Jubiläumsbulle von Bonifazius VIII. - Antiquorum Habet Fida Relatio

Jubiläumsbulle von Bonifazius VIII. - Antiquorum Habet Fida Relatio – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Caps. I, fasc. 1, n. 8 – Biblioteca Apostolica Vaticana (Vatikanstadt, Vatikanstadt)

Rom (Italien) — 1300

Das erste Heilige Jahr der Christenheit und ein großer (finanzieller) Erfolg für den Papst: Die Jubiläumsbulle Papst Bonifatius' VIII. aus dem Jahr 1300

  1. Papst Bonifazius VIII. (ca. 1230–1303) war ein ausgesprochener Verfechter der Macht des Papsttums - und hatte viele Feinde

  2. Mit Papst Bonifazius ist auch die Erinnerung daran verbunden, dass er das Jahr 1300 zum ersten christlichen „Jubeljahr“ erklärt hat

  3. Es war ein großer Erfolg, zog ca. 200.000 Pilger an und inspirierte weitere Jubeljahre, die bis heute immer wieder ausgerufen werden

Jubiläumsbulle von Bonifazius VIII. - Antiquorum Habet Fida Relatio

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Jubiläumsbulle von Bonifazius VIII. - Antiquorum Habet Fida Relatio

Mit der Bulle Antiquorum Habet Fida Relatio verkündete Papst Bonifatius VIII. (ca. 1230–1303) für das Jahr 1300 das erste christliche Jubeljahr. Dabei knüpfte er an die im Buch Levitikus beschriebene Tradition des „Jobeljahres“ oder Erlassjahres an, die vorgab, dass in jedem 50. Jahr die Schuldsklaverei aufgehoben und ein vollständiger Sündenerlass gewährt werden sollten, wodurch sich im Besondren Gottes Gnade offenbaren würde. Angelockt von der Aussicht auf einen Generalablass zogen Hundertausende Pilger in die Heilige Stadt Rom und begründeten so eine katholische Tradition, die bis heute besteht.

Bulle von Bonifatius VIII. - Antiquorum Habet Fida Relatio

Papst Bonifatius VIII. (ca. 1230–1303) gilt als einer der umstrittensten Inhaber des Heiligen Stuhls von Sankt Peter. Er beanspruchte die unbedingte Vorrangstellung der Kirche und des Papsttums vor der weltlichen Macht der Könige Europas und das zu einer Zeit, als sich diese ebenfalls bemüßigten, die Herrschaft in ihren Reichsgebieten zunehmend zentralistischer und nationaler auszurichten. Einer seiner bekanntesten Kritiker war sicher Dante Alighieri (ca. 1265–1321), der den Pontifex in seiner Göttlichen Komödie zusammen mit anderen Simonisten, das heißt Geistliche, die Kirchenämter für Geld vergaben, im achten Höllenkreis verortete. Der Dichter missbilligte die Einmischung des Papstes in die weltliche Politik sowie seine ständigen Versuche, seine Einkünfte zu mehren, und sah dadurch das Papsttum herabgesetzt. Dies war auch der Streitpunkt im anhaltenden Konflikt zwischen Bonifatius und König Philipp IV. von Frankreich (1268–1314), der schließlich den Tod des Papstes zur Folge hatte, nachdem ihn Truppen des französischem Königs mit Hilfe des einflussreichen, antipapistischen Giacomo Colonna (1270–1329) in seiner Sommerresidenz gefangen genommen hatten. Einen positiveren Nachklang seiner Regentschaft hinterlässt hingegen die Ausrufung des Jahres 1300 zum ersten Heiligen Jahr oder „Jubeljahr“ durch die päpstliche Bulle Antiquorum Habet Fida Relatio, die den Beginn einer bis heute fortwährenden Tradition in der katholischen Kirche markiert. Die Bezeichnung Jubeljahr wird in dem Schreiben selbst nicht verwendet, Chronisten in Rom und ganz Europa beschrieben das Jahr 1300 als annus iubileus. Die Pilger, die daraufhin in bis dahin unbekannter Anzahl nach Rom strömten, bedeuteten auch Einnahmen für die päpstlichen Kassen, was manche als Bonifatius’ wahren Beweggrund vermuten.

Das erste christliche Jubiläum

Bonifatius verfasste die Bulle höchstpersönlich und veröffentlichte sie am 22. Februar 1300. Darin stellte er all denjenigen einen vollständigen Sündenablass in Aussicht, die in demselben Jahr eine Pilgerreise nach Rom unternahmen und in einem bestimmten Zeitraum (30 Tage für Römer, 15 Tage für Auswärtige) mindestens einmal am Tag entweder den Petersdom oder die Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern aufsuchten, um ihre Sünden zu beichten. Das Ereignis nahm solche Ausmaße an –zwei Millionen Menschen kamen nach Rom –, dass es sogar in Dantes Göttlicher Komödie Erwähnung fand. Ursprünglich geht die Tradition des Erlassjahres auf das alttestamentliche Buch Levitikus zurück, in dem sich das Gebot findet, alle 50 Jahre den Gefangenen und Sklaven die Freiheit zu gewähren, Schulden zu erlassen und Besitz zurückzugeben, um dadurch Gottes besondere Gnade zu erfahren. Auch wenn der Papst sich dieser Tradition lediglich bedient haben mag, um Pilger nach Rom zu locken und mit den daraus gewonnenen Einnahmen die kirchlichen Steuern zu ersetzen, die der König von Frankreich eigenmächtig einzog, erhielt das Unternehmen großen Zuspruch. Es zog einen enormen Pilgerstrom an und bildete den Auftakt zu nachfolgenden Jubiläumsjahren, deren Tradition bis zum heutigen Tag ungebrochen ist. Bonifatius und seine Ratgeber sollen der Organisation dieses Großereignisses durchaus gewachsen gewesen sein und die Pilger – manchmal 30.000 an einem einzigen Tag – mit ausreichend Verpflegung zu erschwinglichen Preisen versorgt haben.

Kodikologie

Alternativ-Titel
The Jubilee Bull of Boniface VIII - Antiquorum Habet Fida Relatio
Bolla di Bonifacio VIII
Umfang / Format
1 Blatt / 42,6 × 55,3 cm
Herkunft
Italien
Datum
1300
Stil
Sprache
Schrift
Diplomatische Minuskel
Inhalt
Ankündigung des ersten Jubiläums des Christentums mit päpstlichem Siegel an Siegelschnur
Auftraggeber
Papst Bonifatius VIII.

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Jubiläumsbulle von Bonifazius VIII. - Antiquorum Habet Fida Relatio – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Caps. I, fasc. 1, n. 8 – Biblioteca Apostolica Vaticana (Vatikanstadt, Vatikanstadt)
Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Rom, 2016
Limitierung: 599 Exemplare mit arabischen Numbern, 59 mit römischen Nummern

Jubiläumsbulle von Bonifazius VIII. - Antiquorum Habet Fida Relatio – Franco Cosimo Panini Editore – Caps. I, fasc. 1, n. 8 – Biblioteca Apostolica Vaticana (Vatikanstadt, Vatikanstadt)
Franco Cosimo Panini Editore – Modena, 2000
Faksimile-Editionen

#1 La Bolla di Bonifacio VIII

Details zur Faksimile-Edition:

Limitierung: 599 Exemplare mit arabischen Numbern, 59 mit römischen Nummern
Einband: Das Faksimile kommt in einer Setalux-Kassette mit Goldprägung. Das Dokument ist entsprechend der originalen Falzspuren handgefaltet und mit einer originalgetreuen Bleireplik des päpstlichen Siegels versehen.
Kommentar: 1 Band von Isabella Aurora
Sprache: Italienisch
Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
€€ (1.000€ - 3.000€)
Ausgabe bei uns verfügbar
Preis: Hier anmelden!

#2 Bonifacio VIII. La bolla del primo Anno Santo

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Franco Cosimo Panini Editore – Modena, 2000
Kommentar: 1 Band von Luigi Fiorani
Sprachen: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Hebräisch, Italienisch, Latein, Russisch, Spanisch

Der Kommentarband umfasst Übersetzungen des Dokuments in den aufgeführten Sprachen.
Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
€€ (1.000€ - 3.000€)
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