Stundenbuch von Heinrich VIII.

Stundenbuch von Heinrich VIII. – M. Moleiro Editor – MS H.8 – Morgan Library & Museum (New York, USA)

Tours (Frankreich) — Um 1500

Ein royales Juwel der französischen Renaissance-Malerei vom berühmten Jean Poyer: Das persönliche Gebetbuch des vielleicht berühmtesten und grausamsten Herrschers auf dem englischen Thron

  1. Das private Gebetbuch von König Heinrich VIII. (1491–1547) ist ein Juwel der französischen Renaissance-Buchmalerei gemalt von Jean Poyer (gest. 1503).

  2. Der Buchschmuck ist eines Königs würdig und möglicherweise ursprünglich von Kaiser Karl V. (1500–58) beauftragt

  3. Blieb im Besitz der Könige von England bis zur Regierungszeit von George III (1738–1820)

Stundenbuch von Heinrich VIII.

  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Stundenbuch von Heinrich VIII.

Das Stundenbuch von Heinrich VIII. wurden von dem französischen Meisterbuchmaler Jean Poyer um 1500 entworfen. Es enthält 55 atemberaubende Miniaturen, die in ihrer Qualität an große Tafelbilder erinnern. Das Werk wurde dem berühmten englischen König wahrscheinlich von Kaiser Karl V. geschenkt und blieb jahrhundertelang im Privatbesitz der englischen Königsfamilie. Diese Provenienz beruht jedoch auf einer Überlieferung aus dem 18. Jahrhundert, die nie vollkommen schlüssig belegt werden konnte. Dennoch gilt der Codex als ein Höhepunkt der französischen Buchmalerei und als einer der schönsten handgeschriebenen Codices, die je hergestellt wurden. Die unglaublichen Miniaturen zeigen Bauern bei der Arbeit inmitten idealisierter Landschaften, während detaillierte Stadtansichten und urbane Hintergründe ein Bild vom Leben in einer spätmittelalterlichen Stadt zeichnen. Die zeitgenössische Kleidung, von der einfachen Kleidung der Bauern, über die prächtigen, wallenden Gewänder der Adligen bis hin zu den Waffen und Rüstungen der Soldaten, ist ebenso detailliert und realistisch dargestellt.

Das Stundenbuch von Heinrich VIII.

Stundenbücher sind private Gebets- und Andachtsbücher, die seit dem 13. Jahrhundert weit verbreitet waren. Ihre Blütezeit erlebten die Stundenbücher im späten 14. und im 15. Jahrhundert in Frankreich und Flandern. Hier entstanden einige der schönsten handgeschriebenen Codices der Welt. Noch heute schaffen es jene illuminierten Manuskripte, ihre Betrachter zu begeistern. Das Stundenbuch für König Heinrich VIII. ist eines der spannendsten Werke der französischen Buchkunst. Es wurde von Jean Poyer angefertigt, welcher zu den begabtesten Künstlern der französischen Renaissance gehört. Das Werk ist mit 55 meisterhaften Miniaturen geschmückt.

Ein Buch für die englische Krone

König Heinrich VIII. aus dem Hause Tudor war eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Geschichte Englands. Der Monarch war berüchtigt für seine Leidenschaft und Brutalität. Sein ausschweifendes Leben wurde in unzähligen Büchern, Filmen und Fernsehserien rezipiert. Der König war hochgebildet und sprach fließend Latein und Französisch. Schon früh setzte er sich mit der Literatur seiner Zeit auseinander. Er unterhielt eine jahrelange Briefkorrespondez mit dem berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam. Das elegante Stundenbuch von Jean Poyer wurde dem König wahrscheinlich von Kaiser Karl V. als Geschenk überreicht.

Eine Meisterleistung aus Frankreich

Jean Poyer war ein vielseitig begabter Künstler. Er illuminierte Manuskripte, war Maler und Bildhauer. Seine Kunst wurde im 16. Jahrhundert mit den großen Gemälden des holländischen Meisters Jan van Eyck verglichen. Poyer war ein Meister der Komposition und der Perspektive. Die Miniaturen des Stundenbuches für Heinrich VIII. begeistern durch ihre realitätsnahe perspektivische Darstellung und ihre aufregende Farbenvielfalt. Die faszinierenden Bilder strotzen vor Dramatik und Erzählkraft. Jede Miniatur der Handschrift ist ein eigenständiges, kleines Kunstwerk.

Die Geschichte des Codex

Das atemberaubende Manuskript wurde über die Jahrhunderte hinweg konserviert und existiert noch heute in einem erstaunlich guten Erhaltungszustand. Quellen belegen, dass die Schrift sich nach dem Tode Heinrichs noch viele weitere Jahre in Händen englischer Monarchen befand. Am Ende des 18. Jahrhunderts befand das Werk sich in der Bibliothek Georges III. Es wurde mit einem eleganten roten Samteinband versehen, der das Monogramm König Heinrichs zeigt. Heute befindet sich die prunkvolle Schrift in der berühmten Morgan Library in New York.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Hours of Henry VIII
Libro de Horas de Enrique VIII
Libro d'Ore di Enrico VIII
Les Heures d'Henri VIII
Livro de Horas de Henrique VIII
Umfang / Format
400 Seiten / 26,5 × 18,2 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Um 1500
Sprache
Buchschmuck
55 Miniaturen, darunter 14 ganzseitige und 29 halbseitige Miniaturen, sowie 12 Kalenderillustrationen
Inhalt
Stundengebet
Auftraggeber
Karl V., Römischer Kaiser und König von Spanien (1500–1558)
Künstler / Schule
Vorbesitzer
König Heinrich VIII. (1491–1547)
Charles Benoit Desmanet of Mons
George Wade (1673–1748)
König Georg II. (1683–1760)
König Georg III. (1738–1820)
König Georg IV. (1762–1830)
König Wilhelm IV. (1765–1837)
Ernest Augustus, König von Hannover (1771–1851)
Ernst August, Herzog von Brunswick-Lüneburg (1887–1953)
Die Heineman Stiftung

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Stundenbuch von Heinrich VIII. – M. Moleiro Editor – MS H.8 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
M. Moleiro Editor – Barcelona, 2014
Limitierung: 987 Exemplare
Detailbild

Stundenbuch von Heinrich VIII.

Juli: Weizenernte

Diese Monatsarbeit zeigt fünf Männer, die an einem wolkenlosen Julitag in der heißen Sonne Weizen ernten. Vier von ihnen sind nur leicht bekleidet, um sich wenigstens etwas Kühlung zu verschaffen, während sie die Halme sorgfältig mit Sicheln abschneiden und in ordentliche Bündel legen. Einer von ihnen nimmt einen tiefen Schluck aus einer Lederblase, die wahrscheinlich eine Mischung aus Wasser und Wein enthält, um den Durst zu stillen und die schmerzenden Muskeln der Bauern zu beruhigen. Im Vordergrund sind die Gefäße mit den Speisen und Getränken zu sehen, ähnlich wie in einem Stillleben.

Stundenbuch von Heinrich VIII. – M. Moleiro Editor – MS H.8 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
Einzelseite

Stundenbuch von Heinrich VIII.

David und Urija

Nachdem er Bathseba geschwängert hatte, sandte König David einen Brief ab, in dem er befahl, ihren Ehemann Urija an die Spitze der Schlacht zu stellen, wo er mit Sicherheit getötet werden würde. Urija erhält in dieser Darstellung gerade den versiegelten Befehl Davids, während sein weißes Pferd im Hintergrund bereitsteht. Eine schemenhafte Gestalt steht links neben dem Bett mit Baldachin, in dem die Sünde vollzogen worden war.

David ist als Renaissance-Fürst in einem blauen, hermelingefütterten Gewand mit einem stilvollen, breitkrempigen grünen Hut dargestellt. Urija trägt eine zeitgenössische Rüstung, Reitstiefel und einen Hut im orientalischen Stil, während er mit einem Schwert umgürtet ist und eine Lanze hält. Die Fachwerkbauten im Hintergrund sind typisch für eine spätmittelalterliche Stadt in Nordeuropa.

Stundenbuch von Heinrich VIII. – M. Moleiro Editor – MS H.8 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
Faksimile-Editionen

#1 Libro de Horas de Enrique VIII

M. Moleiro Editor – Barcelona, 2014

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: M. Moleiro Editor – Barcelona, 2014
Limitierung: 987 Exemplare
Einband: Originalgetreue Reproduktion des aktuellen Einbands aus dem 18. Jahrhundert aus rotem Samt mit silbernen Schließen, die das Wappen und Monogramm von Heinrich VIII. tragen
Kommentar: 1 Band von Roger S. Wieck
Sprache: Englisch, Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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