Hochmittelalters zu errichten.

Das Great Domesday Book

„Dann war der König mit seinen Beratern in der Mitte des Winters [1085] in Gloucester und hielt dort Hof… Er machte sich viele Gedanken und hatte intensive Diskussionen mit seinen Ratgebern über dieses Land – wie es bewohnt war oder mit welchen Menschen. Dann entsandte er seine Männer in jede einzelne Grafschaft Englands, um herauszufinden, wie viele Hunderte von Hufen es in der Grafschaft gab oder welchen Grundbesitz und welches Vieh der König in diesem Land besaß und welche Abgaben ihm jährlich von dieser Grafschaft zustanden.“
Angelsächsische Chronik
Auf die Initiative König Wilhelms des Eroberers (ca. 1028–1087) hin wurden die Ergebnisse dieser Zählungen aufgezeichnet und in dem vorliegenden berühmten Buch zusammengefasst, das von Zeitgenossen das „Buch von Winchester“, oder die „Beschreibung von England“ oder einfach nur das „Buch des Königs“ genannt wurde. Ziel und Zweck dieses Werks war die schriftliche Aufzeichnung der obig beschriebenen “Großen Bestandsaufnahme“, deren Informationen sowohl Wilhelm als auch seinen Nachfolgern dazu dienten, die Höhe der Steuern und anderer Abgaben, die erhoben werden konnten, so wie den Umfang des königlichen Landbesitzes abzuschätzen**. Das Buch ist in Latein verfasst und an manchen Stellen mit volkssprachlichen Ausdrücken ergänzt, für die es keine Übersetzung gab. Für moderne Historiker und Ökonomen stellt das Domesday Bookeine unschätzbare Quelle für die Erforschung des mittelalterlichen Englands dar. Tatsächlich **gab es in den darauffolgenden 800 Jahren keine Erhebung mehr, die eine vergleichbare Reichweite und einen ähnlichen Umfang wie das Domesday Book erlangte. Erst die in den Jahren 1873–76 durchgeführte Erhebung des Grundeigentums, deren Ergebnisse in einer zweibändigen Ausgabe mit dem Titel „Return of Owners of Land, 1873“ veröffentlicht wurden, erzielte ein vergleichbares Ausmaß, weshalb die Ausgabe gerne als „modernes Domesday Book“ bezeichnet wird.

Ein Arbeitsdokument

Sein mittelalterlicher Vorläufer ist in schwarzer Tinte geschrieben und gelegentlich mit roten Verzierungen versehen. Ebenfalls in roter Tinte wurden an manchen Stellen Korrekturen vorgenommen, indem Worte durchgestrichen und darüber verbessert wurden. In dem Buch sind die meisten Dörfer und Städte Englands aufgeführt – insgesamt 13418 Ortsnamen – ausgenommen Städte mit Steuerbefreiungsstatus wie London, Gebiete im Norden, die noch nicht vollkommen unter königlicher Kontrolle waren, oder Gegenden, in denen örtliche Bischöfe das ausschließliche Recht auf Besteuerung besaßen. Das Buch bestand ursprünglich aus zwei Bänden, die später zusammengefasst wurden: „Little Domesday“ besteht aus 475 Blättern in kleinem Format und deckt einen Großteil Südenglands ab, einen kleineren Bereich also, doch bietet es ausführlichere Angaben. „Great Domesday“ dagegen ist großformatig und besteht aus 413 Blättern, die dem Rest Englands in umfassenderer und systematischerer Weise gewidmet sind, doch nur mit stichwortartigen Angaben versehen wurden.

Endgültig wie das Jüngste Gericht

Der Name, der allgemein für das Manuskript verwendet wird, findet erstmals im Jahr 1221 Erwähnung und ist eine Anspielung auf das Jüngste Gericht, auf den „domesday“ bzw. „doomsday“ in modernem Englisch, was Weltuntergang oder Jüngstes Gericht bedeutet. Welche Bewandtnis es mit dieser Bezeichnung auf sich hat, erläutert Richard FitzNeal (ca. 1130–98), der königliche Schatzmeister König Heinrichs II. (1133–89), eines Enkels Wilhelms des Eroberers:
Das Buch wird von den englischen Muttersprachlern metaphorisch Buch des Jüngsten Tags genannt, d.h. des Tags des Jüngsten Gerichts. So wie niemand durch irgendeine geschickte List dem Urteilsspruch dieses strengen und schrecklichen letzten Gerichts entgehen kann, so kann sich auch niemand dem Urteil dieses Buchs entziehen und gegebenenfalls straffrei davonkommen, wenn die darin enthaltenen Aufzeichnungen in einer bestimmten Streitfrage als letzte Instanz konsultiert werden. Deshalb gaben wir diesem Buch den Namen “Buch des Jüngsten Gerichts”, … nicht weil es Urteilssprüche in schwierigen Angelegenheiten enthält, sondern weil sein Urteil, wie das des Jüngsten Gerichts, unabänderlich ist.“

Kodikologie

Alternativ-Titel
Das große Buch vom Jüngsten Tag
Book of Winchester
King's Roll
Book of the Treasury
The Great Survey
Liber de Wintonia
Umfang / Format
826 Seiten / 36,7 × 25,8 cm
Datum
1086–1087
Stil
Sprache
Schrift
Protogotisch
Inhalt
Volkszählung und Landvermessung des Jahres 1086
Auftraggeber
Wilhelm der Eroberer

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Great Domesday Book – Alecto Historical Editions – E 31/2/1 and E 31/2/2 – National Archives (London, Vereinigtes Königreich)
Alecto Historical Editions – Salisbury, 2000
Limitierung: 450 Exemplare
Einzelseite

Great Domesday Book

Karte von England im Jahre 1086/87

Diese und andere Karten wurden dem Faksimile beigefügt, um deutlich zu machen, wie umfassend die von Wilhelm dem Eroberer in Auftrag gegebene Vermessung war. Zwanzig Jahre, nachdem er den Thron des angelsächsischen Englands bestiegen und damit eine neue Epoche der normannischen Herrschaft eingeläutet hatte, wurde sie in Auftrag gegeben, damit Wilhelm eine Bestandsaufnahme seines neuen Königreichs und der ihm als Herrscher geschuldeten Steuern machen konnte.

Über 13.000 braune Punkte kennzeichnen alle identifizierbaren Dörfer und Herrenhäuser, die in der Handschrift verzeichnet sind. 114 rote Punkte kennzeichnen Gemeinden, die sich durch die Anwesenheit von Bürgern auszeichnen, d. h. von freien Bürgern, die größtenteils der Kaufmannsschicht angehörten. 49 blaue Kreuze markieren alle Klöster, während 15 Bischofssitze, d. h. Kathedralstädte, durch ein blaues Kreuz mit einem roten Punkt in der Mitte gekennzeichnet sind.

Great Domesday Book – Alecto Historical Editions – E 31/2/1 and E 31/2/2 – National Archives (London, Vereinigtes Königreich)
Faksimile-Editionen

#1 Great Domesday Book – The Millennium Edition

Alecto Historical Editions – Salisbury, 2000

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Alecto Historical Editions – Salisbury, 2000
Limitierung: 450 Exemplare
Einband: Beide Faksimile-Bände besitzen einen braunen Kalbsledereinband, der dem frühesten bekannten Einband der Originalmanuskripte aus dem 12. Jahrhundert nachempfunden ist. Die Faksimile-Edition kommt zudem mit einer passenden Kassette, die moderne Landvermessungskarten enthält, in denen zum Abgleich die Ergebnisse des Great Domesday Book eingetragen sind.
Kommentar: 3 Bände
Sprache: English

Die zweibändige Übersetzung folgt dem Originalmanuskript und dem Faksimile Zeile für Zeile.
Die Faksimile-Edition enthält zusätzlich einen separaten Band mit einem Index der relevanten Personen und Orte.
Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
€€€ (3.000€ - 7.000€)
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