Stundenbuch von Guillebert de Metz

Stundenbuch von Guillebert de Metz – Imago – ms. 1138 – Biblioteca Universitaria di Bologna (Bologna, Italien)

Frankreich — 14. Jahrhundert

Liebevoll-realistischer Blick in lebensfrohen Farben auf die Geschichte Jesu, Marias und der heiligen Barbara: Ein Ă€ußerst reizvolles Meisterwerk der flĂ€mischen Buchmalerei aus dem 15. Jahrhundert, geschaffen fĂŒr den Hof Herzogs Philipps des Guten in Burgund

  1. 23 prachtvolle Miniaturen illustrieren das Leben von Jesus, der Jungfrau Maria und der heiligen Barbara

  2. Detaillierte historisierte Initialen und BordĂŒren mit breiten AkanthusblĂ€ttern und unzĂ€hligen Figuren schmĂŒcken den Text

  3. Die umfassende Einheitlichkeit der wunderschönen Bilder macht diese Handschrift zu einem wahren Meisterwerk

Stundenbuch von Guillebert de Metz

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Stundenbuch von Guillebert de Metz

Der reiche und mondĂ€ne Hof der Herzöge von Burgund förderte unzĂ€hlige illuminierte Handschriften, die meist in den Niederlanden entstanden. Diese Manuskripte zĂ€hlen zu den schönsten Werken der mittelalterlichen Buchkunst. Eines der Meisterwerke aus der ersten HĂ€lfte des 15. Jahrhunderts ist das Officium Beatae Mariae Virginis des Guillebert de Mets, das wahrscheinlich fĂŒr die Frau eines der Höflinge von Herzog Philipp dem Guten geschaffen wurde. Dem liturgischen Standardtext sind eine Vita der heiligen Barbara und ein Kalender mit Heiligen aus der Diözese Utrecht beigefĂŒgt. AusgeschmĂŒckt ist die Handschrift mit 23 Miniaturen, zahlreichen historisierten Initialen und prĂ€chtigen BlumenbordĂŒren, die mit menschlichen, tierischen und hybriden Figuren gefĂŒllt sind. Das reich illuminierte Manuskript wurde mit einem vollstĂ€ndigen, durchgĂ€ngigen Bildprogramm gestaltet und ist ein wahres Meisterwerk des gotischen Stils.

Stundenbuch von Guillebert de Metz

Im SpĂ€tmittelalter erschufen die reichen, mĂ€chtigen und kultivierten Herzöge von Burgund den gelehrtesten und prĂ€chtigsten Hof Europas. Der burgundische Adel und das wachsende BĂŒrgertum - die mittelalterliche Bourgeoisie - förderten unzĂ€hlige Kunstwerke, darunter Tafelbilder und illuminierte Handschriften. Dies fĂŒhrte zur Bildung einer ganzen Buchindustrie in den Niederlanden, die zu ihrem Einflussbereich zĂ€hlte. Eines der schönsten Beispiele fĂŒr diese Explosion der KreativitĂ€t ist das Officium Beatae Mariae Virginis des Guillebert de Mets, das irgendwann vor 1450 entstanden ist.
*Ein gotisches Meisterwerk
In der Handschrift stellen 23 prachtvolle Miniaturen Episoden aus dem Leben Christi, der Jungfrau Maria und der heiligen Barbara dar, der Kalenderteil ist mit Heiligen aus der Diözese Utrecht gefĂŒllt. Farbige, mit Blattgold hervorgehobene AkanthusblattbordĂŒren schmĂŒcken die RĂ€nder sowohl der Miniaturen als auch der Textseiten, die mit aufwĂ€ndigen historisierten Initialen versehen sind. UnzĂ€hlige Menschen- und Tierfiguren sowie Grotesken bevölkern die blattbesetzten Rahmen. Der Stil und das dekorative Programm des Werkes sind ebenso prachtvoll wie konsequent, was es zu einem wahren Meisterwerk macht. Es wird dem Meister des Guillebert de Mets zugeschrieben.

Der/die Meister des Guillebert de Mets

Es gibt eine Debatte darĂŒber, ob es mehr als nur einen Meister des Guillebert de Mets gab. Der so genannte Meister des Silberhimmels ist wahrscheinlich keine alternative Bezeichnung, sondern ein zweiter Meister. Er scheint zwischen 1415 und 1450 in der flĂ€mischen Stadt Gent tĂ€tig gewesen zu sein und sein Werk weist typische Stilelemente wie die floralen BordĂŒren auf. In der Komposition der Miniaturen lassen sich verschiedene Elemente der französischen Gotik erkennen, was darauf hinweist, dass mindestens einer der Meister in Paris ausgebildet worden war. Außerdem waren sie stark vom Boucicaut-Meister und dem Bedford-Meister beeinflusst. UnabhĂ€ngig davon, ob es sich um eine Einzelperson oder um eine Gruppe handelte, ist dieser Name ein Hinweis auf die nachweislich hĂ€ufige Zusammenarbeit mit dem flĂ€mischen Schreiber und Kopisten Guillebert de Mets, der etwa zur gleichen Zeit tĂ€tig war. Dieser Nachweis einer kontinuierlichen Arbeitsbeziehung spricht dafĂŒr, wie fortgeschritten und professionell der Manuskripthandel in den modernen Niederlanden im 15. Jahrhundert bereits war.

Die bewegte Reise der Handschrift

Es wird angenommen, dass die Handschrift von einem Mitglied des Hofes von Herzog Philipp dem Guten (1396-1467), der Mitglied des Ordens vom Goldenen Vlies war, als Geschenk fĂŒr seine Frau in Auftrag gegeben wurde, die nach der fĂŒr den Text gewĂ€hlten Schutzpatronin möglicherweise Barbara hieß. Nachdem der Codex im Laufe der Jahrhunderte durch die HĂ€nde verschiedener Adliger gegangen war, schenkte ihn der Graf von Brescia Durante Duranti (1718-1780), der Dichterimitator von Parini, "dem tapferen Abate Trombelli". Dieser wiederum schenkte das Manuskript der Bibliothek des Convent del SS. Salvatore, wo das Werk im 18. Jahrhundert mit der Signatur 780 katalogisiert wurde. Nach Meinung von Frati dagegen hat der Herzog von Savoyen und König von Sardinien Karl Emanuel III. (1701-73) den Codex 1755 Duranti geschenkt, um diesem fĂŒr die Widmung seines Werkes „Rime“ zu danken. In jedem Fall blieb das Manuskript in der Bibliothek, bis es wĂ€hrend der Napoleonischen Invasion 1796 entwendet wurde, ehe es 1828 nach Italien zurĂŒckkehrte. Es wurde dann von den Kanonikern an die damalige PĂ€pstliche Bibliothek gespendet, bevor es schließlich seinen Weg in die Bibliothek der UniversitĂ€t Bologna fand, wo es heute unter der Signatur ms. 1138 aufbewahrt wird.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Officium Beatae Virginis et mortuorum
Offiziolo di Guillebert di Metz
Officium Beatae Mariae Virginis of Guillebert de Metz
Hours of the Master of Guillebert de Mets
Umfang / Format
300 Seiten / 18,5 × 13,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
14. Jahrhundert
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Textualis
Buchschmuck
23 große Miniaturen; historisierte Initialen; BordĂŒren und Marginalien
Inhalt
Stundengebet, Vita der Heiligen Barbara und verschiedene Heilige aus der Diözese Utrecht
KĂŒnstler / Schule
Vorbesitzer
Durante Duranti
Padre Abate Trombelli
Biblioteca del Convento del SS. Salvatore (Bologna)
Biblioteca Pontificia

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Stundenbuch von Guillebert de Metz – Imago – ms. 1138 – Biblioteca Universitaria di Bologna (Bologna, Italien)
Imago – Castel Guelfo, 2020
Faksimile-Editionen

#1 Offiziolo di Guillebert di Metz

Imago – Castel Guelfo, 2020

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Imago – Castel Guelfo, 2020
Einband: Das in goldgeprĂ€gtes Leder gebundene Faksimile kommt in einer schĂŒtzenden Leinen-Kassette.
Kommentar: 1 Band
Sprache: Italienisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Das könnte Sie auch interessieren:
Offizium der Madonna von Maria Antonietta von Savoyen – Imago – JB. II. 34 – Archivio di Stato di Torino - Museo dell'Archivio di Corte (Turin, Italien)
Offizium der Madonna von Maria Antonietta von Savoyen
Italien – 2. HĂ€lfte des 15. Jahrhunderts

Ein Stundenbuch mit einer Vielzahl italienischer Heilger fĂŒr die spanische Infantin: Die flĂ€mische Schule von Willem Vrelant in einer Prachthandschrift fĂŒr die Tochter des spanischen Königs Philipp V.

Erfahren Sie mehr
Officium beatae mariae virginis von Kardinal Ippolito d'Este – Imago – Lat. 74 = alfa Q. 9. 31 – Biblioteca Estense Universitaria (Modena, Italien)
Officium beatae mariae virginis von Kardinal Ippolito d'Este
Mailand (Italien) – Ende des 15. Jahrhunderts – Anfang des 16. Jahrhunderts

Das persönliche Geschenk des Kardinals Ippolito d'Este an seine SchwĂ€gerin: 146 wunderschöne Miniaturen der MailĂ€nder Schule in einem kostbaren privaten Gebetbuch fĂŒr Anna Sforza

Erfahren Sie mehr
Lesenswerte Blog-Artikel
Filterauswahl
Verlag