Bezaubernde Kunst auf kleinstem Raum: Das Gebetbuch der französischen Königin, geschmückt mit 132 biblischen Szenen
Gebetbuch der Claude de France
Tours (Frankreich) — Um 1517

Gebetbuch der Claude de France
Tours (Frankreich) — Um 1517
Berühmt für seine 132 biblischen Szenen auf 104 Seiten im winzigen Format von nur 6,9 x 4,9 cm
Das Wappen der französischen Königin Claude (1499–1524) ziert den Codex, möglicherweise ein Geschenk zur Krönung, gleich an mehreren Stellen
Das Buch besteht fast ausschließlich aus Bildern, die meistens ganze Seiten und manchmal sogar Doppelseiten einnehmen

Gebetbuch der Claude de France
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Gebetbuch der Claude de France
- Prayer Book of Claude de France
- Livre de prières de Claude de France
Kurzbeschreibung
Das Gebetbuch der Claude de France ist ein bilderreicher Codex in einem kleinen Format von 49 auf 69 Millimeter. Es entstand etwa 1517 in Tours und wurde vom persönlichen Meister der Claude de France angefertigt. Berühmt wurde das Werk für seine feinen Miniaturen und Dekorelemente, die auf 104 Seiten 132 biblische Szenen zeigen. Durch die Verwendung des Wappens der Königin und persönlicher Embleme wird der private Charakter des Werkes deutlich.
Das Gebetbuch der Claude de France
Um 1517 entstand am französischen Königshof ein zauberhafter kleiner Bildband, der durch sein Format und seinen ungewöhnlichen Reichtum an farbigem Bilderschmuck bekannt wurde. Es handelt sich um das Gebetbuch der Königin Claude de France, welches von ihrem persönlichen Lieblingsmaler angefertigt wurde. Der nach diesem Werk benannte Meister der Claude de France malte auf 104 Seiten 132 Bildszenen aus dem Neuen Testament. Die kleinformatigen Bilder bestechen besonders durch ihre feine Malweise und die Darstellung persönlicher Symbole der Königin. Die Bilder sind inspiriert von der Kunst italienischer Maler, besonders von Leonardo da Vinci.
Ein Krönungsgeschenk für die Kunstliebhaberin
Claude de France, die Tochter der Anne de Bretagne und Louis´ XII., stammte aus einer Familie, die im mittelalterlichen Frankreich als Liebhaber und Förderer der schönen Künste galt. Sie wuchs umgeben von kostbaren Gemälden und wertvollen Bilderhandschriften auf. 1514 heiratete sie den späteren König François I., der ebenfalls als Kunstförderer galt und engen Kontakt mit dem italienischen Universalgelehrten Leonardo da Vinci pflegte. Zu ihrer Krönung 1517 wünschte Claude sich ein persönliches Geschenk, ein kleines Gebetbuch, das sie stets bei sich tragen konnte. Ihr Lieblingsmaler gestaltete das Werk und verwendete dabei drei Mal das persönliche Wappen der Königin, das sie selbst auf zwei der Darstellungen mit goldener Krone zeigt.
Erstaunlicher Bilderreichtum auf kleinem Format
Die Miniaturen des Gebetbuchs messen nur 69 auf 49 Millimeter. Trotz dieses kleinen Formates gelingt es dem Meister der Claude de France, biblische Szenen aus dem Leben Jesu Christi, der Jungfrau Maria, der Apostel und zahlreicher weiterer Heiliger zum Leben zu erwecken. Das Buch besteht fast nur aus Bildern, die meist ganze Seiten und teilweise sogar Doppelseiten füllen. Der Textanteil des Werkes ist sehr gering. Teilweise werden die Textpassagen unterbrochen von eingeschnittenen Bildszenen, die die geschilderten Ereignisse darstellen und das farbenfrohe Büchlein noch lebendiger machen.
Ein berühmtes Vorbild und eine ungewisse Geschichte
Die Geschichte des französischen Gebetbuches ist heute nicht mehr genau nachvollziehbar. Der Wiener Buchhändler H.P. Kraus erwarb den kleinen Codex nach dem zweiten Weltkrieg und verkaufte ihn gegen Ende der 70er Jahre an den Kunstsammler Alexandre P. Rosenberg aus New York. Dessen Witwe Elaine vermachte das Werk 21 Jahre später an die Pierpont Morgan Library. Zu den früheren Stationen des Gebetbuches ist nichts bekannt. Gewiss ist, dass Claudes Ehemann König Françoise I. ein großer Liebhaber der italienischen Malerei war. Er erwarb Werke von Michelangelo, Tizian und Raffael und ließ seinen Freund Leonardo da Vinci an seinen berühmten Renaissance-Hof von Amboise holen. Seine populäre Darstellung der „Madonna in der Felsengrotte“ übte direkten Einfluss auf den Meister der Claude de France aus. Er stellte die Königin in ihrem Gebetbuch auf eine ganz ähnliche Art und Weise dar.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Prayer Book of Claude de France
Livre de prières de Claude de France - Umfang / Format
- 104 Seiten / 6,9 x 4,9 cm
- Herkunft
- Tours (Frankreich)
- Datum
- Um 1517
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 132 Szenen auf 104 Seiten
- Auftraggeber
- Claude de France (1499–1524), Königin von Frankreich
- Künstler / Schule
- Meister der Claude de France
- Vorbesitzer
- H.P. Kraus
Alexandre Rosenberg

Gebetbuch der Claude de France
Tod des heiligen Hieronymus
Trotz der recht handlichen Größe des Manuskripts schuf der so genannte Meister der Claude de France ein prächtiges Werk der Buchmalerei für den persönlichen Gebrauch von Königin Claude (1499–1524). Diese Szene spielt in einem Innenraum mit einer Renaissance-Tür und zeigt den heiligen Hieronymus, wie er kurz vor seinem Tod am 30. September 420 in der Nähe von Bethlehem die Sterbesakramente erhält.
Hieronymus liegt dünn und grau, bis zur Hüfte in eine Decke gewickelt auf dem Boden und hat einen schwachen Heiligenschein um den Kopf. Zwei Mönche knien neben ihm, der bärtige Mönch reicht ihm die Eucharistie, ein junger Mönch mit Kapuze hält ein Gebetbuch. Hinter ihnen betet eine Gruppe weiterer frommer Mönche schon für ihn, während der Übersetzer der Vulgata sich darauf vorbereitet, seinem Schöpfer zu begegnen.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Gebetbuch der Claude de France“
Gebetbuch der Claude de France
- Verlag
- Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2009
- Limitierung
- 980 Exemplare
- Einband
- Roter Samteinand mit zwei vergoldeten Schließen mit der französischen Königslilie
- Kommentar
-
1 Band von Roger S. Wieck und Cynthia J. Brown
Sprachen: Englisch, Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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