Vita des heiligen Wenzel

Vita des heiligen Wenzel – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex Ser. nov. 2633 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)

Prag (Tschechische Republik) — 1585

Über den einflussreichen FĂŒrsten, der Böhmen zur Zeit Kaiser Ottos I. christianisierte: Das Leben und Martyrium des tschechischen Nationalheiligen Wenzel von Böhmen in 23 goldgeschmĂŒckten Miniaturen

  1. Die Geschichte des Lebens und Martyriums des Heiligen Wenzel (ca. 907–935) ist eine der wichtigsten in der tschechischen Geschichte

  2. Der heilige böhmische Herzog stand im 10. Jahrhundert im Zentrum der Christianisierung des modernen Tschechiens

  3. Sein Leben wird in diesem Manuskript des Prager Malermeisters Martin HutskĂœ aus dem 16. Jahrhundert gewĂŒrdigt

Vita des heiligen Wenzel

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Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Vita des heiligen Wenzel

Die Christianisierung Europas war ein langdauernder, immer wieder umschlagender Prozess mit wellenförmiger Auf- und Abbewegung. Dies macht die dramatische Vita des heiligen Wenzels deutlich. Geboren wurde er etwa 908 als Sohn eines schon christlichen Vaters und seiner noch heidnischen Mutter Drahomira. Diese ĂŒbernahm nach dem Tod von Wenzels Vater die Regierung und gab Wenzel in die Obhut seiner christlichen Großmutter Ludmilla. Als die das Christentum ablehnende Drahomira den Einfluss der Großmutter bemerkte, ließ sie sie ermoden und verwies alle Missionare des Landes. Mit Wenzels MachtĂŒbernahme 925 wendete sich das Blatt und er holte alle Missionare zurĂŒck. Doch nun trat sein Bruder Boleslaw auf den Plan, der Wenzel an einem 28. September des Jahres 929 oder 935 ermorden ließ. Diese bewegte Geschichte stellte 1585 der Prager Maler Martin HutskĂœ auf ergreifende Weise in der vorliegenden Handschrift dar.

Vita des heiligen Wenzel

Der Siegeszug des Christentums war im 10. Jahrhundert weit fortgeschritten, doch die weitreichenden Folgen der Christianisierung sind uns bis heute nicht bekannt. Denn die scheinbar religiöse Haltung eines Herrscherhauses fĂŒhrte unweigerlich zu sehr weltlichen Konflikten: In Wirklichkeit ging es immer um Macht, Einfluss und AbhĂ€ngigkeiten. Der heilige Wenzel ist ein Botschafter fĂŒr die verheerenden Auswirkungen der Christianisierung im damals noch kleinen FĂŒrstentum Böhmen. Er hat bis heute nichts von seiner Bedeutung fĂŒr Tschechien verloren.

Widerstand gegen die Christianisierung Böhmens

Wenzel von Böhmen wurde um 908 geboren und war der Ă€lteste Sohn Eltern Wratislav I. und DrahomĂ­ra. Sein Vater war Christ. Seine Mutter hingegen war nicht getauft, wie ein großer Teil der Bevölkerung seines FĂŒrstentums. Als Wratislav I. 922 starb, ĂŒbernahm seine Mutter DrahomĂ­ra die Regentschaft fĂŒr den noch minderjĂ€hrigen Wenzel. Wenzel wurde seiner sehr christlichen Großmutter Ludmilla ĂŒbergeben und entsprechend erzogen. In dieser Konstellation lag natĂŒrlich ein hohes Konfliktpotenzial: Vor allem sah DrahomĂ­ra im Christentum einen Machtverlust, da die Christianisierung die UnabhĂ€ngigkeit des damals kleinen FĂŒrstentums schwĂ€chen wĂŒrde, indem es sich den römischen Königen unterwerfen mĂŒsste. Um ihre Macht zu demonstrieren und ein Exempel an den böhmischen Christen zu statuieren, ergriff DrahomĂ­ra eine drastische Maßnahme: Sie ließ ihre Stiefmutter Ludmilla ermorden und verbannte alle Missionare. Auf diese Weise sollte jeder Einfluss von außen durch einen christlichen Monarchen im FĂŒrstentum verhindert werden.

Ein neuer christlicher FĂŒrst

Mit Wenzels Regierungsantritt im Jahr 925 Ă€nderte sich jedoch alles. Er sorgte fĂŒr die RĂŒckkehr der Missionare und setzte unter anderem mit dem Bau der sogenannten Veitsrotunde – ĂŒber der heute die Grundmauern des berĂŒhmten Veitsdoms stehen – ein klares Zeichen fĂŒr das Christentum. Wenzels Ziel war die EinfĂŒhrung des Christentums als Staatsreligion in seinem Reich. Mit seinen BemĂŒhungen machte der junge FĂŒrst die PlĂ€ne seiner Mutter zunichte. Nun kam Boleslaw, der jĂŒngere Bruder von Wenzel, ins Spiel: Auch er stand der neuen Religion misstrauisch gegenĂŒber. Zu diesem Zweck wollte er den Platz seines Bruders als Herrscher einnehmen und schmiedete daher mit seiner Mutter DrahomĂ­ra ein Mordkomplott. Unter dem Vorwand einer Familienzusammenkunft wurde Wenzel nach Altbunzlau gelockt, da er in Prag unangreifbar war. Auf dem Weg zum Morgengebet am 28. September 929 oder 935 wurde Wenzel bei einer Auseinandersetzung von seinem Bruder und dessen Gefolgsleuten getötet. Boleslaw erreichte, was er wollte. Dennoch gelang es ihm nicht, die UnabhĂ€ngigkeit seines Territoriums auf Dauer zu erhalten, obwohl er die Position Böhmens ausbaute und festigte. Boleslaw musste sich 950 König Otto I. unterwerfen, wodurch die angestrebte UnabhĂ€ngigkeit des kleinen FĂŒrstentums nicht aufrechterhalten werden konnte.

Der Heilige Wenzel

Sein Bruder Wenzel genoss bereits zu Lebzeiten einen besonderen Ruf als Christ. So wurde sein Grab zu einer PilgerstĂ€tte und Wenzel schon kurz nach seinem Tod als Heiliger verehrt. An seinem Grab sollen Wunder und Heilungen geschehen sein. Die Verehrung Wenzel ist seit dieser Zeit ungebrochen: Der Prager Wenzelsplatz wurde in der jĂŒngeren Geschichte fĂŒr besondere AnlĂ€sse und Demonstrationen genutzt, z. B. im Zuge der sogenannten „Samtenen Revolution” von 1989. Heute wird der 28. September als offizieller Feiertag des Heiligen Wenzel begangen. Wenzel wird in seinen Legenden als vorbildlicher Christ dargestellt: Er taufte Kinder und kĂŒmmerte sich persönlich um ihre christliche Erziehung; SuppenkĂŒchen und die Befreiung von Gefangenen zeugen von seiner NĂ€chstenliebe, die Heilung von Kranken soll auf eine besondere NĂ€he zu Gott bereits zu Lebzeiten hindeuten. Historisch belegte militĂ€rische Siege wurden in den Legenden durch das Erscheinen von Engeln gerechtfertigt. Wenzel verzichtete auf die Unterwerfung seiner Feinde. Er ließ sie mit freundlichen Gesten zurĂŒck und sah den wahren Sieg in der Bekehrung der Gegner zum Christentum.

Die Handschrift

Im Jahr 1585 widmete Martin HutskĂœ, Prager Meister der Buchmalerei, diese Handschrift seinem Förderer und Gönner Erzherzog Ferdinand II. von Tirol. Der Codex beginnt mit dem prĂ€chtigen, reich kolorierten und gestalteten Wappen des Erzherzogs auf Folio 1. Es folgt eine zweiseitige Widmung HutskĂœs an seinen MĂ€zen. Die historische Lebensgeschichte von Wenzel wurde vor der Legende mit ihren Miniaturen niedergeschrieben. Die Legende des Heiligen wird auf 23 Seiten wie folgt dargestellt: Ein schmaler Goldstreifen bildet den Rahmen, in dem Bild und Text miteinander verknĂŒpft sind, da das, was in der Miniatur dargestellt ist, darunter umrissen ist. Der KĂŒnstler entwarf nicht nur die Illumination, sondern schrieb auch selbst die ErlĂ€uterungen in die Handschrift.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Life of Saint Wenzel
Life of Saint Wenceslas
Icones historici vitam et martyrium sancti Wenceslai principis Boemiae designantes
Umfang / Format
66 Seiten / 22,6 × 15,8 cm
Herkunft
Tschechien
Datum
1585
Sprache
Schrift
Humanistische Minuskel
Buchschmuck
23 Miniaturen mit Gold
Auftraggeber
Erzherzog Ferdinand II. von Österreich (1529–95)
KĂŒnstler / Schule

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Vita des heiligen Wenzel – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex Ser. nov. 2633 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2013
Limitierung: 381 Exemplare

Vita des heiligen Wenzel – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex Ser. nov. 2633 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2013
Limitierung: 99 Exemplare
Detailbild

Vita des heiligen Wenzel

Der König bei der Aussaat

König Wenzel war berĂŒhmt fĂŒr seine GroßzĂŒgigkeit und viele Legenden ĂŒber ihn erzĂ€hlen, wie er sich um das Wohl seines Volkes kĂŒmmerte. Am bekanntesten drĂŒckt das das englische Weihnachtslied „Good King Wenceslas“ aus. Hier wird der König gezeigt, wie er bei der Aussaat des Getreides hilft. Auch wenn er die Königskrone und schöne GewĂ€nder trĂ€gt, so findet doch genauso seine Frömmigkeit im golden schimmernden Heiligenschein und seinen nackten FĂŒĂŸen ihren Ausdruck. Das Bild besitzt eine wunderbare Dynamik, wie der heilige Wenzel beherzt ausschreitet und schwungvoll den Samen ausstreut.

Vita des heiligen Wenzel – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex Ser. nov. 2633 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Einzelseite

Vita des heiligen Wenzel

Treffen von Wenzel und Herzog Radislaw von Kamim, Engel mit Kreuz verhindert ein Duell

Der Legende nach erhob sich einer der Vasallen von König Wenzel I., Herzog Radislaw, zum Aufstand gegen seinen Lehnsherrn. Wenzel versuchte, den Konflikt friedlich zu lösen, was von Radislaw als Zeichen der SchwĂ€che ausgelegt wurde. So trafen sich beider Armeen auf dem Schlachtfeld. In einem letzten Versuch, unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, forderte Wenzel Radislaw zum Duell auf, und die beiden trafen sich zwischen den feindlichen Lagern.

Als Radislaw sich Wenzel nĂ€herte, erschienen zu beiden Seiten des Königs zwei Engel, von denen einer ein Kreuz und der andere eine Flagge hielt und „Bleib fern!“ rief. Radislaw fiel auf die Knie und bereute seinen Aufstand. Wenzel half ihm auf, vergab ihm und versicherte ihn wieder seiner Gunst - ein beispielhafter Akt christlicher Barmherzigkeit, der eines Heiligen wahrlich wĂŒrdig ist.

Vita des heiligen Wenzel – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex Ser. nov. 2633 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Faksimile-Editionen

#1 Die Vita des heiligen Wenzel (Normalausgabe)

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Limitierung: 381 Exemplare
Einband: Rote Seide
Kommentar: 1 Band von Maria Theisen
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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Preiskategorie: €€
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#2 Die Vita des heiligen Wenzel (Ausgabe mit Echtvergoldung)

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