Da Costa-Stundenbuch

Da Costa-Stundenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – MS M.399 – Morgan Library & Museum (New York, USA)

Gent oder BrĂŒgge (Belgien) — Um 1515

Ausgestattet mit 121 wunderbaren Miniaturen und einem der schönsten Kalender des wohl grĂ¶ĂŸten Meisters der flĂ€mischen Buchkunst: Simon Benings frĂŒhes und brillant illuminiertes Meisterwerk als pĂ€pstliches Geschenk an König Manuel I.

  1. Dieses frĂŒhe Meisterwerk von Simon Bening (ca. 1483–1561) enthĂ€lt Kalenderminiaturen, die zu den schönsten aller Zeiten zĂ€hlen

  2. Der portugiesische Humanist Damião de Góis (1502–74) nannte Bening „den besten Meister der Buchmalerei in ganz Europa“

  3. Im Laufe der Jahrhunderte im Besitz von PÀpsten, Königen und Industriemagnaten

Da Costa-Stundenbuch

Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Da Costa-Stundenbuch

Ob handfeste Szenen aus dem landwirtschaftlichen Leben wie das Ausbluten eines Ebers auf den Kalenderseiten oder das mitfĂŒhlende Gesicht Mariens bei der Beschneidung des kleinen Jesus in der Darstellung biblischer ErzĂ€hlungen: Schon nach wenigen der insgesamt 121 Miniaturen dieses FrĂŒhwerks Simon Benings (ca. 1483–1561) besteht kein Zweifel mehr daran, dass Bening einer der „besten Buchmaler Europas“ war, wie schon ein Zeitgenosse ĂŒber ihn urteilte. Mit Bening erreichte die Gent-BrĂŒgger-Malschule ihren grĂ¶ĂŸten Höhepunkt und – nach Erfindung des Buchdrucks – ihre letzte BlĂŒte. Dieses außergewöhnliche FrĂŒhwerk Benings, dem ingesamt ein langes, schaffensreiches Leben beschieden war, war nicht ohne Grund im Laufe der Geschichte im Besitz von PĂ€psten, Königen und Industriemagnaten – davon ganze vier Jahrhunderte lang im Besitz der namensgebenden Familie Da Costa in Portugal, die das kostbare Kleinod von König Manuel I. geschenkt bekamen.

121 strahlende Miniaturen von Simon Bening

Die Buchmalerei erlebte einen ihrer grĂ¶ĂŸten Höhepunkte und zugleich ihre letzte Blüte in der phantastischen Buchmalerkunst der Gent-Brügger Malerschule – große Künstler wie Gerard Horenbout oder Gerard David schufen unvergessliche Meisterwerke. Unzweifelhaft der grĂ¶ĂŸte Meister allerdings ist Simon Bening, dessen Werke zugleich den Höhepunkt und Abschluss der großen niederlĂ€ndischen Buchmalertradition bilden.
Das Da Costa- Stundenbuch ist das wohl grĂ¶ĂŸte Frühwerk dieses Ausnahmekünstlers. WĂ€hrend manche seiner insgesamt 121 strahlenden Miniaturen eine kritische Auseinandersetzung mit jenen Errungenschaften bieten, die die Buchmalerei in den Jahrhunderten zuvor hervorgebracht hat, geben andere bereits einen Ausblick auf die großen letzten Zeugnisse der glorreichen Tradition der niederlĂ€ndischen Buchmalerei.

Simon Bening – ein „Star“ seiner Zeit

Die Buchmalerei lag ihm wohl schon im Blut – denn bereits sein Vater Alexander war ein bekannter Buchmaler, den manche Forscher mit dem Meister des Ersten Gebetbuchs Kaiser Maximilians identifizieren, sein Onkel war der große Maler Hugo van der Goes. Simon Bening wurde um 1483 in Brügge oder Antwerpen geboren; er wurde 1508 in die Buchmalergilde von Brügge aufgenommen – eine im ausgehenden Mittelalter unabdingbare Voraussetzung, um als Künstler tĂ€tig werden zu können. Dennoch ließ er sich in Brügge nicht vor 1519 nieder, vermutlich lebte und arbeitete er bei seinem Vater Alexander Bening, der 1519 starb.
Schon in dieser Zeit, als Simon von seinem Vater ausgebildet wurde, lernte er die Arbeiten anderer Buchmaler wie Gerard Horenbout kennen, mit denen er spĂ€ter noch großartige Handschriften ausmalen sollte. SpĂ€testens um 1525 ist Simon Bening der unumstrittene „Star“ der Buchmalerszene in ganz Europa –wie übrigens sein Zeitgenosse Tizian in der Tafelmalerei. Doch bereits um 1510 ist das Ansehen Simon Benings europaweit groß. Zu seinen Kunden zĂ€hlte auch niemand Geringerer als Kardinal Albrecht von Brandenburg, einer der bedeutendsten Kunstförderer des 16. Jahrhunderts, der die grĂ¶ĂŸten Künstler seiner Zeit wie Albrecht Dürer und Lukas Cranach den Älteren beschĂ€ftigte. 1530 nannte der portugiesische Diplomat und Humanist DamiĂŁo de GĂłis Bening „den besten Meister der Buchillumination in ganz Europa“ – und das zu Recht.
Zu seinen Meisterwerken zĂ€hlen neben dem Da Costa- Stundenbuch auch das Stundenbuch für Kardinal Albrecht von Brandenburg (Privatbesitz), die Genealogischen Tafeln der KönigshĂ€user von Spanien und Portugal (London, British Library, Add. 12531), das Hennessy- Stundenbuch (Brüssel, Königliche Bibliothek, Ms. II. 158) oder die Statuten des Ordens vom Goldenen Vlies (Madrid, Instituto de Don Juan de Valencia). Wie Michelangelo und Tizian wurde Simon Bening sehr alt. Im Jahr 1555 bezahlte er seine letzten BeitrĂ€ge an die Brügger Buchmalergilde im Alter von 71 oder 72 Jahren. Als er 1561 starb, erlosch auch die großartige Tradition der Gent-Brügger Malschule für immer.

Einzigartige Kunstfertigkeit und phantastische Kreationen

Für die Ausstattung des Da Costa-Stundenbuchs war das intensive Wissen Simon Benings um die Bildsprache enorm wichtig – vor allem deshalb, weil die unglaubliche Anzahl an Miniaturen eine große Zahl kompositorischer Modelle verlangte. So benötigte der Codex etwa zwei Zyklen von Bildern zur Passion Christi: die ersten acht für das Passions-Offizium, weitere vier für die Schilderung der Leidensgeschichte bei den vier Evangelisten. Ebenso mussten die vier Evangelisten zweimal erscheinen, einmal als Autoren der von ihnen verfassten biblischen Berichte und ein weiteres Mal zusammen mit ihren Symbolen.
Um diese ikonografischen und kompositorischen Ansprüche zu erfüllen, stützte sich Bening auf Vorlagen, die bis in die Zeit der Herrschaft Herzog Karls des Kühnen von Burgund zurückreichten und schon von Malern wie dem Wiener Meister der Maria von Burgund verwendet wurden. Aber Bening kopierte diese Vorlagen nicht einfach – er entwickelte sie völlig neu und gelangte damit zu einer Meisterschaft, die sich die ursprünglichen Erschaffer niemals hĂ€tten trĂ€umen lassen. Für die nĂ€chtliche Szene der Gefangennahme Christi auf fol. 15v etwa verwendete Bening als Vorlage eine Darstellung des Maximilian-Meisters im Flora-Stundenbuch, verdunkelt die Szene aber dramatisch: nur eine einzelne Fackel beleuchtet das Geschehen.
Das satte Blau, das die Szene dominiert, wird von der grĂŒnen SchmuckbordĂŒre ideal ergĂ€nzt; dieses GrĂŒn findet sich auch in der Szene selbst in verschiedenen Gewandteilen wieder. Benings Versuch, seine Landschaftspanoramen noch eindrucksvoller zu gestalten, manifestiert sich auch in den zwölf ganzseitigen Kalenderminiaturen, die wohl zu den berĂŒhmtesten und qualitĂ€tvollsten Darstellungen der gesamten Buchmalerei gehören.
Schon große Meister der vergangenen Jahrhunderte wie die BrĂŒder Limburg und der Meister Jakobs IV. schufen großartige Kalenderbilder; Bening jedoch perfektionierte diesen Bildtypus revolutionĂ€r: durch ihre landschaftliche Tiefe und die atmosphĂ€rische Gestaltung sind diese Bilder singulĂ€r in der Geschichte der Buchmalerei. Ein hervorragendes Beispiel ist etwa fol. 10v, das Monatsbild September. Schon die Komposition von Vordergrund und Bildmitte ist beeindruckend, doch das niedrige Tal, eingehüllt in einen blauen Dunst, scheint sich in die Unendlichkeit zu erstrecken. TatsĂ€chlich biegt sich der Horizont erdgleich. Diese sich ausbreitende Weite ist ohne jedes Vorbild.

Zur Geschichte der Handschrift

Das Da Costa-Stundenbuch ist eine der ersten von Simon Bening geschaffenen Handschriften. Sein erstes datiertes Werk, das Imhof-Stundenbuch, stammt aus dem Jahr 1511, unser Stundenbuch entstand um 1515 – und es ist eines der ersten Meisterwerke, die für einen spanischen Auftraggeber entstanden sind. Denn das ĂŒbermalte Wappen auf fol. 1v konnte einem Mitglied der portugiesischen Familie SĂĄ zugeschrieben werden. Allerdings weist das darĂŒbergemalte Wappen auf jenen Mann hin, nach dem das Stundenbuch benannt werden sollte: Don Alvaro da Costa, Waffenmeister und KĂ€mmerer des portugiesischen Königs Manuels I. (reg. 1495–1521), den GrĂŒnder des portugiesischen Kolonialreichs.
Eine Familiengeschichte der Da Costa berichtet, dass die Handschrift 1514 von Papst Leo X. an König Manuel I. geschenkt wurde, der sie spĂ€ter Don Alvaro gab. Der Codex blieb dann fĂŒr vier Jahrhunderte im Familienbesitz der Da Costa. 1882 stellte JoĂŁo Afonso Da Costa de Sousa Macedo e Albuquerque (1815–1890) die Handschrift in Lissabon aus. Nach seinem Tod erbte dessen jĂŒngerer Bruder, Luiz Antonio da Sousa Macedo e Albuquerque, das Stundenbuch.
Dann verliert sich die Spur unserer Handschrift kurz, denn sie taucht erst wieder 1905 im Besitz des Londoner Antiquars Bernard Quaritch auf, der sie in diesem Jahr dem aus Philadelphia stammenden Sammler George C. Thomas verkaufte. Dessen Erben wiederum verkauften den Codex 1910 an John Pierpont Morgan.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Da Costa Hours
Umfang / Format
776 Seiten / 17,2 × 12,5 cm
Herkunft
Belgien
Datum
Um 1515
Sprache
Schrift
Gotische Textualis
Buchschmuck
121 brillante Miniaturen, viele ganzseitig, elegante Zierinitialen und Rahmen mit meist floralen Motiven
Inhalt
Stundengebet
Auftraggeber
Papst Leo X. (1475-1521), geboren als Giovanni di Lorenzo de' Medici
KĂŒnstler / Schule
Vorbesitzer
König Manuel I. von Portugal (1469-1521)
Don Alvaro Da Costa (ca. 1470–1540)
Dom JoĂŁo Afonso Da Costa de Sousa Macedo, 1. Herzog von Albuquerque (1815-90)
Bernard Alexander Christian Quaritch (1819–99)
George C. Thomas (1873–1932)

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Da Costa-Stundenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – MS M.399 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2010
Limitierung: 99 Exemplare

Da Costa-Stundenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – MS M.399 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 2010
Limitierung: 381 Exemplare
Detailbild

Da Costa-Stundenbuch

Portrait des Evangelisten Lukas

Der große Simon Bening hat den Evangelisten Lukas in einem Schlafgemach aus dem 16. Jahrhundert als Renaissance-Gelehrten auf einem Stier, seinem Symbol, dargestellt. Er und der Stier tragen einen Heiligenschein. Feine Striche aus Goldtinte wurden verwendet, um seinen Umhang und den stilisierten Faltenwurf zu akzentuieren. Lukas gilt als der erste Ikonenmaler und schreibt zugleich einige der genauesten und zuverlĂ€ssigsten Werke des Neuen Testaments, was sowohl seine historische als auch seine kĂŒnstlerische Bedeutung deutlich macht.

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Einzelseite

Da Costa-Stundenbuch

August: Getreideernte

Auf einem Feld ernten zwei MĂ€nner mit Sichel und Sense Getreide. Links ist eine Frau zu sehen, die das Getreide zu Garben zusammenbindet. Über ihr stapeln sich die Garben schon auf einem Wagen, der von zwei Pferden gezogen wird und einen Feldweg entlangfĂ€hrt. Ein hĂŒgeliger grĂŒner Hintergrund zeigt ein GebĂ€ude in der Ferne, möglicherweise einen Getreidespeicher.

Dies ist ein großartiges Beispiel fĂŒr eine Kalenderseite, eine SpezialitĂ€t von Simon Bening (1483–1561), der diese „Monatsarbeiten“ von formelhaften Bildern zu Kunstwerken weiterentwickelt hat. Bei ihm Ă€hneln sie kleinen TafelgemĂ€lden, wie der dreidimensional gemalte Holzrahmen anzeigen soll. Hier zeigt der Meister seine Talente in einer idealen Hirtenszene auf dem Land: Die farbenfroh gestalteten Bauern wirken sauber und fleißig, wĂ€hrend das Land, auf dem sie arbeiten, fruchtbar und friedlich ist.

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Faksimile-Editionen

#1 Das Da Costa Stundenbuch (Vorzugsausgabe)

Da Costa-Stundenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – MS M.399 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
Da Costa-Stundenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – MS M.399 – Morgan Library & Museum (New York, USA) Copyright Bildmaterial: Ziereis Faksimiles

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Kommentar: 1 Band von Gregory T. Clark
Sprache: Deutsch

Der umfangreiche wissenschaftliche Kommentar wird von Gregory T. Clark erarbeitet. Er beleuchtet die Entstehung und Geschichte der Handschrift ebenso wie ihr historisches Umfeld und enthĂ€lt eine detaillierte Beschreibung der Miniaturen und Initialzierseiten und der gesamten kĂŒnstlerischen Ausstattung.
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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Der umfangreiche wissenschaftliche Kommentar wird von Gregory T. Clark erarbeitet. Er beleuchtet die Entstehung und Geschichte der Handschrift ebenso wie ihr historisches Umfeld und enthĂ€lt eine detaillierte Beschreibung der Miniaturen und Initialzierseiten und der gesamten kĂŒnstlerischen Ausstattung.
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