Heute eigenständig, damals ein Teil eines wahren Mammutwerks: Eine grandiose Arbeit der Brüder Limburg für Jean Duc de Berry
Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame du Duc de Berry
Paris oder Bourges (Frankreich) — Um 1380, um 1404–1409 und um 1412

Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame du Duc de Berry
Paris oder Bourges (Frankreich) — Um 1380, um 1404–1409 und um 1412
Die Très Belles Heures, das Turin-Mailänder Stundenbuch und das bei einem Brand zerstörte Turiner Gebetbuch waren ursprünglich als ein Werk konzipiert
Jedes dieser Teile, angefertigt u. a. von den berühmten Brüdern Limburg, zählt heute zu den prächtigsten mittelalterlichen Gebetbücher
Die Arbeit wurde von Jean Herzog von Berry (1340–1416), einem der größten Kunstmäzene der Geschichte, in Auftrag gegeben

Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame du Duc de Berry
Die Kreuzabnahme
Übersäht mit den Striemen der Geißelung und den Wunden der Kreuzigung wird Christus vom Kreuz genommen. Unüblicherweise erscheinen hier anstelle der Apostel zwei goldlockige Engel, die seinen Oberkörper abstützen. Die Dreiergruppe wird von den „Arma Christi“, den sogenannten Leidenswerkzeugen, flankiert. Neben dem Kreuz und der Dornenkrone sind rechts die Werkzeuge der Geißelung, Säule und Peitschen, zu sehen; Links reihen sich die drei Nägel, die Heilige Lanze sowie der Essigschwamm.
Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame du Duc de Berry
- Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame
- Très Belles Heures de Notre-Dame
Kurzbeschreibung
Mit den Très Belles Heures de Nôtre-Dame wird in Paris ein wert- und kunstvoll ausgeschmücktes Stundenbuch aufbewahrt, das um 1380 im Auftrag des Herzogs von Berry für seine berühmte Sammlung angefertigt wurde. Zusammen konzipiert mit dem heute verlorenen Turiner Gebetbuch und dem Turin-Mailänder Stundenbuch sollte es eines der prachtvollsten Gebetbücher des Mittelalters bilden. Die Künstler – großen Namen ihrer Zeit - gestalteten großformatige Miniaturen, komponierten die dazu passenden alttestamentarischen Szenen darunter und schmückten die Seiten mit goldenem Akanthus. Diese Miniaturseiten zählen dank ihrer herausragenden Qualität zu den Höhepunkten der Buchmalerei des Mittelalters.
Les Très Belles Heures de Notre-Dame
Mit den Très Belles Heures de Notre-Dame wird in Paris ein wert- und kunstvoll ausgeschmücktes Stundenbuch aufbewahrt, das um 1380 im Auftrag des Herzogs von Berry für seine berühmte Sammlung angefertigt wurde. Im Laufe ihrer Entstehung und bis heute durchlief die Handschrift eine wechselvolle Geschichte. Die kostbar gestalteten Miniaturseiten, die aus der Hand verschiedener Meistern – allesamt großen Namen ihrer Zeit - stammen, zählen zu den Höhepunkten der Buchmalerei und faszinieren noch heute den Betrachter.
Wechselvolle Wege
Die Très Belles Heures de Notre Dame stehen in Verbindung mit Herzog Jean de Berry, einem der größten Kunstmäzene und -Sammler der Geschichte. Der Duc de Berry gab das Werk, das er in Auftrag gegeben hatte, um 1412 an seinen Schatzmeister Robinet d'Estampes. Dieser war es, der die Handschrift in drei Teile zerlegte, von denen er das eigentliche Stundenbuch behielt, die beiden anderen Teile mit speziellen Gebeten für einzelne Heilige und das Meßbuch aber an das Haus Bayern-Holland verkaufte. Die zuletzt genannten Teile, die wiederum geteilt wurden und nach Mailand (das Meßbuch) bzw. Turin (die Gebete, jedoch durch einen Brand 1904 zum großen Teil zerstört) gelangten, sind heute unter dem Namen „Turin-Mailänder Stundenbuch“ bekannt. In seiner ursprünglichen Form stellte das ungewöhnlich monumentale Werk einen herausragenden Höhepunkt mittelalterlicher Buchkunst dar, was noch heute in den einzelnen Teilen zum Ausdruck kommt. Die Très Belles Heures aus dem Besitz des Robinet d'Estampes kam im 19. Jahrhundert in den Besitz des Barons Alphonse de Rothschild, dessen Familie es 1956 der Pariser Nationalbibliothek schenkte.
Ein Codex, verschiedene Meister
Das Stundenbuch, schon im Titel als „sehr schönes Stundenbuch“ bezeichnet, glänzt mit seinen 25 Miniaturseiten, die allesamt ein Kunstwerk für sich darstellen. Das liegt wohl in der Tatsache begründet, dass die verschiedenen beteiligten Künstler alle ihr eigentliches Metier in der Tafelmalerei hatten. Der erste unter ihnen ist der „Meister des Paraments von Narbonne“, ein Maler, der häufig für den französischen Hof tätig war und heute mit dem 1361–1407 bezeugten Jean d'Orléans identifiziert wird. Er war es auch, der das grundlegende „Layout“ der Miniaturseiten festlegte, das jeweils mit einem großen gerahmten Hauptbild, einer kunstvoll ausgeschmückten Initiale und einer Bas-de-page-Miniatur am unteren Rand der Seite durchdacht und originell wirkt. Besonders feine Efeuranken, durchbrochen von Darstellungen von Engeln und kleinen Tieren wie Vögel und Schmetterlinge, umrahmen ornamental jede Miniatur.
Die Miniaturen dieses Stundenbuchs aus der Hand des „Parament-Meisters“ bieten für die Kunstgeschichte einen mehr als überzeugenden Ersatz für die weitgehend verlorene französische Tafelmalerei dieser Epoche. So wird in der Darstellung der „Hochzeit zu Kana“ die Fortschrittlichkeit der Perspektivgestaltung der Zeit deutlich.
Französische Kunst und flämische Einflüsse
Als weitere beteiligte Künstler können der „Meister Johannes des Täufers“ und der „Heilig-Geist-Meister“ identifiziert werden, die der flämischen Tradition verbunden waren. Dies zeigt sich beispielsweise in den eindrucksvollen Darstellungen der Taufe Christi oder der Auferstehung der Toten. Neben den bemerkenswerten Hauptbildern sind auch die Bas-de-Page-Miniaturen einen genaueren Blick wert. Überhaupt sucht der Figurenreichtum der gesamten Handschrift mit seinen detaillierten Gewand- und Gesichtsstudien in der zeitgenössischen Kunst wohl seinesgleichen. Dem interessierten Betrachter bieten sich dabei kuriose Entdeckungen. So hat ein Maler in einer Gruppe Betender auf einen weiblichen Körper einen bärtigen männlichen Kopf gesetzt.
Die letzten beiden Miniaturseiten, die 1412 nachträglich eingefügt wurden, stammen schließlich aus der hochberühmten Werkstatt der Brüder Paul und Jan Limburg.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame
Très Belles Heures de Notre-Dame - Umfang / Format
- 252 Seiten / 28,0 x 20,0 cm
- Herkunft
- Paris oder Bourges (Frankreich)
- Datum
- Um 1380, um 1404–1409 und um 1412
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 25 Miniaturenseiten
- Auftraggeber
- Jean, Herzog von Berry (1340–1416)
- Künstler / Schule
- Meister des Paraments von Narbonne (Jean d'Orleans?)
Heiliggeist-Meister
Meister des Johannes des Täufers - Vorbesitzer
- Robinet D'Estampes
Baron Alphonse de Rothschild

Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame du Duc de Berry
Die Kreuzigung
Dieser Miniatur der bedeutungsvollsten Szene des Christentums gelingt es, die letzten Ereignisse der Passion zu einem einzigen Bild zu verdichten, das in der Kunst seinesgleichen sucht. In der Bas-de-Page-Miniatur sehen wir, wie die Henker ihre Nägel in die Hände und Füße Christi treiben, während links noch die beiden Räuber nach Golgatha gebracht werden. In der historisierten Initiale werfen die Soldaten das Los um sein nahtloses Gewand.
Die Primärminiatur ist noch dichter: So ist der rote Hintergrund ist eigentlich ein ganzes Meer von Engeln, Sonne und Mond flankieren das Kreuz, was auf die Sonnenfinsternis beim Tod Jesu anspielen soll. Auch der mit Essig getränkte Schwamm hat schon fast den Mund Jesu erreicht. Der Moment nach seinem Tod ist ebenfalls abgebildet und die Jungfrau Maria bricht zusammen, als Blut und Wasser aus seiner durchbohrten Seite strömen.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Les Très Belles Heures de Nôtre-Dame du Duc de Berry“
Les Très Belles Heures de Notre-Dame
- Verlag
- Faksimile Verlag – Luzern, 1992
- Limitierung
- 980 Exemplare
- Einband
- Der prächtige Bucheinband in rotem Leder ist reich mit goldener Zierprägung und einem Wappen geschmückt; Steh- und Innenkanten sind vergoldet. In aufwendiger Handarbeit wurden die Blätter auf sechs echte Bünde geheftet. Faksimile und Kommentarband werden zum Schutz in einem Schuber aus Acrylglas ausgeliefert.
- Kommentar
-
1 Band (207 Seiten) von Eberhard König
Sprachen: Französisch, Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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