Wiener Dioskurides
Eine der wertvollsten spätantiken illuminierten Handschriften ist ein zu Beginn des 6. Jahrhunderts in Konstantinopel entstandenes Herbarium, das nach seinem heutigen Aufbewahrungsort Wiener Dioskurides genannt wird. Der Codex beschreibt zahlreiche heilkräftige Kräuter sowie giftige Tiere und Vögel. Ihm sind zudem Abschriften von vier klassischen wissenschaftlichen Werken beigefügt. Er ist mit 392 ganzseitigen Miniaturen und 87 in den Text integrierten kleineren Bildern illustriert, von denen die meisten den Pflanzen, 66 den giftigen Tieren und 47 verschiedenen Vogelarten gewidmet sind. Die hervorragenden Miniaturen orientieren sich an späthellenistisch-römischen Vorlagen und sind nicht zuletzt deshalb von unschätzbarem Wert, weil die antiken Originale verloren gegangen sind. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das Manuskript 1998 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe erklärt wurde.
Wiener Dioskurides
Der Wiener Dioskurides ist für die Geschichte der wissenschaftlichen Buchillustration von einzigartiger Bedeutung, da es sich um das einzige erhaltene, durchgehend illustrierte wissenschaftliche Buch der Antike handelt. Zwar gehen die Buchmalereien größtenteils auf das erste mit Pflanzenabbildungen versehen Kräuterbuch des Krateuas aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. zurück und sind somit streng genommen Kopien späthellenistischer Lehrbuchillustrationen, doch ist der gesamte Codex, der etwa um das Jahr 512 in Konstantinopel angefertigt wurde, auch ein einmaliges Zeugnis der frühbyzantinischen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Der Codex ist eine Sammelhandschrift von pharmakologischen und naturwissenschaftlichen Schriften, wobei das Herbarium des Pedanios Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.), im griechischen Original als De materia medica bekannt, den größten Teil davon einnimmt. Die beigefügten Schriften stammen von anderen antiken wissenschaftlichen Autoren. Der Codex hatte einen enormen Einfluss über mehrere Jahrhunderte und wurde zum Vorbild für zahlreiche Kräuterbuch-Handschriften vom Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit. Die Handschrift zeigt Spuren, die auf einen durchgehenden Gebrauch als Handbuch für Ärzte und Pharmakologen hindeuten, etwa Eintragungen und Transkriptionen in lateinischer, persischer, hebräischer und arabischer Schrift. Im Zuge eines wachsenden Interesses an der Wirkung von Heilpflanzen und -kräutern in der Neuzeit gewann der Wiener Dioskurides immer größere Anerkennung und zählt seit 1998 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Zeugnis späthellenistischer und byzantinischer Buchmalerei
Die Prachthandschrift wird von einem frühbyzantinischen Bildproömium (Fol. 2–7) eröffnet, das unter anderem ein Dedikationsbild mit der byzantinischen Prinzessin Juliana Anicia zeigt, die auf einem Thron sitzend den Codex als Geschenk von den Bürgern und Zünften von Honoratae, einer Vorstadt Konstantinopels, zum Dank für die Stiftung einer Marienkirche überreicht bekommt. Dem Bild ist zu entnehmen, dass der Codex um das Jahr 512 in einer Werkstatt in Konstantinopel angefertigt wurde. Die Sammelhandschrift vereint nicht nur die unterschiedlichsten antiken wissenschaftlichen Werke, sondern stellt auch eine Zusammenfassung aller relevanten Erkenntnisse der griechischen Pharmazie und angewandten Botanik dar. Diese Qualität macht den Wiener Dioskurides zu einem dauerhaften und umfassenden Nachschlagewerk für Fachärzte der Medizin und Pharmakologie.
Unschätzbare Quelle der Wissenschaft, Buchmalerei und Philologie
Das Manuskript besteht größtenteils aus seiner Kopie des Dioskuridenherbariums (De materia medica) des Arztes und Botanikers Pedanius Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.), das in diesem Codex, im Gegensatz zur Ordnung nach Sachgebieten im griechischen Original, in alphabetischer Reihenfolge angelegt ist. Die Beschreibungen von 383 Arzneipflanzen sind im Schrifttyp einer archaisierenden, griechischen Majuskel, der sogenannten Bibelmajuskel, ausgeführt. Spätere Transkriptionen sind in Minuskelschrift hinzugefügt, da die alte Majuskelschrift wohl zunehmend außer Gebrauch geraten und damit schwerer zu lesen war. In anspruchsvoller didaktischer Herangehensweise wird der Beschreibungstext von bildlichen Darstellungen der entsprechenden Heilpflanzen begleitet. Die meisten dieser Illustrationen bedecken eine ganze Seite und sind mit deckenden Farben ausgeführt. Zusammen mit den 66 Illustrationen giftiger Tiere und 47 Vogelbildern, die in den beigefügten Schriften folgen, handelt es sich dabei um herausragende Kopien späthellenistischer Vorlagen, die von unschätzbarem Wert sind und das nicht nur, weil die antiken Originale verloren sind. Das Herbarium des Dioskurides nimmt mit 375 von insgesamt 485 Blättern den Hauptteil des Buches ein, auf das mehrere Anhänge folgen. Diesen beigefügten Schriften ist zunächst ein anonymes Lehrgedicht über die Kräfte göttlich geweihter Pflanzen (Carmen de viribus herbarum) vorangestellt. Danach folgen vier Paraphrasen zu klassischen, naturwissenschaftlichen Werken: die Paraphrase des Euteknios zu den Theriaka des Nikandros von Kolophon, die Illustrationen von Pflanzen und wilden Tieren enthält (Schlangen, Skorpione, Spinnen); eine weitere Paraphrase des Euteknios zu den Alexipharmaka desselben Autors, des Nikandros von Kolophon. Es folgt eine anonyme Paraphrase zu der Halieutika des Oppianos und zuletzt eine weitere anonyme Paraphrase zu der Ornithiaka des Dionysos von Philadelphia, die unzählige Vogeldarstellungen enthält, die für die Geschichte der zoologischen Illustration von Bedeutung sind. Die letzten Seiten der Handschrift enthalten ein Fragment eines Menäon, eines liturgischen Buches der orthodoxen Kirchen aus dem 11. Jahrhundert, das u. a. Heiligenviten enthält und als ganzes Buch von deutlich größerem Umfang ist als die hier angehängten Textteile.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Vienna Dioscorides
Pedacio Dioscorides Anazarbeo, De Materia Medica
Dioscurides Constantinopolitanus
Codex Vindobonensis
Juliana Anicia Codex - Umfang / Format
- 984 Seiten / 38,0 × 31,0 cm
- Herkunft
- Türkei
- Datum
- Um 512
- Epoche
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 392 ganzseitige Abbildungen und 87 Abbildungen im Text
- Auftraggeber
- Anicia Iuliana
- Vorbesitzer
- Moses Hamon
Maximilian II.
Wiener Dioskurides
Stachelmohn
Unter der griechischen Überschrift ἀργεμώνη wird hier eine Stachelmohnpflanze dargestellt, die dutzende, krautige Stängel aufweist, aus deren Enden gelbe Blüten und stachelige Samenkapseln sprießen. Dioskurides zufolge kann die Pflanze eingesetzt werden, um Zahnfleisch- und Rachenentzündungen zu behandeln, Blutungen zu stoppen und Krankheiten des Magens, der Leber sowie der Gallenblase zu kurieren. Darüber hinaus wurden Fußbäder gegen müde Füße empfohlen und die Angelsachsen sagten der Pflanze die Steigerung der männlichen Potenz nach.

Wiener Dioskurides
Widmungsminiatur
Der Wiener Dioskurides ist ein grundlegendes Werk der Kräutermedizin und ein gutes Zeugnis der byzantinischen Kunst der Illumination in der Spätantike. Wir können die Fertigstellung dieses Manuskripts auf das Jahr 512 datieren und es dank der Widmungsminiatur auf eine Werkstatt in Konstantinopel zurückführen. Es zeigt die Auftraggeberin des Manuskripts, Prinzessin Anikia Juliana (462–527), der die Bürger Konstantinopels den Codex überreichen.
Prinzessin Juliana erhält dieses Geschenk aus Dankbarkeit für ihre Stiftung der Theotokos-Kirche in einem Viertel der Stadt. Acht kleinere Szenen um ihr Portrait zeigen ihre Förderung der Künste und der Architektur der Reichshauptstadt. Der achtzackige Stern, aus dem der Rahmen besteht, ist so dargestellt, als wäre er aus einem Seil gelegt.

#1 Der Wiener Dioskurides
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
#2 De Materia Medica by Pedacio Dioscorides
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Spanisch
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