Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu

Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu – MĂŒller & Schindler – Dowry Certificate 6 Urk 11 – NiedersĂ€chsisches Staatsarchiv (WolfenbĂŒttel, Deutschland)

Deutschland — 14 April 972

Theophanu, die mÀchtigste Frau der Ottonen: Eine purpurne Schriftrolle als Zeugnis der Versöhnung des weströmischen und des oströmischen Reiches

  1. Diese purpurne Pergamentrolle bezeugt die Hochzeit der byzantinischen Prinzessin Theophanu (955–90) mit dem deutschen Kaiser Otto II. (955–83)

  2. Ihre Ehe beendete den Konflikt zwischen den östlichen und westlichen Nachfolgerreichen der Römer

  3. Die historische Schriftrolle ist nicht nur mit Goldtinte geschrieben, sondern auch mit Medaillons im byzantinischen Stil ausgeschmĂŒckt

Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu

Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu anlĂ€sslich ihrer Heirat mit dem römisch-deutschen Kaiser Otto II. im Jahr 972 stellt ein außergewöhnliches und einmaliges Dokument der ottonischen Zeit dar. Die historische Bedeutung der Urkunde als Beispiel fĂŒr die Verbindung des byzantinischen mit dem abendlĂ€ndischen Kaiserreich ist unbestreitbar. Doch auch die detaillierte kĂŒnstlerische Gestaltung und die außerordentlich hochwertigen Materialien machen die Urkunde der Theophanu zu einem wertvollen Relikt der ottonischen Zeit.

Theophanu-Urkunde

Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu anlĂ€sslich ihrer Heirat mit dem römisch-deutschen Kaiser Otto II. im Jahr 972 stellt ein außergewöhnliches und einmaliges Dokument der ottonischen Zeit dar. Die historische Bedeutung der Urkunde als Beispiel fĂŒr die Verbindung des byzantinischen mit dem abendlĂ€ndischen Kaiserreich ist unbestreitbar. Doch auch die detaillierte kĂŒnstlerische Gestaltung und die außerordentlich hochwertigen Materialien machen die Urkunde der Theophanu zu einem wertvollen Relikt der ottonischen Zeit.

Eine Heirat als politisches Ereignis

Im April 972 traute Papst Johannes XIII. in der Peterskirche zu Rom Otto II., den Sohn Kaiser Ottos I., und Theophanu, die byzantinische Prinzessin. Mit diesem vor allem politisch hoch bedeutenden Akt wurde ein seit der Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahr 800 bestehender Konflikt zwischen dem byzantinischen Reich im Osten und den karolingischen römisch-deutschen Kaisern im Westen diplomatisch beendet, die jeweils Anspruch auf den Kaisertitel in der Nachfolge des Römischen Reiches erhoben. Durch eine Heirat zwischen den beiden Parteien sollte der Titel auch fĂŒr das ottonische Kaisertum legitimiert werden. Kaiser Otto I. vermĂ€hlte deshalb seinen siebzehnjĂ€hrigen Sohn und Mitkaiser Otto II. mit der zwölfjĂ€hrigen Nichte des byzantinischen Ostkaisers Johannes I. Tzimiskes, Theophanu.
Die Heiratsurkunde dokumentiert dieses Ereignis mit allen daraus folgenden Legitimationen und regelt darĂŒber hinaus die Rechte, die der zukĂŒnftigen Kaiserin zustanden. Ihr wird das Recht zugesprochen, neben ihrem Gemahl das Reich mitzuregieren, und außerdem werden die Einkommen und PfrĂŒnde festgesetzt, die ihr zugeteilt wurden, darunter Provinzen und Pfalzen in Italien, den Niederlanden und Deutschland. Im ottonischen Reichsstift Gandersheim, dem die Kaiserin Theophanu persönlich eng verbunden war, wurde die Urkunde verwahrt und dort um 1700 wiederentdeckt. Unter anderem erkannte Gottfried Wilhelm Leibnitz schon frĂŒh die historische Bedeutung des Dokuments.

Überbordende Pracht mit gewichtigem Inhalt

Die Urkunde wird heute im NiedersĂ€chsischen Staatsarchiv in WolfenbĂŒttel aufbewahrt. Die Rolle aus Purpurpergament, ist aus drei aneinandergeklebten StĂŒcken gefertigt und hat eine beeindruckendes Format von 144,5 x 39, 5 cm. Schon die Ă€ußere Erscheinung des historisch sehr bedeutsamen Dokuments lĂ€sst auf den Inhalt schließen. Große kreisrunde Medaillons prĂ€gen das Erscheinungsbild der Urkunde, die in ihrer ornamentalen Gestaltung auf byzantinische Muster, etwa von kostbaren Seidenstoffen, verweist. In den purpurnen KreisflĂ€chen finden sich die feinsten Zeichnungen von verschiedenen Tieren, jeweils paarweise kĂ€mpfend angeordnet. Unter ihnen finden sich Darstellungen von Löwen, Hirschen oder Pferden. Die FlĂ€chen zwischen den Medaillons sind mit Indigo gefĂ€rbt, neben Purpur ein weiterer Stoff von ungeheurem Wert. Kunstvolle Ornamente schmĂŒcken diese ZwischenrĂ€ume. Das ganze Dokument wird gerahmt von einem umlaufenden goldenen Schmuckband mit weiteren feinen Ornamenten und am oberen Rand sogar mit kleinen Halbfigurendarstellungen von Christus, Maria, Johannes dem TĂ€ufer und den Evangelisten. Auf diesem ĂŒberbordenden Hintergrund ist in Goldtinte und schönster Schrift der Text der Urkunde aufgebracht. All diese Pracht zusammen mit dem historisch hoch bedeutenden Inhalt machen die Heiratsurkunde der Theophanu zu einem einzigartigen Dokument der (Kunst-)Geschichte.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Theophanu-Urkunde
Hochzeitsurkunde Theophanus
Marriage Certificate of the Empress Theophano
Theophanu Hochzeitsurkunde
Theophanu Hochzeitsurkunde – WolfenbĂŒtteler StĂŒck
Marriage Certificate of Empress Theophanu
Marriage Charter of Theophano
Umfang / Format
1 Schriftrolle (bestehend aus 3 Teilen) / 144,5 × 39,5 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
14 April 972
Sprache
Schrift
Karolingische Minuskel
Buchschmuck
14 Rundmedaillons und 2 Halbmedaillons mit Szenen von kĂ€mpfenden Tieren, GoldbordĂŒre mit blauen und weißen AkanthusblĂ€ttern, deren oberer Rand mit Tieren, Vegetation und kleinen Medaillons verziert ist, die Jesus, Maria, Johannes den TĂ€ufer und die vier Evangelisten darstellen
Inhalt
Mitgifturkunde fĂŒr die byzantinische Prinzessin Theophanu
Auftraggeber
Römisch-deutscher Kaiser Otto II. (955–983)
KĂŒnstler / Schule
Vorbesitzer
Kaiserin Theophanu (um 955 –991)
Stift Gandersheim
NiedersÀchsische Staats- und UniversitÀtsbibliothek Göttingen
Schatzkammer des Herzogtums Braunschweig

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu – MĂŒller & Schindler – Dowry Certificate 6 Urk 11 – NiedersĂ€chsisches Staatsarchiv (WolfenbĂŒttel, Deutschland)
MĂŒller & Schindler – Simbach am Inn, 1980
Limitierung: 850 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 Theophanu Urkunde

MĂŒller & Schindler – Simbach am Inn, 1980

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: MĂŒller & Schindler – Simbach am Inn, 1980
Limitierung: 850 Exemplare
Kommentar: 1 Band (24 Seiten) von Dieter Matthes
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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