Tacuinum Sanitatis

Tacuinum Sanitatis – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2396 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)

Wien (Österreich) — Um 1490

Aristokratische ReprĂ€sentation und Gesundheitswissen fĂŒr den Hausgebrauch: Eine mit 294 Miniaturen ĂŒberreich illuminierte Abschrift des populĂ€ren medizinischen Textes des arabischen Arztes Ibn Butlan

  1. Die Übersetzung eines medizinischen Textes aus dem 11. Jahrhundert von Ibn Butlan

  2. Der Wiener Codex beinhaltet die umfangreichste und bestgeordenete Rezeptsammlung fĂŒr den „Hausgebrauch“ aller bisher bekannten, bebilderten Tacuina Sanitatis

  3. Jede der 82 Seiten zeigt 4 Miniaturen, die den Text begleiten und illustrieren

Tacuinum Sanitatis

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  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Tacuinum Sanitatis

„Taqwim as-sihha“ bedeutet auf Arabisch etwa „Tabellarische Übersicht der Gesundheit“ und wurde in seiner latinisierten Form der Tacuinum-Sanitatis-Handschriften zu einer Literaturgattung eigener Art. Am Anfang steht das Taqwim as-sihha des irakischen Arztes Ibn Butlan, der um 1050 eine Zusammenstellung nicht nur von Lebensmitteln wie Kamelfleisch und Melonen fertigte, sondern in seinem Werk auch die gesundheitlichen Auswirkungen von Wind, Schlaf und Kleidung reflektierte. Diese ursprĂŒnglich nicht illuminierten Tabellen wurden am Hof des Königs Manfred von Sizilien (1258–1266) ins Lateinische ĂŒbersetzt und verschmolzen in der Folge mit den reinen Bilderhandschriften, den antiken Herbarien, zu einem neuen Buchtypus. In diesem Tacuinum Sanitatis aus Wien sind alle 294 Einzelkapitel mit Bildern versehen, die ihr Objekt szenisch (etwa bei der Ernte) einbinden. Die auf der antiken Humorallehre beruhende Einteilung fördert heute noch die Gesundheit.

Ein faszinierendes Gesundheitsbuch aus Venedig

Der Codex Vindobonensis 2396 ist dem Buchtyp der sogenannten Tacuinum Sanitatis-Handschriften zugeordnet. Die Tradition, solche GesundheitsbĂŒcher in tabellarischer Übersicht anzulegen, geht auf das arabische Werk Taqwin As-Sihha des Arztes Ibn Butlan zurĂŒck, der in der Mitte des 11. Jh.s in Bagdad lebte. Wohl am Hofe König Manfreds von Sizilien (1258–1266) wurde von der arabischen Originalfassung eine lateinische Übersetzung hergestellt. Diese Tabellen waren ursprĂŒnglich nicht illuminiert, verschmolzen aber mit den reinen Bilderhandschriften, den Herbarien antiker Tradition, zu dem vorliegenden neuen Buchtyp.

Das hier wiedergegebene Wiener Tacuinum Sanitatis ist die umfangreichste und geordnetste Rezeptsammlung fĂŒr den „Hausgebrauch“ aller bisher bekannten bebilderten Tacuina Sanitatis. Alle 294 Einzelkapitel sind mit Bildern versehen.
Diese „Gesundheitstafeln in Tabellenform“ gehen wohl auf das Vorbild der arabischen astronomischen Tafeln zurĂŒck. Die ursprĂŒngliche Tabellenform des Ibn Butlan war so angelegt, dass in der waagrechten Reihe jeweils „Name, Natur, besser ist 
, Nutzen, Schaden, VerhĂŒtung des Schadens, Lebensalter, Gelehrtenzitate“ angefĂŒhrt waren, in senkrechter Reihe die Angaben fĂŒr meist sieben Drogen oder Verhaltensweisen, ein System, das den Vorteil hatte, eine gewĂŒnschte Angabe jeweils nur in einer Spalte suchen zu mĂŒssen.

Die Handschriften verfĂŒgten jedoch nur selten ĂŒber Indizes zur raschen Auffindung der Pflanzen und anderer Begriffe. Auf antikem Wissensgut von Plato und Aristoteles aufbauend, schien sich die Materie aus vier Elementen aufzubauen, die mit den heutigen AggregatzustĂ€nden der Physik verglichen werden können, wobei diesen vier Elementen unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben wurden:

Erde: trocken und kalt (fest)
Wasser: nass und kalt (flĂŒssig)
Luft: nass und warm (gasförmig)
Feuer: trocken und heiß (plasmaartig)

Aus dieser 4-Elementenlehre wurde dann die „4-SĂ€fte-Lehre“ abgeleitet, in der eine Krankheit als Störung der KörpersĂ€fte angenommen wurde und in der es dann zur Aufgabe des Heilenden zĂ€hlte, dieses „Gleichgewicht der SĂ€fte“ und damit die Gesundheit wiederherzustellen. Von Hippokrates werden als derartige KörpersĂ€fte genannt: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle.
Dem heutigen Leser dieses oder anderer „Tacuina Sanitatis“ werden hier manche Mittel und Methoden zu einer gesunden LebensfĂŒhrung begegnen, die auch heute noch angewendet und praktiziert werden und deren Ursprung bei den „alten Meystern“ der Heilkunst lĂ€ngst vergessen wurde.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Vienna Tacuinum Sanitatis
Tacuinum Sanitatis - Codex Vienna
Umfang / Format
82 Seiten / 26,5 × 17,5 cm
Datum
Um 1490
Sprache
Buchschmuck
4 Miniaturen auf jeder Seite, insgesamt 294 Miniaturen

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Tacuinum Sanitatis – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2396 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1984
Limitierung: 980 Exemplare
Detailbild

Tacuinum Sanitatis

Mandeln

Der Mandelbaum, der hier mit dem griechisch-lateinischen Begriff Amygdala dulces als "sĂŒĂŸe Mandel" bezeichnet wird, stammt ursprĂŒnglich aus der Region des heutigen Iran, wird aber heute auf der ganzen Welt angebaut. Die Mandel ist nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle, sondern hat auch eine religiöse Bedeutung. In der Bibel werden Mandeln zehnmal erwĂ€hnt: Ihre BlĂŒten dienten als Vorbild fĂŒr die Menora im Tempel Salomos, und die Mandorla - eine mandelförmige Aureole - umgibt in der christlichen Kunst oft Jesus oder die Jungfrau Maria.

Tacuinum Sanitatis – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2396 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Einzelseite

Tacuinum Sanitatis

Bearbeitungsschritte eines Foliums

Dieses Manuskript bietet insgesamt 294 Miniaturen, von denen jeweils vier auf einer Seite verteilt werden. Dieses Folium bietet einen interessanten Einblick in den Illuminationsprozess. Drei der Miniaturen sind „in Bearbeitung“: Die in schwarzer und roter Tinte geschriebenen Texte sind vollstĂ€ndig, aber der Platz fĂŒr ihre dekorativen Initialen bleibt noch leer. Diese „nackten“ Miniaturen ermöglichen es uns, die StrichfĂŒhrung des Meisters zu sehen, bevor sie von seinem Lehrling ausgemalt werden.

Die mit Melica bezeichnete Miniatur und der Begleittext oben links sind die einzige vervollstĂ€ndigte Komposition auf der Seite. Sie zeigt zwei MĂ€nner, die die Grasstauden in einer gut komponierten und wunderschön kolorierten Szene ernten. Der Text wird wie auf einem zerfetzten StĂŒck Pergament prĂ€sentiert und mit einer goldenen Initiale vor einem gemusterten lila Hintergrund verziert.

Tacuinum Sanitatis – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2396 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Faksimile-Editionen

#1 Das Tacuinum Sanitatis

Tacuinum Sanitatis – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2396 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Tacuinum Sanitatis – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2396 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich) Copyright Bildmaterial: Ziereis Faksimiles

Details zur Faksimile-Edition:

Limitierung: 980 Exemplare
Einband: Leder. Die einzelnen BlÀtter sind originalgetreu randbeschnitten.
Kommentar: 1 Band (184 Seiten) von Joachim Rössl, Heinrich Konrad und Julius H. Hermann
Sprache: Deutsch

Kodikologische Beschreibung von J. Rössl, Wien. Medizinhistorische Einleitung sowie Transkription und Übersetzung des Textes der Handschrift von H. Konrad, Innsbruck. 184 Seiten.
Faksimile und Kommentar in festem Schuber.
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. Die BlĂ€tter sind originalgetreu randbeschnitten.
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