Mit Federzeichnungen von den Maschinen bis zu den Gewändern: Das Leben in der Tiroler Bergbaugemeinde Schwaz und die Arbeit in den Silberminen der Fugger
Schwazer Bergbuch
Schwaz (Österreich) — 1556–1561

Schwazer Bergbuch
Schwaz (Österreich) — 1556–1561
Die Fugger gründeten einen Teil ihres Vermögens auf die Silbermienen der Tiroler Gemeinde
Die illuminierte Handschrift befasst sich mit allen Aspekten der Bergbaugemeinschaft, von Vorschriften über Maschinen bis hin zu sozialen Hierarchien
In den farbenfrohen Federzeichnungen sind verschiedene Aufgaben, Maschinen und die von hohen Beamten am Hofe getragenen Gewänder detailliert dargestellt

Das Schwazer Bergbaubuch
Exploiting a Silver Vein
Diese Federzeichnung zeigt eine Höhle, in der drei Bergleute, zwei mit Vorschlaghämmern und einer mit einer langen Brechstange, Keile in den Boden treiben, in der Hoffnung, an die reiche Silberader zu gelangen, die sie gefunden haben. In dieser dynamischen Szene hat der Künstler die Tatsache, dass sich die beiden Männer links und rechts im Schwung befinden, dadurch hervorgehoben, dass er die Griffe ihrer Vorschlaghämmer gebogen zeigt. Alle drei Männer sind farbenfroh gekleidet, aber ihre Hosen sind abgenutzt und zerrissen.
Schwazer Bergbuch
- Mining Book of Schwaz
Kurzbeschreibung
Der Leser macht sich keine Vorstellungen davon, was alles zum Bergbau gehört, bevor er nicht diesen Codex studiert und mit seinen Augen über die 120 farbenprächtigen Miniaturen spaziert ist. Damit erreicht der Codex sein Ziel. Er sollte nämlich Kaiser Ferdinand I. (1503–1564) mit dem reichsten, aber in eine Krise geratenen Bergbaurevier seines Landes vertrauter machen; Unternehmer zu weiteren Investitionen in den Schwazer Bergbau ermutigen und eine Konferenz von allen am Bergbau beteiligten Entscheidungsträgern vorbereiten. Die fein kolorierten Federzeichnungen unterstreichen den Text – nicht nur was den Bergbau selbst betrifft, sondern auch das damit verbundene soziale und ökomische Leben. Dieses wurde nämlich schon durch die sogenannte Bergordnung, also die Ordnung der Bergwerke, ebenfalls geregelt. Dieser kurzweilige Codex ist eine wichtige Quelle für die Realienkunde des 16. Jahrhunderts und damit weit mehr als ein Werk über den Bergbau
Das älteste deutsche Bergbaubuch
Der Codex Vindobonensis 10.852 stammt aus der weltbekannten Ambraser Sammlung des Erzherzogs Ferdinands II. (1564–1595 Landesfürst von Tirol). Es ist daher zu vermuten, dass dieses Exemplar für ein Mitglied der fürstlichen Familien entstanden ist. Der Codex zeichnet sich durch die große Anzahl der Miniaturen und die Zuverlässigkeit ihrer Darstellungen aus, weshalb er für die Faksimilierung ausgewählt worden ist. Der Reiz der fein kolorierten Federzeichnungen liegt in ihrer erstaunlichen Anschaulichkeit, mit der die Arbeitswelt und das soziale Leben der damaligen Zeit vermittelt werden.
Die Selbstdarstellung des berühmten Bergbaus seiner Zeit wurde geschrieben und illustriert, um drei Zielen zu dienen: Erstens um den Landesherrn, König bzw. seit 1556 Kaiser Ferdinand I., mit seinem reichsten Bergbaurevier vertrauter zu machen, denn Mitte des 16. Jh.s war dieses in eine bedrohliche Krise geraten und benötigte dringend Hilfe; zweitens, um neue Gewerken (Unternehmer) zu ermutigen, in den Schwazer Bergbau zu investieren; und drittens, um für die kommende Bergsynode im Jahre 1557 (eine Bergsynode ist eine Konferenz aller mit dem Bergbau befassten Entscheidungsträger) Rechtsgrundlagen und Betriebsverhältnisse des Bergbaus umfassend darzustellen.
Diesen Zielen folgt der Inhalt der Handschrift. Das Schwazer Bergbuch beschreibt in seinem ersten großen Abschnitt die Ordnung der Bergwerke, Bergordnung genannt. Die Bergordnung war damals umfassender als es die heutige Berggesetzgebung ist. Sie regelte nicht nur das Bergwerkseigentum, sondern griff auch in die innere Organisation des Bergwerks ein, indem sie sich mit dem Umweltrecht, dem Arbeits- und Sozialrecht sowie der Sondergerichtsbarkeit beschäftigte.
Im zweiten umfangreichen Teil des Schwazer Bergbuchs findet der Leser Denkschriften zur Lage des Bergbaus im Allgemeinen und zu einzelnen Fragen (wie etwa der Aufgabe und Entlohnung der Bergleute), Anleitungen für verschiedene Verrichtungen und Beschreibungen des Schwazer Bergbaus. Beachtung verdient die Warnung vor dem Niedergang der Bergwerke, mit dem bekannten Bild „Vier Dinge verderben ein Bergwerk: Krieg, Seuchen, Inflation und Feierschichten!“
Der dritte Abschnitt enthält ein illustriertes Bergbaulexikon, das älteste seiner Art, mit farbigen Bildern der Arbeitsabläufe und technischen Gegebenheiten sowie praxisnahen Beschreibungen.
Das vierte große Kapitel schließlich bringt eine Zusammenstellung der Rechtssprechung in Schwaz mit Prozessanleitungen, wichtigen Urteilen (darunter eines von Kaiser Maximilian I.) und einen Verhaltenskodex darüber, wie ein Bergmann vor Gericht aufzutreten habe.
Mit seinen insgesamt 120 farbenprächtigen Miniaturen, die die beachtliche historische Aussage des Textes noch unterstützen, indem sie ihn anschaulich illustrieren und in manchem erst verständlich machen, ist das Schwazer Bergbuch zudem eine wichtige Bildquelle für die Realienkunde des 16. Jh.s. Im Vergleich zum berühmten Bergbuch des Agricola (De re metallica libri XII, gedruckt 1556), das im Wesentlichen den Stand der Bergbautechnik um 1550 wiedergibt, gewährt das Schwazer Bergbuch einen gesamthaften Einblick in die rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verhältnisse im Bergbau der damaligen Zeit.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Mining Book of Schwaz
- Umfang / Format
- 396 Seiten / 34,0 x 24,0 cm
- Herkunft
- Schwaz (Österreich)
- Datum
- 1556–1561
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 120 farbenfrohe Miniaturen
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Schwazer Bergbuch“
Das Schwazer Bergbuch
- Verlag
- Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1988
- Limitierung
- 500 Exemplare
- Einband
- Leder, Kopie des Originaleinbandes. Die einzelnen Blätter sind originalgetreu randbeschnitten.
- Kommentar
-
1 Band (54 Seiten) von E. Egg und Heinrich Winkelmann
Sprache: Deutsch
E. Egg, Innsbruck. Eine Übertragung der Handschrift aus der deutschen Sprache des ausgehenden Mittelalters in den heutigen Sprachgebrauch von Heinrich Winkelmann, Bochum, ist beigegeben. 54 Seiten, 15 Schwarz-Weiß-Abbildungen. - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. Die Blätter sind originalgetreu randbeschnitten.
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