Zisterziensische Antiphonalien fĂźr die Abtei Morimondo

Zisterziensisches Antiphonale aus der Abtei Morimondo – CTHS – N. A. Lat. 1410-1412 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)

Zisterzienserabtei Sancte Marie de Morimondo, Mailand (Italien) oder Kloster Morimond, Parnoy-en-Bassigny (Frankreich) — Um 1175

Eine der bedeutendsten Quellen fßr die liturischen Gesänge des Zisterzienserordens im 12. Jahrhundert: Drei zusammengehÜrige Antiphonalien fßr die Zisterzienserabtei Sancte Marie de Morimondo in der DiÜzese Mailand

  1. Ein Antiphonar ist ein liturgisches Buch, das von einem Chor verwendet wird und Antiphonen oder kurze Gesänge enthält, die in der Liturgie verwendet werden

  2. Obwohl Antiphonare gerne von Region zu Region variieren, hält sich dieses Exemplar an den Allgemeinen RÜmischen Kalender

  3. Diese Handschriften enthalten sowohl Gesänge fßr das Sanctorale als auch das Temporale

Zisterziensische Antiphonalien fĂźr die Abtei Morimondo

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Zisterziensische Antiphonalien fĂźr die Abtei Morimondo

Die drei Handschriften, die unter der Signatur NAL 1410-1412 in der Bibliothèque nationale de France bewahrt werden, gehÜren zu den besten und ältesten Zeugnissen des mittelalterlichen Antiphonars, das vom Zisterzienserorden verwendet wurde. Ein Antiphonar ist ein liturgisches Buch, das von einem Chor genutzt wird und Antiphonen oder kurze Gesänge enthält, die in verschiedenen Teilen der Liturgie vorkommen und im Mittelalter von Region zu Region variierten. Eine der Handschriften ist speziell fßr das Sanctorale bestimmt, einen der beiden Hauptzyklen des liturgischen Jahres nach dem Allgemeinen RÜmischen Kalender, eine andere fßr das Temporale. Das Sanctorale besteht aus vom Datum her unveränderlichen Festen wie Weihnachten und den Gedenktagen der Heiligen, während das Temporale, wie der Name schon sagt, aus beweglichen Festen wie etwa Pfingsten besteht. Diese wunderbaren Exemplare dieses Genres wurden um 1175 direkt in der Zisterzienserabtei Sanctae Mariae de Morimondo in der DiÜzese Mailand oder aber in ihrem Mutterkloster im franzÜsischen Morimond geschaffen.

Zisterziensische Antiphonalien fĂźr die Abtei Morimondo

Die im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts entstandenen Zisterziensischen Antiphonalien für die Abtei Morimondo in der Diözese Mailand sind eine zusammengehörige Reihe von Antiphonalien und ergeben gemeinsam ein wunderbares Exemplar dieses wichtigen Generes mittelalterlicher Musikhandschriften mit Notenlinien. Es handelt sich um eine vollständige Handschrift, der später zwei kleine Blätter hinzugefügt wurden und die im 16. Jahrhundert neu gebunden wurde. Der Titel Liber sancte mariae de morimundo mediolan[ensis] dioccesis ist in NAL 1412 zweimal auf fol. 202v verzeichnet, allerdings nicht von der Haupthand geschrieben, weshalb man davon ausgeht, dass auch diese Annotation später hinzugefügt wurde. Diferenciae werden sowohl durch einen Buchstaben als auch durch eine Zahl gekennzeichnet. Der Buchstabe gibt die Tonhöhe an, auf der die Formel endet; wenn mehr als eine Formel auf dieser Tonhöhe endet, wird willkürlich eine Nummer zugewiesen, um sie zu unterscheiden. Die im Index verwendete Foliierung ist diejenige, die im Manuskript von einer modernen Hand in der oberen rechten Ecke der Folios eingetragen wurde. Das Tonar, ein Index, der die verschiedenen Elemente des gregorianischen Gesangs nach ihrem Incipit und dem gregorianischen Modus oder Tonus ihrer Melodien innerhalb des achtstufigen Systems auflistet, ist eine der vollständigsten Quellen, die den in den Zisterzienserklöstern in Österreich, Deutschland und Polen verwendeten sehr ähnlich ist.

Morimondo-Abtei

Die Abtei Sanctae Mariae de Morimondo war ein Zisterzienserkloster etwa 20 Kilometer südwestlich von Mailand, dessen ursprüngliche Backsteinstruktur, die im romanischen und gotischen Stil errichtet wurde, noch heute steht. Sie wurde 1134 als Tochterkloster der Abtei Morimond in der Nähe von Dijon gegründet und ihr Name bedeutet "Stirb der Welt". Die Abtei zog schon bald verschiedene Gönner und Postulanten aus allen Gesellschaftsschichten an, so dass in Morimondo zahlreiche Berufe ausgeübt wurden. Das ** florierende Skriptorium der Abtei** versorgte nicht nur die eigene Bibliothek, sondern stattete auch zwei Tochterhäuser mit Büchern aus. Dieses Manuskript entstand vermutlich unter der Leitung des Abtes Rogerio (gest. 1195). Der Bau der Abtei wurde 1296 abgeschlossen, nachdem er sich immer wieder verzögert hatte. Dies war sowohl auf Streitigkeiten mit dem Klerus eines nahe gelegenen Dorfes als auch auf verschiedene Angriffe auf die Abtei zurückzuführen, als diese in die Kriege zwischen Pavia und Mailand verwickelt wurde: Friedrich Barbarossa (1122–90) und seine Truppen plünderten Morimondo 1161, im Dezember 1237 wurde die Abtei von Truppen aus Pavia angegriffen, wobei mehrere Mönche getötet wurden, und 1245 erfolgte ein weiterer Angriff durch kaiserliche Soldaten. Zu ihrer Blütezeit zählte die Gemeinschaft 50 Mönche und 200 Laienbrüder, heute ist sie ein Museum.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Cistercian Antiphoners for Morimondo Abbey
Antiphonaire Cistercien
Antiphonaires cisterciens du XII e siècle
Herkunft
Italien
Datum
Um 1175
Stil
Sprache
Faksimile-Editionen

#1 Un Antiphonaire Cistercien pour le Sanctoral, XIIe siècle: Paris, Bibliothèque nationale de France, nouvelles acquisitions latines 1412

CTHS – Paris, 1999

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: CTHS – Paris, 1999
Kommentar: 1 Band von Claire MaĂŽtre
Sprache: FranzĂśsisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments N. A. Lat. 1412 (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht mĂśglicherweise nicht dem ursprĂźnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂźgbar!
Preiskategorie: €
(unter 1.000€)

#2 Un Antiphonaire Cistercien pour le Temporal, XIIe siècle: Paris, Bibliothèque nationale de France, NAL 1411

Details zur Faksimile-Edition:

Kommentar: 1 Band von Claire MaĂŽtre
Sprache: FranzĂśsisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments N. A. Lat. 1411 (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht mĂśglicherweise nicht dem ursprĂźnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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