Turin-Mailänder Stundenbuch

Turin-Mailänder Stundenbuch – Faksimile Verlag – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien)

Paris, Bourges (Frankreich); Den Haag (Niederlande); Brügge (Belgien) — Zwischen 1380/90 und 1440

Selbst nach seiner skrupellosen Dreiteilung ein grandioser Buchschatz: Ein famoses Meisterwerk für die Bibliothek des Duc de Berry mit verworrener Entstehungsgeschichte und einigen der faszinierendsten Werke Jan van Eycks

  1. Die Très Belles Heures, das Turin-Mailänder Stundenbuch und das bei einem Brand zerstörte Turiner Gebetbuch waren ursprünglich als ein Werk konzipiert

  2. Unter anderen hat Jan van Eyck (ca. 1390–1441) als junger Mann zu dieser Arbeit beigetragen

  3. Sie wurde von Jean Herzog von Berry (1340–1416), einem der größten Kunstmäzene der Geschichte, in Auftrag gegeben

Turin-Mailänder Stundenbuch

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (3)
Beschreibung
Turin-Mailänder Stundenbuch

Jean de Valois, Duc de Berry (1340–1416), gab dieses erstaunliche Buchprojekt noch im 14. Jahrhundert in Auftrag: das sogenannte Turin-Mailänder Stundenbuch, das von einigen der größten Buchkünstler des mittelalterlichen Europas über einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert geschaffen wurde. In drei Arbeitsperioden in der Zeit um 1380/90 und in den 1440er Jahren bearbeiteten nicht weniger als fünf Hände die immer wieder in größere Fragmente zerteilte Handschrift, die sich zeitweise auch im Besitz des Grafen Johann III. von Holland (1374–1425) und Philipps des Guten (1396–1467) befand. An der unfassbar hochwertigen Ausstattung dieses kunstvollen Meilensteins der gotischen Buchkunst war wohl unter anderem Jan van Eyck (um 1390–1441) beteiligt, dem sieben wegweisend illuminierte Seiten zugeschrieben werden. Sie zeigen trotz der religiösen Bildthemen beeindruckend realistische Interieurs und viele alltägliche Details sowie bis dato ungewohnt weite Landschaften und naturalistische Lichtsituationen. Es sind die einzigen erhaltenen Miniaturen von der Hand des begnadeten flämischen Tafelmalers.

Das Turin-Mailänder Stundenbuch

Hinter dem sogenannten Turin-Mailänder Stundenbuch verbirgt sich ein handgeschriebener und illuminierter Codex, der in der Geschichte mittelalterlicher Manuskripte eine einzigartige Stellung besitzt. Es wurde im Lauf der Zeit immer wieder in Fragmente geteilt und befand sich im Besitz der wichtigsten Adelshäuser Europas. Seinen Titel erhielt das Buch durch seinen zeitweiligen Aufenthaltsort im Hause Savoyen, dem Herrscherhaus von Mailand, von wo aus es in die Turiner Nationalbibliothek gelangte. Das Werk kombiniert stilistische Einflüsse aus zwei Stundenbüchern, eines davon trägt den Titel „Très Belles Heures de Notre-Dame“ und das andere wird als „Heures de Turin“ bezeichnt. Es ist ein unvergleichliches, einmaliges Gebets- und Messbuch, dass in einem mehrere Generationen umfassenden Zeitraum von einem erstaunlichen Kollektiv der größten Künstler des Mittelalters gestaltet wurde. Das Stundenbuch enthält 28 ganzseitige, beeindruckende Miniaturen. Besondere Berühmtheit erlangten einige Miniaturen, die mit größter Wahrscheinlichkeit von Jan van Eyck - dem Begründer der Porträtkunst und Vater der großartigen altniederländischen Malerei - geschaffen wurden.

Die Entstehungsgeschichte des Meisterwerkes

Das Turin-Mailänder Stundenbuch wurde etwa zwischen 1380/90 und den 1440er Jahren in Paris und Flandern hergestellt. Ursprünglich liegt dem Stundenbuch ein monumentales Werk zugrunde, das vom schillernden Burgunderherzog Jean de Berry in Auftrag gegeben wurde, nämlich die „Très Belles Heures de Notre-Dame“. Zwei unfassbar talentierte Illuminatoren besorgten die Ausstattung dieses Werkes bis zum Tode des Herzoges im Jahr 1416. Das unvollendete Werk gelangte über Erbwege in den Besitz des Grafen Johann von Holland, welcher um 1424 Jan van Eyck mit der Fertigstellung beauftragte. Dieser wurde nur eine kurze Zeit später an den Hof Philipps des Guten berufen, wo er sich weiterhin mit dem monumentalen Projekt befasste. Van Eycks Tod im Jahr 1441 beendete die Arbeit am Stundenbuch abrupt. Um dem großen Künstler Tribut zu zollen und seine Arbeit angemessen zu würdigen, beauftragte Herzog Philipp einen weiteren, nicht näher bekannten Maler aus Flandern, der den Codex nach den stilistischen Vorgaben van Eycks endlich fertigstellte.

Die höchste Riege der Buchkünstler

Über die Buchmaler der 28 Miniaturseiten existieren unterschiedlichste Theorien. Ein Künstler, der sich im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts mit der Handschrift beschäftigte, wird mit dem Notnamen „Meister des Paraments von Narbonne“ bezeichnet. Ein weiterer Maler aus diesem Zeitraum hat den Namen „Meister Johannes’ des Täufers“ erhalten. Einige Miniaturen wurden in einer besonders hochwertigen Maltechnik, der sogenannten Grisaille-Malerei, gefertigt. Diese Bilder wurden von einem mit dem Notnamen „Meister G“ betitelten Künstler hergestellt. Hinter dem geheimnisvollen Meister G verbirgt sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Jan van Eyck. Die unverwechselbaren Darstellungen spiegeln eindeutig den Stil des bedeutenden Künstlers wieder. Möglicherweise waren auch die Brüder van Eycks, Barthélemy und Hubert van Eyck, an der Gestaltung des Codex beteiligt. Es existiert kein weiteres Werk aus dieser geschichtlichen Epoche, das von so einem erstaunlichen Künstlerkollektiv bearbeitet wurde.

Historisch bedeutende Illumination

Das Turin-Mailänder Stundenbuch ist ein absolutes Hauptwerk der gotischen Buchmalerei. Einige der Miniaturen zählen zu den schönsten Zeugnissen der spätgotischen Malerei in Frankreich, während andere einen revolutionären, illusionistischen Stil aufweisen. Ebendiese neuartigen Darstellungen begründeten die altniederländische Malerei, die für die Geschichte der Kunst noch immer von unermesslicher Bedeutung ist. Besonders die Jan van Eyck zugeordneten Bilder versetzten Historiker und historisch interessierte Buchliebhaber in ehrfürchtiges Staunen. Sie zeigen die sagenhafte Fähigkeit des Künstlers, mit Hilfe von meisterhaft in der Malerei umgesetzten Lichtreflexen Räumen des Alltags eine höhere Bedeutung zu verleihen. Gleichzeitig war van Eyck der erste, der es verstand, wirklichkeitsgetreue Porträts zu schaffen. Darüber hinaus führte er die Malerei zu einer mikroskopisch exakten Wiedergabe der Realität. Die Bedeutung des Turin-Mailänder Stundenbuches ist für die Geschichte der Buchkunst nicht zu ersetzen.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Turin-Milan Hours
Libro d'ore di Torino-Milano
Umfang / Format
252 Seiten / 28,4 × 20,3 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Zwischen 1380/90 und 1440
Stil
Schrift
Gotische Textualis
Buchschmuck
33 große Miniaturen; 36 Bas-de-page-Szenen; 36 historisierte Initialen; 12 Kalenderbilder mit Monatsarbeiten
Inhalt
Stundengebet
Auftraggeber
Jean, Herzog von Berry (1340–1460); Mitglied des Hauses Bayern–Holland
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Robinet D'Estampes
Haus Bayern–Holland
Haus Savoyen
Prinz Gian Giacomo Trivulzio

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Turin-Mailänder Stundenbuch – Faksimile Verlag – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien)
Faksimile Verlag – Luzern, 1995
Limitierung: 980 Exemplare (199 davon für den Verkauf in Italien (UTET) bestimmt)

Turin-Mailänder Stundenbuch – Faksimile Verlag – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien)
Faksimile Verlag – Luzern, 1994
Limitierung: 980 Exemplare (199 davon für den Verkauf in Italien (UTET) bestimmt)

Turin-Mailänder Stundenbuch – De Agostini/UTET – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien)
De Agostini/UTET – Rom/Turin, 2005
Limitierung: 199 Exemplare (Co-Edition mit Faksimile Verlag)
Detailbild

Turin-Mailänder-Stundenbuch

Judas erhält 30 Silberstücke

Das gemütliche Zimmer mit seinen Maßwerkfenstern, dem knisternden Feuer und den zwei Hunden kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Verrat im Gange ist. Die versammelten, prächtig gekleideten Figuren konspirieren gegen Jesus – darunter Judas, der gerade sein berüchtigtes Bestechungsgeld erhält: „Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge.“ (Mat. 26, 14-15)

Turin-Mailänder Stundenbuch – Faksimile Verlag – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien)
Einzelseite

Turin-Mailänder Stundenbuch

Geburt von Johannes dem Täufer

Diese Miniatur ist ein großartiges Beispiel aus dem hier vorliegenden Opus magnum der gotischen Illumination. Die Szene wird in einem reich ausgestatteten Interieur von der „Hand G“ dargestellt, von der angenommen wird, dass sie Jan van Eyck (1390–1441) ist. Sie zeichnet sich durch Detailgenauigkeit, Subtilität und illusionistischen Realismus aus. Die Bas-de-Page-Miniatur zeigt die Taufe Jesu in einer wunderschönen Landschaft mit einer gotischen Burg auf der anderen Seite des Jordan.

Die Hauptminiatur verwendet gelungen die Perspektive, die sich bis in den nächsten Raum erstreckt, in dem ein Mann mit rotem Hut liest. Der Heiligenschein des Johannes, um den es sich bei dem Baby handelt, wird durch zarte Striche von goldener Tinte wiedergegeben, und das Kardinalrot seines Geburtsbetts ist fast magnetisch anziehend. Neben den verschiedenen Alltagsgegenständen sieht man ein Buntglasfenster, einen Hund mit Knochen, eine Katze, die Milch trinkt, und ein Kleinkind, das spielt.

Turin-Mailänder Stundenbuch – Faksimile Verlag – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien)
Faksimile-Editionen

#1 Turin-Mailänder Stundenbuch

Faksimile Verlag – Luzern, 1995

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Faksimile Verlag – Luzern, 1995
Limitierung: 980 Exemplare (199 davon für den Verkauf in Italien (UTET) bestimmt)
Einband: Der Einband besteht aus grünem Samt und ist mit einer feinen Goldprägung geschmückt. Das Kapital wurde handumstochen. Faksimile und Kommentarband werden in einer schützenden Acrylglas-Kassette geliefert.
Kommentar: 1 Band von James H. Marrow, Silvana Pettenati und Anne H. Buren
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)

#2 Blätter im Louvre (Sammlung)

Faksimile Verlag – Luzern, 1994

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Faksimile Verlag – Luzern, 1994
Limitierung: 980 Exemplare (199 davon für den Verkauf in Italien (UTET) bestimmt)
Kommentar: 1 Band von Eberhard König, Gabriele Bartz, Angelo Giaccaria und François Huot
Sprachen: Deutsch, Französisch
Faksimile: 2 Bände Detailnahe Reproduktion der vier Folios im Musée du Louvre (RF 2022-2025) (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. Die Faksimile-Edition beinhaltet zusätzlich Schwarz-Weiß-Reproduktionen der Blätter in der Biblioteca Nazionale Universitaria di Torino (Hs. K.IV.29).
Ausgabe bei uns verfügbar
Preis Kategorie: €
(unter 1.000€)

#3 Turin-Mailänder Stundenbuch

De Agostini/UTET – Rom/Turin, 2005
Turin-Mailänder Stundenbuch – De Agostini/UTET – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien)
Turin-Mailänder Stundenbuch – De Agostini/UTET – Inv.No. 47 – Museo Civico d'Arte Antica (Turin, Italien) Mit Genehmigung des Verlages

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: De Agostini/UTET – Rom/Turin, 2005
Limitierung: 199 Exemplare (Co-Edition mit Faksimile Verlag)
Einband: Grüner Samt mit Goldprägung. Kapitalband von Hand gestochen
Kommentar: 1 Band von James H. Marrow, Silvana Pettenati und Anne H. Buren
Sprache: Italienisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
Das könnte Sie auch interessieren:
Les Belles Heures du Duc de Berry – Faksimile Verlag – Acc. No. 54.1.1 – Metropolitan Museum of Art (New York, USA)
Les Belles Heures du Duc de Berry
Paris (Frankreich) – Um 1404

Beauftragt von Jean Duc de Berry, geschaffen von den berühmten Brüdern Limburg: Ein Meilenstein der Buchmalerei und eines der schönsten Stundenbücher aller Zeiten

Erfahren Sie mehr
Brüsseler Stundenbuch – Faksimile Verlag – Ms. 11060-61 – Bibliothèque royale de Belgique (Brüssel, Belgien)
Brüsseler Stundenbuch
Frankreich – Ca. 1400

Mit dem berühmten Portrait Jean Duc de Berrys als Stifter: Meisterhafte Miniaturen in Demi-Grisaille-Technik in einem herausragend schönen Stundenbuch

Erfahren Sie mehr
Grandes Heures du Duc de Berry – Patrimonio Ediciones – Ms. Lat. 919|R.F. 2835 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich) / Musée du Louvre (Paris, Frankreich)
Grandes Heures du Duc de Berry
Paris (Frankreich) – 1407–1409

Ein sogar aus der einmaligen Sammlung des berühmten Bibliophilen Jean Duc de Berry herausragendes Buchjuwel: Seine außergewöhnlich großformatigen und von Jacquemart de Hesdin u.a. ausgesprochen prächtig illuminierten "Grandes Heures"

Erfahren Sie mehr
Blätter im Louvre und das verlorene Turiner Gebetbuch – Faksimile Verlag – RF 2022-2025|Hs. K.IV.29 – Musée du Louvre (Paris, Frankreich) / Biblioteca Nazionale Universitaria di Torino (Turin, Italien)
Blätter im Louvre und das verlorene Turiner Gebetbuch
Paris oder Bourges (Frankreich) – 1380–1420

Einst zusammen mit dem Turin-Mailänder Stundenbuch ein Werk, aber 1904 fast vollständig bei einem Brand vernichtet: Das verlorene Turiner Stundenbuch des Bibliophilen Jean Duc de Berry, geschaffen vom großen Jan van Eyck

Erfahren Sie mehr
Les Petites Heures du Duc de Berry – Faksimile Verlag – Ms. Lat. 18014 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
Les Petites Heures du Duc de Berry
Paris (Frankreich) – 1372–1390

Ein grandioses Meisterwerk Jacquemart de Hesdins, der Brüder Limburg und weiterer Ausnahmekünstler für einen der größten Bibliophilen des Mittelalters: Das persönliche Stundenbuch des berühmten Herzogs Jean de Berry

Erfahren Sie mehr
Berry-Apokalypse – Müller & Schindler – MS M.133 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
Berry-Apokalypse
Paris (Frankreich) – 1400–1415

Beauftragt vom berühmten Bibliophilen Jean Duc de Berry: 85 ganz- und halbseitige, meisterhaft ausgeführte Miniaturen in einer visionären Apokalypsen-Handschrift

Erfahren Sie mehr
Lesenswerte Blog-Artikel
Filterauswahl
Verlag