Wiener Moamin

Wiener Moamin – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – K 4984 – Kunsthistorisches Museum (Wien, Österreich)

Italien — Um 1240

Die Vorlage für sein berühmtes Falkenbuch: Kaiser Friedrichs II. Zusammenstellung zweier arabischer Lehrtexte zur Ausbildung und Pflege von Falken und Jagdhunden, geschmückt mit goldenen Initialen

  1. Der gelehrte Kaiser Friedrich II. (1194–1250) ließ zwei arabische Falknereitexte kombinieren und ins Lateinische übersetzen

  2. Das Werk ist mit historisierten Initialen gefüllt und diente als Vorlage für sein berühmtes Falkenbuch, das Friedrich II. später dann selbst verfasst hat

  3. Der Text ist mehr als ein Kunstwerk, er ist ein praktischer Leitfaden für die Ausbildung und Pflege von Falken und Jagdhunden

Wiener Moamin

K 4984 Kunsthistorisches Museum (Wien, Österreich)
€€ (1.000€ - 3.000€)
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  1. Beschreibung
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Beschreibung
Wiener Moamin

Neben seinem eigenen berühmten Falkenbuch ist der sogenannte Wiener Moamin ein weiterer Beleg für die Faszination Kaiser Friedrichs II. für die Kunst der Falknerei. Der Kaiser ließ das arabische Traktat über die Jagd mit Falken und Hunden um 1240 ins Lateinische übersetzen und brachte dabei auch seine eigenen Vorstellungen ein. In Wien wird eine einmalige Prachtausgabe dieser Schrift aus der Zeit um 1275 aufbewahrt, die mit wunderbaren, themenbezogenen Illustrationen ausgestattet ist. Der praktischee Text ist in fünf Bücher gegliedert: Die ersten drei enthalten Grundwissen über Falken und Falknerei inklusive Informationen über übliche Krankheiten der Jagdvögel und deren Behandlung, während sich das vierte und fünfte Buch mit den Jagdhunden befassen. 101 historisierte Initialen begleiten den Text mit Bildern von Vögeln bei der Mauser oder der Jagd in Begleitung eines Falkners, von der Ausbildung und Pflege kranker Falken und von stattlichen Jagdhunden, die mit den Vögeln zusammenarbeiten.

Wiener Moamin - Liber Moamin falconarii de scientia venandi per aves et quadrupedes

Unter dem Begriff Moamin wurde ein arabischer Text zur Falkenjagd berühmt, der aus zwei Werken des 8. und 9. Jahrhunderts zusammengestellt worden war. Kaiser Friedrich II., der große Liebhaber der Falknerei nicht nur als Zeitvertreib, sondern auch und besonders als Wissenschaft, lies dieses Jagdtraktat ab 1240 von Theodor von Antiochia ins Lateinische übersetzen. Es diente ihm als Inspiration zu seinem berühmten Falkenbuch.

Die kaiserliche Leidenschaft für die Falkenjagd

Kaiser Friedrich II. (1194–1250) aus dem Geschlecht der Staufer war König von Sizilien und ab 1220 römisch-deutscher Kaiser. Als Förderer der Kunst und Kultur wurde er vor allem berühmt für sein von ihm verfasstes Falkenbuch. De arte venandi cum avibus wurde zum wichtigsten Lehrbuch über Falknerei und Vogelkunde des Mittelalters. In den 1240er Jahren entstanden, ist es stark beeinflusst von einem weiteren Falknereitraktat, das mit dem Namen Friedrichs II. unmittelbar verbunden ist: dem sogenannten Moamin.

Das Liber Moamin falconarii de scientia venandi per aves et quadrupedes

Das „Buch der Wissenschaft, mit Vögeln und Vierfüßern zu jagen“ war ein antikes arabisches Jagdtraktat. Textteile aus dem Falkenbuch des al-Gitrif und aus vier Büchern des Traktats für den Kalifen al-Mutawakkil wurden im 9. Jahrhundert für den abbasidischen Kalifen in Bagdad zusammengefasst. Autor dieser Handschrift, die heute nicht mehr vollständig erhalten ist, war Mohamed, Sohn Abdallah des Falkners. Theodor von Antiochia, gelehrter Arzt und Astrologe und bereits in Bagdad für den Sultan tätig, übersetzte das Traktat für Friedrich II. Der Kaiser hat diese Übersetzung laut einer Anekdote persönlich überwacht und korrigiert.

Eine einzigartige Prachthandschrift

Der sogenannte Moamin ist unterteilt in fünf Bücher: die drei ersten enthalten grundlegende Kenntnisse über Falken und die Falknerei, zu Krankheiten der Vögel und ihrer Heilung. Das 4. und 5. Buch schließlich beschäftigt sich mit Jagdhunden. Heute noch in 27 Exemplaren erhalten, sind nur zwei davon prächtig illustriert. Der sogenannte Wiener Moamin aus dem Kunsthistorischen Museum entstand um 1275 in Italien. Der Prachtcodex für einen wohlhabenden Auftraggeber ist ausgeschmückt mit 101 historisierten Initialen, jeweils in einem rechteckigen Rahmen und mit kostbarem Gold hinterlegt. Außerdem zieren ornamentale und phantastisch bunte Ranken die Seiten zusätzlich. Die qualitätvollen Illustrationen zeigen die Vögel bei der Mauser oder bei der Jagd und immer wieder im Zusammenspiel mit dem Mensch, die Abrichtung der Tiere und die Pflege kranker Falken. Im hinteren Teil der Handschrift – zu den Jagdhunden - wurden zu einem späteren Zeitpunkt wunderschöne Hunde-Darstellungen ergänzt. Als wunderbare Besonderheit enthält der Wiener Moamin auf zahlreichen Seiten Anweisungen in italienischer Sprache an den Miniaturisten, der den Text so herrlich illustrieren sollte. Ein intimer Einblick in die Entstehung der Handschrift!

Kodikologie

Alternativ-Titel
Latin Moamin
De Scientia Venandi per Aves
Vienna Moamyn
Umfang / Format
108 Seiten / 22,0 × 15,4 cm
Herkunft
Italien
Datum
Um 1240
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Textualis
Buchschmuck
101 historisierte Initialen auf Goldgrund
Inhalt
Abhandlung über die Falknerei
Auftraggeber
Kaiser Friedrich II. (1194–1250)
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Wiener Moamin – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – K 4984 – Kunsthistorisches Museum (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2017
Limitierung: 381 Exemplare

Wiener Moamin – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – K 4984 – Kunsthistorisches Museum (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2017
Limitierung: 99 Exemplare
Detailbild

Wiener Moamin

Falken und Hunde

Die Jagd mit Falken erfordert mehr als einen Vogel und einen großen Lederhandschuh: Der Falkner benötigte auch die Mitarbeit gut ausgebildeter Jagdhunde. Daher gibt es in dieser Handschrift einen Abschnitt, der speziell dem besten Freund des Menschen gewidmet ist. Diese beiden historisierten "S"-Initialen zeigen Falkner, die sich um ihre Vögel kümmern: Während der eine füttert, genießt der andere einige Liebkosungen auf seiner Brust. Neben den beiden goldenen Initialen sind weiße Jagdhunde zu sehen, die sich auf ganz natürliche Weise in der Nähe herumtreiben.

Wiener Moamin – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – K 4984 – Kunsthistorisches Museum (Wien, Österreich)
Einzelseite

Wiener Moamin

Augenkrankheit

Das dritte Buch dieses Textes besteht aus 15 Kapiteln über die Behandlung äußerer Krankheiten bei Falken. Dies ist die erste Seite des Kapitels, was angesichts der Bedeutung der Augen eines Falken für die Jagd nicht verwundert. Ein einzigartiges Merkmal der Seite sind die Marginalien – Ranken aus Rot, Blau und Gold, die einem Gesicht mit einer Maske am linken Rand der Initiale entwachsen.

Die historisierte C-Initiale erstreckt sich über zehn Zeilen und ist von Blattgold umfasst. Sie enthält einen Falkner in üppigen roten Gewändern – ein gemustertes Gewand und einen Hut – , der die Augen seines Falken akribisch inspiziert. Die beiden sitzen vor nachtblauem Hintergrund. Die Krankheit des Falken wird als Albedo in oculis also als „Weißes in den Augen“ bezeichnet, was wahrscheinlich auf ein Hornhautleukom hindeutet.

Wiener Moamin – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – K 4984 – Kunsthistorisches Museum (Wien, Österreich)
Faksimile-Editionen

#1 Der Wiener Moamin (Normalausgabe)

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Limitierung: 381 Exemplare
Einband: Grüner Samt
Kommentar: 1 Band von Baudouin Van den Abeele
Sprache: Deutsch
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#2 Der Wiener Moamin (Echtgold-Ausgabe)

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Sprache: Deutsch
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