Conrad Kyeser aus EichstÀtt: Bellifortis

Conrad Kyeser aus EichstĂ€tt: Bellifortis – VDI Verlag – Cod. Ms. philos. 63 – NiedersĂ€chsische Staats- und UniversitĂ€tsbibliothek Göttingen (Göttingen, Deutschland)

EichstĂ€tt (Deutschland) — 1402–1405

MilitĂ€rtraktate römischer Strategen, EntwĂŒrfe fĂŒr modernste militĂ€rische AusrĂŒstung im 14. Jahrhundert sowie Reflexionen ĂŒber die Rolle von Magie und Astrologie im Krieg: der Bellifortis des Konrad Kyeser

  1. Konrad Kyeser (1366 - nach 1405) war ein MilitÀringenieur und Schriftsteller aus EichstÀtt

  2. Er schuf die populĂ€rste Abhandlung ĂŒber MilitĂ€rtechnik des SpĂ€tmittelalters

  3. Die Rolle der Magie im Krieg wird ebenso untersucht wie die Strategeme römischer GenerÀle wie Vegetius oder Frontinus

Conrad Kyeser aus EichstÀtt: Bellifortis

Cod. Ms. philos. 63 NiedersÀchsische Staats- und UniversitÀtsbibliothek Göttingen (Göttingen, Deutschland)
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Preis Kategorie: €
(unter 1.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
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Beschreibung
Conrad Kyeser aus EichstÀtt: Bellifortis

Der wichtigste militĂ€rische Traktat des SpĂ€tmittelalters, prĂ€sentiert im anspruchsvollen Stil der Gotik: der Bellifortis von Konrad Kyeser (1366 – nach 1405). Der Inhalt ist eine Sammlung von antiken römischen MilitĂ€rtraktaten und neuesten EntwĂŒrfen fĂŒr Kriegswaffen. DarĂŒber hinaus berĂŒcksichtigt das Werk die Auswirkungen von Astrologie und Magie auf die KriegsfĂŒhrung, was es zu einem wirklich umfassenden Werk ĂŒber die Kriegskunst macht. Die Handschrift ist mit Illustrationen geschmĂŒckt, die beispielhafte Exemplare der Gotik sind und sogar ein realistisches Portrait des Autors enthalten, das erste seiner Art seit der SpĂ€tantike.

Bellifortis: Der Kampfstarke

Konrad Kyeser (1366 – nach 1405) war der Autor des wichtigsten illustrierten Traktats ĂŒber MilitĂ€rtechnik aus dem SpĂ€tmittelalter, was sich daran zeigt, dass mindestens zwölf Exemplare der Handschrift aus dem 15. Jahrhundert und insgesamt sogar etwa 45 Exemplare bis heute erhalten geblieben sind. Bellifortis kann mit "Der Kampfstarke“ ĂŒbersetzt werden und befasst sich insbesondere mit der Kunst des Belagerungskrieges. Der EichstĂ€tter MilitĂ€ringenieur und Mediziner begann die Arbeit am Originalmanuskript in Prag fĂŒr König Wenzel IV. von Böhmen (1361–1419), doch nachdem Wenzel 1400 abgesetzt worden war, ging Kyeser ins Exil in seine Heimatstadt EichstĂ€tt zurĂŒck, wo er das Werk fertigstellte und es dem neuen König Ruprecht von Deutschland (1352–1410) widmete. Das Werk fasst den Stoff klassischer Autoren wie Vegetius und Frontinus zusammen, schildert aber auch "modernste" MilitĂ€rtechnik und ist zugleich stark von Anspielungen auf Astrologie und Magie durchtrĂ€nkt.

Ein im Exil entstandenes Meisterwerk

Die Gestaltung des Originalmanuskripts deutet darauf hin, dass die Buchmaler selbst Exilanten vom königlichen Hof von König Wenzel in Prag waren, einem der reichsten und kultiviertesten Höfe in Europa und wohl die GeburtsstĂ€tte des weichen gotischen Stils. Dieses wichtige Traktat ĂŒber die Kriegskunst ist in einer Weise illustriert, die ihresgleichen sucht und keinem Geringeren als einem König gewidmet ist. Ein im Text befindliches PortrĂ€t von Kyeser ist die wohl erste realistische Darstellung eines Autors seit der SpĂ€tantike. Das RĂŒckgrat des Werkes besteht aus zwei klassischen Texten: De re militari, einem römischen MilitĂ€rhandbuch, geschrieben von Publius Flavius Vegetius Renatus aus dem spĂ€ten 4. Jahrhundert, und Strategemata, einer Sammlung von Beispielen militĂ€rischer Strategeme aus der antiken griechischen und römischen Geschichte, geschrieben von Sextus Julius Frontinus (ca. 40–103 n. Chr.), der Kaiser Domitian als General in Germanien diente.

Magie und KriegsfĂŒhrung

Kyeser glaubte, dass die KriegsfĂŒhrung am besten studiert werden kann, wenn man alle denkbaren Faktoren berĂŒcksichtigt, einschließlich Astrologie und Zauberei. So wird die Magie im Bellifortis neben Darstellungen alter und neuer Waffen prĂ€sentiert: Trebuchets, Rammböcke, bewegliche tragbare BrĂŒcken, Kanonen, Raketen, Streitwagen, Schiffe, MĂŒhlen, Steigleitern, Brandvorrichtungen, ArmbrĂŒste und Folterinstrumente werden von bedeutenden Meistern der Gotik sehr detailliert dargestellt. Besonders Alexander der Große wird als Beispiel fĂŒr einen genialen Feldherrn gezeigt, der sich verschiedener Kriegstaktiken bedient und gleichzeitig ein militĂ€rischer Erfinder ist. Der berĂŒhmte Makedone wird sowohl mit raketenĂ€hnlichen Waffen in der Hand als auch mit der Erfindung großer Kriegswagen gezeigt und sogar mit magischen FĂ€higkeiten prĂ€sentiert. Dennoch verzichtet Kyeser nicht auf realistische Betrachtungen und bringt seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die Armeen des Heiligen Römischen Reiches von der unternehmungslustigen und erfinderischen Natur des deutschen Volkes profitieren wĂŒrden: "So wie der Himmel mit Sternen leuchtet, so strahlt Deutschland durch die artes liberales, ist mit Mechanik verschönert und mit verschiedenen KĂŒnsten geschmĂŒckt."

Kodikologie

Alternativ-Titel
Bellifortis
Umfang / Format
280 Seiten / 34,0 × 25,0 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1402–1405
Stil
Sprache
Schrift
Bastarda
Buchschmuck
Viele ausladende Miniaturen, einige davon ganzseitig
Inhalt
Handbuch der MilitÀrtechnologie, basierend auf De Re Militari von Vegetius und Strategemata von Frontinus
Auftraggeber
Wenzel von Luxemburg, König des Heiligen Römischen Reiches
Ruprecht, König des Heiligen Römischen Reiches
KĂŒnstler / Schule

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
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VDI Verlag – DĂŒsseldorf, 1967
Detailbild

Conrad Kyeser aus EichstÀtt: Bellifortis

Archimedische Schraube

Diese Miniatur einer archimedischen Schraube ist die Ă€lteste erhaltene Darstellung dieses GerĂ€ts im Mittelalter. Die auch als Schneckenpumpe bekannte Förderanlage ist jedoch keine mittelalterliche Erfindung, sondern war bereits in der Antike bekannt - möglicherweise schon im Mesopotamien des 8. oder 7. Jahrhunderts v. Chr. Sowohl in der Antike als auch im Mittelalter wurden archimedische Schrauben primĂ€r zum Transport von Wasser auf ein höheres Niveau genutzt. Das funktioniert folgendermaßen: Im Inneren eines Troges bzw. Rohres dreht sich eine genau eingepasste Schraube um die Mittelachse. Dadurch entstehen immer wieder abgeschlossene Kammern, in denen das Wasser nach oben geschraubt wird.

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Conrad Kyeser aus EichstÀtt: Bellifortis

Speerspitze 'Meufaton'

334 v. Chr. begann Alexander der Große seinen Persienfeldzug, der nur den Ausgangspunkt seiner imperialen Absichten bildete. Nachem er mit seiner enormen Armee den Hellespont (heute Dardanellen) ĂŒberquert hatte, warf er der Legende nach seine Lanze 'Almerio' in den Boden des noch fremden Herrschaftsgebiets und untermalte damit seine vermeintlichen AnsprĂŒche auf ganz Kleinasien.

Die ĂŒberdimensionale und symbolisch aufgeladene Spitze dieser siegbringenden Lanze prĂ€sentiert uns in dieser Miniatur ein schmĂ€chtiger Knappe mit weichen GesichtszĂŒgen und blonden Locken. Ihr Name, 'Meufaton', ist zusammen mit einem geheimnisvollen Zeichen auf die Lanzenspitze gemalt. Letzteres soll die magische Wirkung verstĂ€rken und laut Text auch auf die HandflĂ€che des TrĂ€gers gemalt werden. Die wundersame Macht der Waffe, die dem TrĂ€ger zum Sieg ĂŒber seine Feinde verhilft, wird hier zudem durch ihre schiere GrĂ¶ĂŸe reprĂ€sentiert.

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Faksimile-Editionen

#1 Bellifortis

VDI Verlag – DĂŒsseldorf, 1967

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: VDI Verlag – DĂŒsseldorf, 1967
Einband: Cremefarbener Ledereinband
Kommentar: 1 Band von Götz Quarg
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preis Kategorie: €
(unter 1.000€)
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