Leben und Wirken des Heiligen Franz von Assisi
Die Legende über das Leben und Wirken des Heiligen Franz von Assisi (1181–1226) erzählt verschiedene legendäre Geschichten aus dem Leben des Gründers des Franziskanerordens, der während einer Wallfahrt nach Rom zum rechten Glauben gefunden haben soll. Ganz im Sinne des monastischen Ideals der Bescheidenheit wurde diese 1427 in Florenz geschaffene Abschrift des hagiografischen Textcorpus mit schlichten, aber dennoch ungemein ausdrucksstarken lavierten Federzeichnungen illuminiert. Die 30 Miniaturen stellen zentrale Ereignisse aus Franziskus bewegtem Leben heraus und bringen dem Betrachter das Leben des Heiligen auf eindrückliche Art und Weise nahe. Die zurückhaltende Farbpalette half dem mittelalterlichen Leser wohl auch bei der Meditation über den in ordentlicher humanistischer Minuskel geschriebenen Text, der von kunstvollen Fleuronnée-Initialen strukturiert wird. Damit stellt die Quattrocento-Handschrift ein wunderbares Zeugnis der Franziskus-Verehrung dar.
Leben und Wirken des Heiligen Franz von Assisi
Franz von Assisi war der Begründer des Ordens der Minderen Brüder, welcher auch als Franziskanerorden bekannt ist. Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Seine Lehre vom Leben in Armut und Bescheidenheit machten sich viele Menschen zum Vorbild. Im Codex über das Leben und Wirken des Heiligen Franz werden wichtige Taten und Erlebnisse des Heiligen Franz beschrieben. Das Werk ist mit 30 Illustrationen von charmanter Einfachheit geschmückt.
Wer war Franz von Assisi?
Über das Leben des Heiligen Franz von Assisi existieren zahlreiche Legenden, deren Wahrheitsgehalt nicht immer belegbar ist. Laut dieser Legenden führte Franzin seiner Jugend ein ausschweifendes Leben, mit dem Geld seines Vaters hielt er seine Altersgenossen bei Festen frei und stand oft im Mittelpunkt dieser Feiern. Im November 1202 soll Franz zusammen mit Kämpfern aus seinem Heimatort Assisi in einen Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia gezogen sein, wobei Assisi unterlag. Franz und seine Kampfgefährten wurden in Perugia in Kriegsgefangenschaft genommen. Sein unbekümmertes Leben war durch das Erleben des Krieges in Frage gestellt worden. Als er freikam, war er krank und innerlich zutiefst erschüttert. Franz zog sich in der folgenden Zeit zunehmend aus seinem Freundeskreis zurück und suchte die Einsamkeit.
Der Ruf Gottes
1205 oder 1206 unternahm er eine Wallfahrt nach Rom, auf der er der Legende nach mit einem Bettler die Kleidung tauschte, um das Leben in vollkommener Armut „auszuprobieren“. Er begann, als Einsiedler zu leben. Er ging um Essen bettelnd von Haus zu Haus. Seine freiwillige Armut bezeichnete er – in Anspielung auf Vorstellungen des Rittertums und des Minnesangs – als seine „Herrin“. Franz lebte nach den Worten der Evangelien, nicht nur im übertragenen Sinne. Er verstand die Bibeltexte als eine Aufforderung, so zu leben und zu wirken, wie die zwölf von Jesus ausgeschickten Jünger, die Apostel, nämlich in Armut zu leben und das Evangelium zu verkünden. Ausgehend vom Evangelium kleidete sich Franziskus von nun an in eine einfache Kutte, die mit einem Strick gehalten wurde, lehnte den Besitz und sogar den Kontakt mit Geld strikt ab und ging nach Möglichkeit barfuß. Seine Lebensweise stieß einerseits auf Spott und Hohn, wirkte andererseits jedoch als Ansporn für zahlreiche ähnlich Gesinnte. Aus der wachsenden Zahl seiner Anhänger entstand der Orden der Minderen Brüder.
Bescheidener Buchschmuck
Passend zum Leben des Heiligen Franz von Assisi wurde der Codex ausgestattet, der die Geschichten seiner Taten und Tugenden erzählt. Das Werk enthält 30 Miniaturen, die in leichten Wasserfarben gehalten sind und mit Tinte konturiert wurden. Die Bilder sind von bescheidener und doch hoher künstlerischer Qualität. Mit wenigen Mitteln wurden die Geschichten und Erlebnisse, die im Text geschildert sind, lebendig bildhaft dargestellt. Nicht alle Bilder wurden koloriert. An manchen Stellen ist der Text des Werkes mit farbigen Initialen geschmückt. Die Handschrift lädt zur Besinnung und zur Meditation über das Leben im Mittelalter, abseits vom Überfluss unserer heutigen Zeit ein.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Francis of Assisi
San Francesco d'Assisi, la vita e le opere
I Fioretti di
San Francesco
Il Suo Testamento
Life and Works of Francis of Assisi
Life and Writings of Francis of Assisi - Umfang / Format
- 372 Seiten / 29,0 × 21,7 cm
- Herkunft
- Italien
- Datum
- 1427
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Humanistisch
- Buchschmuck
- 30 Miniaturen in Tinte und Wasserfarben
- Inhalt
- Leben des hl. Franziskus, sein Testament, die Fioretti; Betrachtungen über die Stigmata und Abhandlung über die Wunder des hl. Franziskus von Tommaso da Celano sowie die Biographien der Brüder Ginepro, Leone und Egidio
- Vorbesitzer
- Kloster Sant'Onofrio
Biblioteca Gaddi
Biblioteca Magliabecchiana
Leben und Wirken des Heiligen Franz von Assisi
Die Segnung von Bruder Bernardo
Diese Szene spielt sich in einem Innenraum mit Sprossenfenstern ab und die umgebende Stadtlandschaft ist mit einem Glockenturm und leicht skizzierten Bäumen dargestellt: Franziskus, der das Herannahen seines eigenen Todes spürt, will gerade Bruder Bernardo segnen, der seinerseits Bruder Elias bittet, sich an die rechte Seite Heiligen zu stellen. Trotz seiner fortgeschrittenen Blindheit spürt Franziskus dies geistesgegenwärtig und kreuzt seine Arme, um seine rechte Hand auf Bernardos Kopf und seine linke auf Elias‘ Kopf zu legen, um zeitgleich den Segen spenden zu können.
Leben und Wirken des Heiligen Franz von Assisi
Der brennende Glaube von Franziskus und Klara
Die eindringliche Darstellung zeigt im rechten unteren Bildviertel den heiligen Franziskus und die heilige Klara so inbrünstig im Gebet zu Gott hingerissen, dass die Illusion entsteht, als ob die Portiunkula, eine Kirche in Assisi, in Flammen stehen würde. Die herbeigeeilten Bewohner von Assisi versuchen, die lodernden Flammen zu löschen. Franziskus, Klara und ihre Gefährten sind allesamt kniend und ins Gebet vertieft in der Kirche dargestellt, während Flammen über ihren Köpfen, aus den Fenstern und auf dem Dach des Gotteshauses aufsteigen.
Zur Linken, aus einem Tor der ummauerten Stadt, strömen die Männer von Assisi, um den Brand zu löschen. Einer der Männer trägt sogar eine Stangenaxt, vermutlich um damit eine Tür zur Kirche aufbrechen zu können. Sobald sie jedoch durch die Türen der Portiunkula treten, stellen sie erstaunt fest, dass es tatsächlich ein wundersames, göttliches Feuer ist, das sie von außen gesehen haben.
#1 San Francesco d'Assisi, la vita e le opere
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