Mit dem berühmten Portrait Jean Duc de Berrys als Stifter: Meisterhafte Miniaturen in Demi-Grisaille-Technik in einem herausragend schönen Stundenbuch
Brüsseler Stundenbuch
Frankreich — Ca. 1400

Brüsseler Stundenbuch
Frankreich — Ca. 1400
Bei diesem Meisterwerk wurde die sogenannte Demi-Grisaille-Technik angewandt, die zuvor der Tafelbildmalerei vorbehalten war
Diese Technik erlaubt die detailreichsten Bilder allein mit verschiedenen Schattierungen von Grau
Die Handschrift enthält eine berühmte Doppelseite mit dem Portrait Jean Duc de Berrys

Brüsseler Stundenbuch
Christus trägt das Kreuz
Mit dem schweren Gewicht seines Kreuzes beladen, sehen wir Christus auf dem Weg nach Golgatha. Seine Mutter folgt direkt hinter ihm und hält sich entsetzt und verzweifelt eine Hand vors Gesicht. Maria Magdalena, ganz in schlichtem Rot gekleidet, versucht die Jungfrau Maria mit einer Hand auf ihrer Schulter zu trösten. Die Soldaten führen die beiden Diebe, die neben Jesus gekreuzigt werden sollen, mit gefesselten Händen mit. Jeder Einzelne in der dichtgedrängten Menschenmenge hat ein individuelles und sehr ausdrucksstarkes Gesicht.
Brüsseler Stundenbuch
- Brussels Hours
Kurzbeschreibung
Das Brüsseler Stundenbuch ist eine illuminierte Handschrift, die für die Buchkunst des französischen Mittelalters eine herausragende Rolle spielte. Es entstand etwa um 1400 und bis heute konnte weder ein Auftraggeber, noch ein Hersteller des Meisterwerkes eindeutig bestimmt werden. In diesem privaten Gebetbuch wurde erstmals eine Technik der Buchillustration verwendet, die sonst nur in der Gemäldekunst Anwendung fand. Auf diese Art wurde kommt traumhaften Bildern der Handschrift eine Bedeutung zu, die die Miniaturen zu eigenständigen kleinen Kunstwerken macht. Auch ohne Text entfalten die Darstellungen eine unfassbare Wirkung. Die Handschrift sorgte für eine Revolution in der französischen Manuskript- und Illuminationskunst.
Das Brüsseler Stundenbuch
Das geheimnisvolle Brüsseler Stundenbuch ist nicht nur bemerkenswert aufgrund seiner kunstvollen, unglaublich hochwertigen Illumination. Es ist gleichzeitig ein Codex, dessen Entstehungsgeschichte bis heute nicht genau aufgeklärt werden konnte. Das um 1400 entstandene private Gebets- und Andachtsbuch umfasst 276 Seiten mit 20 umwerfenden, ganzseitigen Miniaturen. Ein besonders reizvolles Merkmal der Handschrift ist die wiederkehrende Darstellung eines verwundeten Schwans, welcher von Experten als Zeichen der Erinnerung eine große, schmerzvolle Liebe interpretiert wird. Die Bilder wurden in einem besonderen technischen Verfahren hergestellt und entsprechen in ihrer Form und Ausführung nicht den typischen Buchillustrationen ihrer Zeit. Es handelt sich beim Brüsseler Stundenbuch um ein Werk von wahrhaft wegweisender und moderner Machart.
Der geheimnisvolle Ursprung des Codex
Bis heute konnte der Auftraggeber des Brüsseler Stundenbuches nicht mit Gewissheit bestimmt werden. Allerdings sprechen Indizien dafür, dass es sich dabei um Jean de Valois, den Herzog von Berry handelt. Darstellungen des herzoglichen Wappens, herzoglicher Embleme und des Monogramms „VE“ in der Bilderhandschrift sprechen eindeutig für diese These. Auch über den Verfasser des Meisterwerkes wird in der Forschung bis heute angeregt diskutiert. Ein Bildhauer und Maler aus dem Hennegau, André Beauneveu, wird als möglicher Meister des Buches interpretiert. Beauneveu wurde bekannt durch seine Arbeiten für den französischen Hof, im Besonderen für eine Eingangsminiatur des berühmten Psalters des Herzogs von Berry. Ebenso ist der Künstler verantwortlich für eine ganze Reihe imposanter Grabstatuen für die Abtei von St. Denis. Die Konzeption und die Vorzeichnungen der Miniaturen können aber möglicherweise auch auf den Buchmaler Jacquemart zurückgehen, der seit 1384 im Dienste des Herzogs von Berry stand. In jedem Fall wurde das Brüsseler Stundenbuch von einem Meister angefertigt, der das Handwerk des illuminierten Manuskripts revolutionierte.
Moderne und wegweisende Illuminationskunst
Die Illumination des Brüsseler Stundenbuches weist einige Besonderheiten auf, die erstmalig in der Geschichte der handschriftlichen Buchkunst des Mittelalters auftreten. Der nicht eindeutig bestimmte Meister des Stundenbuches nutzte ein Verfahren der Koloration, welches zuvor ausschließlich in der Tafelmalerei auftrat. Dabei handelt es sich um die sogenannte Demi-Grisaille-Technik. Als Grisaille bezeichnet man eine Art von Malerei, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz ausgeführt ist. In der Demi-Grisaille wird die monochrome Farbgebung mit kräftig leuchtenden Farbtupfern angereichert. Durch dieses originelle künstlerische Verfahren konnte ein einzigartiges Spiel mit Licht und Volumen erzeugt werden, welches im Brüsseler Stundenbuch besonders in einem doppelseitigen Bildnis zur Geltung kommt. Eine weitere entscheidende Neuerung in der Buchillustration wurde durch das Stundenbuch salonfähig gemacht. Die Miniaturen der Handschrift füllen ganze Seiten, was vorher nie der Fall war, und wirken auf den Betrachter wie ein Fenster zur dargestellten Szenerie. Dadurch wurde der Miniatur erstmals ein autonomer Status verliehen, in der das Bild seine Wirkung völlig ohne begleitenden Text entfaltet. Für die französische Buchmalerei war diese Illuminationsweise eine wegweisende Neuerung, die das Brüsseler Stundenbuch zum Ursprung der gotischen Buchkunst macht.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Brussels Hours
- Umfang / Format
- 276 Seiten / 27,5 x 18,5 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- Ca. 1400
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 20 ganzseitige Miniaturen (darunter die berühmte Doppelseite mit dem Porträt von Jean, Duc de Berry in Demi-Grisaille-Technik) und 17 wunderbare Initialzierseiten mit Teilbordüren
- Auftraggeber
- Wahrscheinlich Jean, Duc de Berry (1340–1416)
- Künstler / Schule
- André Beauneveu
Jacquemart de Hesdin

Brüsseler Stundenbuch
Porträt des Herzogs von Berry im Gebet
Diese Miniatur und die ihr gegenüberliegende Madonna mit Kind sind Meilensteine der Buchmalerei. Die bisher der Tafelmalerei vorbehaltene sogenannte Demi-Grisaille-Technik wurde hier erstmals in einem illuminierten Manuskript eingesetzt. Obwohl es nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden kann, weisen doch zahlreiche Indizien darauf hin, dass es sich bei der betenden Figur um Jean Duc de Berry (1340–1416) handelt, den größten Bibliophilen des Mittelalters.
Die an sich auf Grau, Weiß und Schwarz beschränkte Grisailletechnik wird hier mit leuchtenden Farben ausgearbeitet. Die Tiefendimension der Perspektive wird durch den rot-weiß-karierten Boden erzeugt, während der großzügige blaue Hintergrund Raum und Zeit gänzlich aufzuheben scheint. Hier werden zunächst die Miniaturen vollständig ohne Text dargeboten, so dass sie aus sich selbst sprechen können.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Brüsseler Stundenbuch“
Brüsseler Stundenbuch
- Verlag
- Faksimile Verlag – Luzern, 1996
- Limitierung
- 980 Exemplare
- Einband
- Der rote Einband aus Ziegenleder ist mit Gold- und Blindprägung aufwendig geschmückt. Faksimile- und Kommentarband wurden zusammen in einer schützenden Acrylglas-Kassette geliefert.
- Kommentar
-
1 Band (293 Seiten) von Pierre Cockshaw, Bernard Bousmanne und Gerhard Schmidt
Sprachen: Französisch, Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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