Heute der Stolz der Stadt Frankfurts: Die einzige erhaltene Schriftrolle der Karolingerzeit
Lorscher Rotulus
Lorsch (Deutschland) — Drittes Viertel des 9. Jahrhunderts / Mitte des 11. Jahrhunderts

Lorscher Rotulus
Lorsch (Deutschland) — Drittes Viertel des 9. Jahrhunderts / Mitte des 11. Jahrhunderts
Die einzige liturgische Schriftrolle aus der Karolingerzeit, ist der Stolz der historischen Stadt Frankfurt
Ludwig II. der Deutsche (ca. 806–876) ist mit seiner Familie in der Handschrift aufgeführt und hat sie wohl in Auftrag gegeben
Die Schriftrolle ist in drei Spalten geschrieben und listet 534 Heilige auf, von denen einige mit Gold- und Silbertinte hervorgehoben sind
Lorscher Rotulus
- Lorsch Rotulus
Kurzbeschreibung
Die beschriebene Buchrolle als Medium für liturgische Texte stellt zur Zeit der Karolinger einen selten zu beobachtenden Anachronismus dar: Hatte doch der Codex bereits in der Spätantike die jahrhundertelang übliche Buchrolle verdrängt. Da ihr Gebrauch in der Liturgie außerdem eine höhere Geschicklichkeit erforderte, macht ihre mediale Form diese Buchrolle von vornherein zu einem außergewöhnlichen Exemplar – man darf daraus durchaus auf eine große Wertschätzung des Inhalts schließen. Dieser ist aber ebenfalls außergewöhnlich, da in der Litanei die Namen von insgesamt 534 Heiligen genannt und in der Liturgie angerufen werden. Hervorzuheben ist außerdem das mehrfarbige Flechtwerkornament, das die Rolle über die gesamte Länge seitlich sehr dekorativ einfasst. Die Zuweisung zum Lorscher Skriptorium und in das 3. Viertel des 9. Jahrhunderts ist über die singuläre Hervorhebung des heiligen Nazarius, des Lokalheiligen von Lorsch, gesichert.
Ein einzigartiges Schriftdokument der Karolinger
Mit dem Rotulus Ms. Barth. 179 besitzt die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Dokument. Neben der äußeren Form – es handelt sich um die einzige aus karolingischer Zeit erhaltene liturgische Buchrolle – gehören vor allem die mit 534 Namen absolut ungewöhnliche Anzahl von Heiligennennungen in der Litanei und die erlesene Ausstattung zu seinen hervorstechendsten Merkmalen.
Die Handschrift stammt aus dem 3. Viertel des 9. Jh.s und ist ein Produkt des Lorscher Skriptoriums. Auf diese Provenienz verweist nicht nur der Stil des äußerst dekorativen mehrfarbigen Flechtwerkornaments, das die Pergamentrolle in ihrer gesamten Länge seitlich einfasst, sondern auch die singuläre Hervorhebung des Lorscher Lokalheiligen Nazarius innerhalb der Litanei. Diese dreispaltig geschriebene Heiligenreihe mit Gold- und Silberbuchstaben als betonenden Elementen füllt die Vorderseite des Rotulus. Die vier Texte auf seiner Rückseite (eine Votivmesse für einen Fieberkranken, Messorationen, ein Schatz- und Bücherverzeichnis des Salvatorstifts zu Frankfurt und ein Officium stellae) sind Nachträge aus der Mitte des 11. Jh.s.
Die besondere Bedeutung der Handschrift für die Stadt Frankfurt, die 1994 ihre Ersterwähnung vor 1200 Jahren feierte, ergibt sich aus der Nennung Ludwigs des Deutschen und seiner Familie in der Litanei. Dieser König war der Gründer des Salvator-/Bartholomäus-Stiftes, und es ist durchaus denkbar, dass der Rotulus bereits zur Grundausstattung dieses „Hausstiftes“ der karolingischen Königspfalz in Frankfurt gehörte. Form, Inhalt und Ausfertigung lassen eine Zuordnung dieser Buchrolle zur engsten Umgebung des karolingisch-ostfränkischen Königtums jedenfalls als wohl begründet erscheinen.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Lorsch Rotulus
- Umfang / Format
- 1 Rolle / 257,0 × 23,5 cm
- Herkunft
- Lorsch (Deutschland)
- Datum
- Drittes Viertel des 9. Jahrhunderts / Mitte des 11. Jahrhunderts
- Stil
- Genre
- Sprache
- Auftraggeber
- Ludwig der Deutsche
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Lorscher Rotulus“
Lorscher Rotulus
- Verlag
- Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1994
- Limitierung
- 980 Exemplare
- Einband
- Lieferung in einer Leinenkassette. Alle Blätter sind originalgetreu randbeschnitten.
- Kommentar
-
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Sprache: Deutsch
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